Rosenheim – Seine Spuren kennt fast jeder: Viele kleine Löcher, aus denen Bohrmehl quillt. In alten Kirchen fühlen sich Holzwürmer besonders wohl, weil es da in der Regel jede Menge Holz gibt.
Die Spitalkirche St. Josef ist in Rosenheim nicht das einzige Gotteshaus, in dem es sich die Insekten gemütlich gemacht haben. Erst vor wenigen Wochen musste bereits die Loretokapelle vom Holzwurm befreit werden und bei der Kirche Heilige Familie in der Kastenau liegt diese Maßnahme auch noch nicht allzu lange zurück.
Zu Sägemehl zerbröselt
Dass auch die Spitalkirche St. Josef in der Innstraße ein Holzwurm-Problem hat, war schon seit gut einem Jahr bekannt. Das ganze Ausmaß des Befalls wurde aber erst jetzt deutlich, als dem Messner beim Reinigen des heiligen Andreas dessen Kreuz entgegenkam und in seinen Händen zu Sägemehl zerbröselte. Dass gerade diese Heiligenfigur so stark beschädigt ist, ärgert Pfarrer Andreas Maria Zach besonders: „Das ist schließlich mein Namenspatron.“ Aber auch bei den anderen Heiligenfiguren gibt es bereits deutliche Spuren. Sogar die Orgel und der Altar wurden in Mitleidenschaft gezogen. Gutachter wurden zurate gezogen und diese kamen zu dem Ergebnis, dass der Schädling sogar im gesamten Gebälk sitzt.
Auslöser für den Befall ist nach Meinung von Pfarrer Zach ein alter Holzschrank, der viele Jahre im Turm lagerte. Da für die Spitalkirche St. Josef seit Längerem eine Generalsanierung im Raum steht, wurde der Turm im vergangenen Jahr schon einmal entrümpelt und von Dreck und Staub befreit. Dabei wurde man dann auch auf diesen Schrank wieder aufmerksam. „Das Ausmaß des Befalls war bei ihm besonders groß“, erzählt Pfarrer Zach. Deshalb glaubt er, mit diesem Möbelstück den „Hauptwohnsitz“ der Holzwürmer gefunden zu haben.
Rund 20 000 Euro wird die Bekämpfung in der Spitalkirche St. Josef kosten. Angesetzt ist die Behandlung des Innenraums mit einem giftigen Gasgemisch für September. Für einige Tage wird dann nicht nur die Kirche selbst für die Öffentlichkeit gesperrt sein.
Auch zwei Anlieger, die unmittelbar neben der Kirche wohnen, sollen während dieser Maßnahme vorsorglich in eine Pension ausquartiert werden. Für die Bereitstellung der finanziellen Mittel kommt die Kirchengemeinde selbst auf.
Wie die Heilig-Geist-Kirche geht auch die Spitalkirche St. Joseph auf eine private Stiftung zurück: Der Rosenheimer Simon Peer ließ sie in den Jahren 1618 bis 1619 errichten. Der Kirchenbau schloss sich an das Bürger- und Armenspital an. Die Figuren wurden von dem Bildhauer Jakob Dibeller angefertigt, das Altarblatt stammt von dem Maler Joseph Anton Höttinger. Die letzte große Renovierungsmaßnahme erfolgte von 1988 bis 1990.