Rosenheim – Walter Leicht präsentierte einige der aktuellen Neuzugänge, darunter zwei schlichte, weiße Herrenhemden. Auf den ersten Blick nichts Besonderes. Aber wie bei vielen Exponaten des städtischen Museums geht es bei ihnen mehr um die Geschichte als um das Erscheinungsbild. Getragen wurden die beiden Hemden von Albert Aschl. Er war von 1926 bis 1965 Stadtarchivar in Rosenheim. Außerdem leitete er das städtische Museum und die städtische Galerie. In der Aschlküche, eins der Glanzstücke im Städtischen Museum Rosenheim, kochte einst seine Familie.
Als das Plastikzeitalter begann
Die beiden Hemden aus dem Jahr 1960 erzählen aber noch eine weitere Geschichte: Sie stehen für den Beginn des Plastikzeitalters. Alle Welt trug damals Nyltest-Hemden, weil sie so schön praktisch waren. Am Abend wurden sie im Waschbecken kurz durchs handwarme Wasser gezogen und dann tropfnass auf einem Plastikbügel über die Badewanne gehängt. Am Morgen waren sie schon wieder trocken und glatt.
Die Kleidungsstücke aus dieser künstlichen „Wunderfaser“ hatten aber auch einen großen Nachteil. „Man schwitzte damit extrem“, erzählte Leicht und erntete dafür gleich aus den Reihen der Besucher mehrfach zustimmendes Nicken. Darum steht für den Museumsleiter fest: „Diese Hemden atmen Stadtgeschichte und genau darum geht es“.
Historikerin Lydia Zellner freut sich außerdem, mit diesen beiden neuen Exponaten den Bestand an Herren-Textilien weiter aufstocken zu können: „Bis jetzt haben wir kaum Herrenbekleidung in unserem Archiv“. Anders als in der Damenwelt wurden bei den Männern Hemden, Hosen und Jacken nämlich in der Regel aufgetragen und dann entsorgt.
In Grün beim Papst und beim G7-Gipfel
Bei der Suche nach Geschichten und Erinnerungen wurde das Museumsteam vor kurzer Zeit auch auf eine Sammelbüchse des Winterhilfswerks aus der Zeit des Nationalsozialismus aufmerksam. Auch dieses Stück ist auf den ersten Blick keine Rarität. „Davon sind noch viele im Umlauf“, weiß Walter Leicht. Doch bei genauerer Betrachtung fällt ein Aufkleber mit der Aufschrift „Finanzamt Rosenheim“ ins Auge: „Damit wird diese Büchse für uns wichtig. Auch sie hat eine Geschichte“, so der Museumsleiter.
Einiges zu erzählen hat auch eine grüne Polizeiuniform, die Leicht den Fördermitgliedern des Museums ebenfalls stolz präsentierte. Die Uniform gehörte dem Polizeipräsidenten Robert Kopp. Nach dem Farbwechsel der Polizeifarbe von Grün auf Blau hat er sie nun dem städtischen Museum zur Aufbewahrung übergeben, samt Daten, wo die Uniform überall getragen wurde: Ein Papstbesuch gehört ebenso dazu wie der Einsatz beim G7-Gipfel auf Schloss Elmau im Jahr 2015. „Es dauert zehn, 20 oder 50 Jahre, aber dann ist auch diese Uniform ein Teil der Rosenheimer Geschichte“, steht für den Museumsleiter fest.
Mitglieder sammeln fleißig mit
Auch die Mitglieder des Fördervereins halten bei der Suche nach weiteren Exponaten stets ihre Augen und Ohren offen. Vorsitzender Franz Weiland präsentierte in der Jahreshauptversammlung den neuesten Kauf: eine Lithografie des bekannten Malers, Illustrators und Karikaturisten Eugen von Baumgarten. Darauf zu sehen ist das Mittertor.
Die Dauerausstellung im städtischen Museum, das im Mittertor beheimatet ist, bietet bei weitem nicht Platz für alle Exponate. Darum lagern die meisten sorgfältig und gut geschützt im Archiv für die Nachwelt. Im Rahmen von Sonderausstellungen werden sie dann und wann der Öffentlichkeit zugänglich gemacht.