Ausprobiert und miterlebt – Folge sieben: Dart

Dort, wo die Erde noch eine Scheibe ist

von Redaktion

Für lange Zeit war Dart nur in Bars und Pubs bekannt, doch die Sportart wird immer beliebter. Auch in Rosenheim. Für ihre Serie „Ausprobiert und Miterlebt“ hat sich OVB-Volontärin Anna Heise am „Steeldart“ versucht. Zu Besuch bei den Dart-Devils.

Rosenheim – 18 Uhr. Klepperstraße. Zweiter Stock. Billard- und Steeldartverein Rosenheim. Freudig begrüßt mich der 19-jährige Johannes Engel, Abteilungsleiter. Ich versuche, meine Überraschung zu verbergen. Mit einem so jungen Abteilungsleiter hatte ich nicht gerechnet. „Vielleicht bin ich sogar der jüngste in Rosenheim“, sagt er grinsend.

Seit fast zwei Jahren gibt es den Verein „Dart-Devils“ jetzt schon in Rosenheim. Viele kennen die Sportart aus Bars, mit einem Bier in der einen und einem Pfeil in der anderen Hand wird häufig ein anstrengender Arbeitstag beendet. Aber vielleicht ist das auch nur ein Klischee aus Filmen.

Bevor ich mich selbst an der Dartscheibe probiere, gibt mir Engel eine kleine Einführung. Das Wichtigste: Man unterscheidet Steeldart und E-Dart. Größter Unterschied: Beim Steeldart werden Pfeilspitzen aus Metall verwendet, beim E-Dart aus Plastik. Soweit einleuchtend.

Im Vereinshaus ist bis jetzt noch nicht viel los. Im vorderen Bereich wird Billard gespielt, im hinteren hängen neun Dartscheiben an der Wand, über jeder hängt ein Computer. „Unser Verein ist der einzige in der Umgebung“, erklärt Engel. Momentan gibt es 20 Mitglieder. Die Zahl soll sich in den nächsten Monaten aber konstant erhöhen. Der Vorteil der Sportart: „Man muss keine Voraussetzungen mitbringen. Egal ob Jung oder Alt, Dart zieht jeden in seinen Bann“, schwärmt Engel. Ich stehe dieser Aussage noch etwas skeptisch gegenüber und bin mir nicht sicher, ob ich das Vereinshaus als Dartliebhaber verlassen werde.

Engel ist mit Herz und Seele dabei, das merkt man sofort. Aber warum? „Ich finde, es ist ein toller Ausgleich. Man bekommt den Kopf frei und muss an nichts anderes denken“, so der 19-Jährige.

Er reicht mir drei Pfeile. Sie sind winzig, irgendwie hatte ich sie mir größer und schwerer vorgestellt.

Engel beginnt mir die Regeln zu erklären. Er redet schnell. „Jeder Spieler beginnt bei 501 Punkten, wer als erstes mit einem abschließenden Doppelfeld genau auf Null kommt, hat gewonnen“, so der Abteilungsleiter. Die Scheibe hat einen Durchmesser von 45 Zentimeter. Man wirft aus einer Entfernung von 2,37 Meter und die Höhe zwischen „Bulls Eye“ und Boden beträgt 1,73 Meter. Das „Bulls Eye“ ist übrigens der kleine rote Punkt in der Mitte der Scheibe. „Viele denken, dass die Mitte das höchste Feld ist, aber das stimmt nicht“, so Engel. Kleinlaut gebe ich zu, dass auch ich auf das „Bulls Eye“ gezielt hätte. „Das würde nur 50 Punkte geben. Es gibt vier andere Felder, bei denen es eine höhere Punktzahl gibt“, so der 19-Jährige. Zum Glück wurde ich eines Besseren belehrt.

Schnell merke ich, dass Kopfrechnen nicht zu meinen Stärken gehört und Engel in jeder Matheolympiade unter die ersten drei Plätze kommen würde.

„Die Regeln sind an sich nicht schwer, aber das alles anzuwenden dauert schon ein Jahr“, beruhigt er mich. Ich lächle ihm zu, glaube aber nicht, dass sich meine mathematischen Fähigkeiten in einem Jahr verbessern werden. Meinen Vorschlag, jedem Teilnehmer einen Taschenrechner bereitzustellen, lehnte er lachend ab.

Nach der ganzen Theorie bin ich bereit für die Praxis. „Fuß an die Markierung, vorderes Bein durchstrecken, Gewicht verlagern, Arm ruhig halten und werfen“, kommen die Anweisungen vom Abteilungsleiter. Mein erster Pfeil verfehlt die Scheibe. Beim zweiten Versuch läuft es besser.

An einer Scheibe spielen beim Wettkampf immer zwei Teilnehmer. So lange, bis statt der 501 eine null auf dem Computer steht. Ein sogenanntes „Leg“ dauert zwischen zwei und 30 Minuten. „Das hängt von der Spielstärke ab“, erklärt Engel.

Ich fordere den Abteilungsleiter zu einer Partie heraus. Grinsend stimmt er zu. „Jetzt geht es langsam mit dem Rechnen los“, unterbricht er mich nach den ersten Würfen. Auf dem Computer steht eine 90. Ein Profi würde sich jetzt also eine Strategie überlegen, wie man mit den wenigsten Würfen auf Null kommt. Da mir das Überlegen einer Strategie zu kompliziert erscheint, werfe ich munter weiter auf die Scheibe. Das Zusammenrechnen übernimmt der Abteilungsleiter.

Ich verliere drei „Legs“ und gebe die Darts etwas niedergeschlagen zurück. „Übung macht den Meister“, sagt Engel aufmunterend und fügt hinzu: „Vielleicht kommst Du ja noch mal wieder.“

Mehr Infos

Wer sich selber im „Steeldart“ ausprobieren möchte, hat dazu jeden Montag bei einem offenen Turnier in der Klepperstraße 18b die Möglichkeit. Mehr Informationen unter Telefon 0177/2800945.

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