Rosenheim – Der Nepomukbrunnen am Max-Josefs-Platz ist der älteste und bekannteste Brunnen Rosenheims. Zwischen 1740 und 1750 ließ ein Freisinger Domherr auf dem ursprünglichen „Fischprunnen“ am Markt- oder Schrannenplatz eine hölzerne Figur des heiligen Johann Nepomuk errichten. Seither heißt dieser beliebte Brunnen Nepomukbrunnen
Der Heilige in seiner typischen Chorherren-Tracht mit spitzengesäumten Chorrock, Pelzumhang und Birett als Kopfbedeckung hält sein Kreuz schützend über den Platz. Fünf Sterne umgeben seinen Kopf. Sie stehen für lateinisch „tacui“ (ich schwieg) und erinnern daran, dass er das Beichtgeheimnis wahrte, als Beichtvater der böhmischen Königin Sophia von Wittelsbach.
Der böhmische Geistliche, der in die Machtkämpfe zwischen König und Kirche geraten war, und 1393 in Prag in der Moldau ertränkt wurde, war 1729 heiliggesprochen worden. Das löste eine Vielzahl von Figuren des Heiligen vor allem auf Brücken aus, ist er doch der Beschützer der Schiffer und Flößer und hilft bei Wassergefahr allgemein. Wie passend für Rosenheim mit seiner Innschifffahrt und dem immer wieder drohenden Hochwasser.
Die hölzerne Nepomukfigur konnte dem Wetter jedoch nur einige Jahre trotzen. Da sie „gennzlichen verfaulet, ist man auf die Gedankhen gefallen, ein solche Statuen von weissem Marmor zu Ehren dises grossen Heyligen und zur Zierde des Marckhts beyzuschaffen“, wie Heimatpfleger Willi Birkmeier in einer Kammerrechnung von 1774 im Städtischen Archiv nachlas (OVB-Heimatzeitungen vom 26. August 2000). Um einen geeigneten Stein zu finden, schickte 1773 die Bürgerschaft als Auftraggeber Felix Pämer nach Tegernsee. Aber der Rosenheimer Bildhauer wurde nicht fündig.
Daraufhin ließ man von dem Steinmetzmeister Joseph Doppler im Himmelreich bei Salzburg aus dem Untersberger Steinbruch „ein Stuckh weissen Marmor sechs Fuß hoch und zwayain halb in quatro, iedoch der schönsten Gattung“ besorgen. Der Steinblock war demnach etwa 1,75 Meter hoch und hatte eine Grundfläche von gut 70 mal 70 Zentimeter, und kostete 31 Gulden.
Probleme bereitete der Transport des gut zwei Tonnen schweren Marmorblocks aus dem Steinbruch bei Fürstenbrunn, südlich von Salzburg, nach Rosenheim. Nur Josef Wagner, ein Lederer aus Aibling, erklärte sich bereit, mit seinem starken Gespann und für 45 Gulden den Transport über die rund 80 Kilometer zu übernehmen. Weitere 31 Kreuzer fielen als Trinkgeld für den Knecht und für Maut- und Wegegeld zu Teisendorf und Traunstein an.
Als ortsansässiger Rosenheimer Bildhauer wurde Felix Pämer mit dem Meißeln der Nepomukfigur beauftragt. Doch da diesem das geeignete Werkzeug fehlte, er arbeitete hauptsächlich mit Holz, und man nach 14-wöchiger Arbeit keinen Erfolg und Fortschritt sah, bezahlte man Pämer 160 Gulden und entließ ihn aus dem Auftrag. Man berief den Salzburger Bildhauer Franz de Paula Hitzl, der nach getaner Arbeit und allgemeiner Zufriedenheit 170 Gulden erhielt.
Zwei Rosenheimer Bürger, Ratsmitglied Florian Veith und Messingverwalter Matthias Ellmayr, spendeten die vergoldeten Sterne um das Haupt des Heiligen und das vergoldete Messingkreuz in seiner Hand. Gut 400 Gulden hatte die elegant bewegte Rokokofigur gekostet; 281 Gulden zahlte das Rentamt, der Rest kam durch Spenden zusammen.
Der Brunnentrog war damals ebenfalls schon rechteckig, wie es Friedrich Wilhelm Doppelmayr auf einer Zeichnung vom 11. Februar 1810 überliefert. Die Stufen fehlten noch und die Figur stand auf einer barock gebauchten Säule.
Seither mussten Brunnen und Nepomukfigur nach Schäden immer wieder repariert werden. Im späten 19. Jahrhundert wurden der Trog und die Säule in Rohrdorfer Granit, einem Kalkstein, und in gotisierenden Formen erneuert. Die Stufen und die Rosenheimer Wappenrose auf der Säule kamen hinzu. Eine weitere große Sanierung war 1904 fällig.
Am übelsten wurde der Brunnenanlage am 24. März 1953 mitgespielt, als ein Holzfuhrwerk der Firma Aicher, das Baumstämme mit bis zu 26 Metern Länge geladen hatte, beim Abbiegen die Nepomukfigur vom Sockel riss. Als schon überlegt wurde, den Brunnen, der mittlerweile zum Verkehrshindernis geworden war, ganz abzureißen, griff Stadtpfarrer Johann Baumgartner ein und wandte sich an Oberbürgermeister Hermann Überreiter. Schließlich ließ die Stadtverwaltung die wertvolle Hitzl-Skulptur aufwendig restaurieren. Dem Heiligen musste der Kopf wieder aufgesetzt und an 22 Stellen mussten Ersatzstücke eingearbeitet werden. Neue Granitsteine für die Stufen ließ man aus dem Bayerischen Wald liefern, und am 14. Juni 1954 kam die Figur des heiligen Johann Nepomuk wieder auf ihren angestammten Platz. Den Brunnen hatte man nun um einen Meter in Richtung Max-Josefs-Platz verschoben, um die vom Brunnen geteilten beiden Fahrspuren der Heilig-Geist-Straße etwas zu verbreitern.
Auf dem Haupt eine papierene Mütze
Vandalismus setzte dem Nepomukbrunnen immer wieder zu. Das OVB berichtete am 26. Juni 1959: „Mit Klosettpapier umwickelt und auf dem Haupt eine papierene Mütze, so traf gestern früh gegen drei Uhr die Streife der Stadtpolizei die steinerne Nepomukstatue über dem Brunnen am Max-Josefs-Platz an. Am Kreuz, das der Nepomuk in der Rechten hält, baumelte eine rote Warnlampe, die von einer Baustelle an der Kaiserstraße entwendet worden war.“ Und Studenten des Holztechnikums fiel 1965 nach einer durchzechten Nacht nichts Besseres ein, als die Nepomukfigur blau anzumalen.
Besonders gefährdet war immer der rechte Unterarm mit dem Kreuz, der mehrfach abgeschlagen wurde, dabei wurde auch das Kreuz öfters entwendet (1960, 1962, 1971, 1972, 1995, 2013). Seit dem letzten Kreuzdiebstahl 2013 hält der Heilige nur noch ein einfaches Holzkreuz in seiner geschundenen Rechten.
Als 1984 Rosenheims „gute Stube“ in eine Fußgängerzone umgebaut wurde, nahm man dies als willkommenen Anlass zur Generalüberholung des Nepomukbrunnens, der durch Wetter und aggressiven Stoff in Luft und Regen deutlich gezeichnet war. Acht Monate war der Brunnen komplett abgebaut und wurde bei der Firma Marmor Roppelt unter der fachgerechten Leitung von Steinmetzmeister Theo Roppelt senior gereinigt und gefestigt. Die Stufen aus Granit mussten komplett neu gemacht und Teile des Brunnentroges ergänzt werden. Am 6. Dezember 1984 kam die restaurierte Heiligenfigur auf den neu aufgestellten Brunnen zurück. Aus der Brunnensäule läuft Trinkwasser. So nimmt der Nepomukbrunnen auch heute noch die ursprüngliche Funktion der Marktbrunnen wahr, die Versorgung der Bevölkerung mit sauberem Wasser.