Rosenheim – Wer Regisseur werden will, braucht neben Talent auch großes Durchhaltevermögen. Die 17-jährige Antonia Lange aus Rosenheim hat beides und kommt damit ihrem Traumberuf Stück für Stück näher. Am kommenden Sonntag bringt sie nun ihr erstes eigenes Werk auf die Bühne – eine neue Version von „Alice im Wunderland“. Gezeigt wird das Fremdsprachentheater ab 18 Uhr im Dachsaal der Freien Waldorfschule Rosenheim.
Wenn Antonia über „Fluch der Karibik“ spricht, kommt sie ins Schwärmen. Mehr noch als der Kinofilm selbst hat sie aber ein Bericht über die Entstehung dieses Werkes fasziniert: „Es ist unglaublich, wie viel Arbeit in so einem Film steckt!“ Die Beleuchtung, die Requisiten, die Spezialeffekte – alles werde bis ins kleinste Detail geplant. „Darauf achten die Zuschauer nicht bewusst, aber der Erfolg eines Werkes hängt zu einem großen Teil von dieser Perfektion ab“, ist sich Antonia sicher.
Derzeit besucht die 17-Jährige die 11. Klasse der Freien Waldorfschule Rosenheim. Dort stehen Theaterstücke regelmäßig auf dem Stundenplan. Auftritte auf der Bühne sind für sie darum schon lange nichts mehr Besonderes. „Schauspiel ist ganz nett“, lautet ihr Fazit. Sehr viel mehr Spaß macht ihr aber die Arbeit im Hintergrund – das Planen, Inszenieren und Realisieren eines Stückes. Bereits im Alter von neun Jahren stand darum ihr Berufswunsch fest: Regisseurin.
Antonia weiß, dass der Weg dorthin nicht einfach ist. Doch die Jugendliche hält an ihrem Traum fest und setzt alles daran, diesen zu verwirklichen. Ihr großes Vorbild ist der Regisseur Tim Burton: „Seine Fantasie, sein Umgang mit den Schauspielern – seine Arbeit ist einfach fantastisch!“
Im vergangenen Jahr reiste die 17-Jährige im Rahmen ihres Betriebspraktikums nach England und arbeitete drei Wochen lang beim Theater „The Vaults“, das seinen Sitz in den Tunneln unter der U-Bahn-Station Waterloo hat. „Eine tolle Erfahrung“, erzählt Antonia. Kurze Zeit später hat sie sich für drei Monate lang vom Unterricht freistellen lassen, um ein Praktikum in der Theaterfabrik Pasing zu machen. Beim Theaterensemble „Viel Lärm um Nichts“ liefen dort gerade die Proben für „Der Irre von Chaillot“ an – für Antonia Lange die ideale Möglichkeit, zum ersten Mal einen tieferen Einblick in die Entstehungsgeschichte einer Theaterinszenierung zu bekommen: „Ich war die Regieassistentin und durfte den Regisseur und Schauspieler Andreas Seyferth bei seiner Arbeit unterstützen.“
Nun hat sie zum ersten Mal selbst ein Drehbuch geschrieben. Als Vorlage diente ihr „Alice im Wunderland“ von Lewis Carol. In ihrer Fassung ist Alice aber nicht mehr sieben, sondern 17 Jahre alt. Beim „Bubbly day“ muss sie zusammen mit ihren Freunde allerlei Abenteuer bestehen.
Gezeigt wird das Stück im Rahmen des Fremdsprachentheaters. Antonia musste ihr Stück darum teils auf Englisch und teils auf Französisch verfassen. „Die besondere Herausforderung war für mich, diesen Wechsel in der Sprache plausibel in das Stück einzubauen“, erzählt sie. Außerdem musste sie 20 Rollen anlegen, damit jeder Klassenkamerad mitspielen kann.
Aktuell laufen die Proben auf Hochtouren. Professionelle Unterstützung kommt von Regisseur Andreas Heimannsberg. Er lässt den Schülern bei ihrer Arbeit größtmögliche Freiheit. Antonia hat darum bereits einen guten Eindruck gewonnen, was es tatsächlich heißt, Regie zu führen. „Man muss vor allem Enthusiasmus mitbringen. Wenn man nicht selbst begeistert ist, kann man auch die anderen nicht begeistern“, so ihre Erfahrung.
In zwei Jahren macht Antonia ihr Abitur. Danach will sie Regie studieren, mit dem Willen, es einmal auch bis ganz nach oben zu schaffen.