Rosenheim – „Das Wohnungselend in Rosenheim. In der letzten Sitzung des Kollegiums der Gemeindebevollmächtigten wurde das alte unerquickliche Thema von der Wohnungsnot in hiesiger Stadt wieder einmal angeschnitten. Zum soundsovielten Male schon! Es hat den Anschein, als sollte in der Frage diesmal wirklich Ernst gemacht werden. Der Antrag Breitenhuber mit dem Dringlichkeitszusatz Holzmayer verlangt die Vorlage bestimmter Vorschläge bis zur nächsten Kollegiumsitzung. Tatsächlich sind in den beiden letzten Jahren in den Kollegiensitzungen zur Linderung der Wohnungsnot schon verschiedene Pläne aufgetaucht, ohne daß es jedoch zu einer Inangriffnahme gekommen wäre. Vor ein paar Monaten noch beschäftigte man sich im Bauamt mit dem Projekt des Einbaus von Kleinwohnung im Pernlohner Stadel (Am Roßacker, Anmerkung der Redaktion) und in der Turnhalle (Kaiserstraße, Anmerkung der Redaktion). Es ist an der Zeit, daß man endlich an die praktische Ausführung dieser Entwürfe herangeht.“
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„Außer Verantwortung der Redaktion. Zigarettenhandel am Bahnhof. Wie man seit einiger Zeit am hiesigen Bahnhof beobachten kann, werden bei den durchfahrenden österreichischen Militärzügen beinahe täglich Zigaretten in sehr großer Anzahl am Zug selbst von weiblicher Hand verhausiert, und somit ein schwungvoller Handel getrieben. Bei den deutschen Militärzügen kann man derlei nie beobachten. Man hat oft große Mühe, einige Stück Zigaretten für seine Lieben im Feld zu erhaschen. Es wäre nur zu wünschen, erfahren zu können, wo diese reiche Tabak- und Zigarettenquelle fließt, um sie mehr der Heimat zu erhalten.“
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„Der Stadtmagistrat wiederholt in der heutigen Nummer sein Ersuchen um freiwillige Ablieferung tragfähiger Männeranzüge im Interesse der einer Bekleidung dringend bedürftigen Arbeiterschaft in den kriegswichtigen Betrieben. Falls die vom Kommunalverbande Rosenheim-Stadt abzuliefernde Anzahl von Männeranzügen durch freiwillige Ablieferung nicht erreicht werden sollte, müßte der Fehlbedarf im Wege mehr oder minder gelinden Zwanges von denjenigen Kreisen aufgebracht werden, die sich im Besitze eines über ihr Standesbedürfnis hinausgehenden Kleiderbestandes befinden. Bemerkt wird noch, daß bei Ablieferung bis 7. Juni ein Zuschlag von 10 Prozent auf den Schätzungspreis bezahlt wird.“
„60000 Mark Schaden verursachte ein Brand, der gestern Vormittag in der sogenannten Puppenklinik an der Innstraße in Rosenheim ausbrach. Zahlreichte Puppen, Stofftiere, verschiedenes anderes Spielzeug und Korbwaren wurden ein Raub der Flammen. 300 Volksschüler, die in der in unmittelbarer Nachbarschaft gelegenen Knabenschule an der Königstraße Unterricht erhielten, mußten das Schulgebäude sofort räumen.“
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„In der gestrigen Sitzung des Rosenheimer Kreistages machte Landrat Georg Knott keinen Hehl daraus, daß aus dem Großbrand in der Panger Filze noch manche Lehren zu ziehen sein werden. „Manche Kritik, die geäußert wurde, mag gerechtfertigt sein. Sie darf aber nicht von Leuten kommen, die nicht an der Brandbekämpfung mitgeholfen, sondern sie nur durch ihre Schaulust und die an den Straßen abgestellten Fahrzeuge behindert haben“, stellte der Landrat fest. Bei dem vier Tage wütenden Brand in der der Panger Filze waren zeitweise über tausend Feuerwehrleute aus den Kreisen Rosenheim Stadt und Land, Bad Aibling, Wasserburg und aus Tirol eingesetzt, darüber hinaus Bundeswehr und Bundesgrenzschutz. Der Landrat hatte den Notstand ausgerufen. 300 Tagwerk sind abgebrannt. Der CSU-Fraktionsvorsitzende Josef Neiderhell führte aus, zu den Schwierigkeiten des Geländes sei hinzugekommen, daß sich die Feuerwehren ihren Weg über Wiesen und Gräben suchen mußten, während kilometerlange Autoschlangen Schaulustiger die Zufahrtsstraßenblockierten.“
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„Rosenheim genoß vor rund anderthalb Jahrzehnten einmal den Ruf, die kinofreudigste Stadt der Bundesrepublik zu sein. Was ist aus diesem Ruf geworden? In der relativen Statistik, die nach einer Formel aus der Zahl der Einwohner einer Stadt, der Kinogänger und der vorhandenen Theatersitzplätze errechnet wird, nimmt Rosenheim immer noch einen beachtlichen Rang ein. Die absoluten Zahlen aber liefern ein weit weniger günstiges Bild. 350650 Besucher passierten nach Auskunft des Stadtsteueramtes 1967 die Kassenschalter der Rosenheimer Lichtspieltheater – das ist weniger als die Hälfte der Rekordbesucherzahl während der einstigen Hochblüte (in der Stadt Rosenheim gab es im Jahr 1968 sogar noch fünf Kinos, die Kammerlichtspiele in der Königstraße, den Centralpalast in der Rathausstraße, den Filmpalast in der Samerstraße, das Roxy am Roßacker und das Capitol in der Prinzregentenstraße. Anmerkung der Redaktion).“
„Das Anrufsammeltaxi-System (AST-System) wird am 1. Juni für das Rosenheimer Stadtgebiet eingeführt. Es löst die Linientaxis ab. ,Damit soll für die Leute eine weitere Verbesserung des öffentlichen Personennahverkehrs erreicht werden, besonders für Senioren‘, meint Sebastian Ranner von den Stadtwerken. Das Neue am AST-System: Nur wenn spätestens 30 Minuten vor der Abfahrtszeit der Fahrtwunsch telefonisch gemeldet wird, kann man mit dem Anrufsammeltaxi mitfahren. Die Taxis fahren dann von den Bushaltestellen bis zur Haustür des Fahrgastes.“
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„Für das Jugendfreizeitgelände laufen alle Ausschreibungen fristgerecht. Nach dem derzeitigen Planungsstand kann Ende Juni mit dem Bau begonnen werden. Die Gesamtkosten belaufen sich auf rund 1,99 Millionen Mark.“
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„Der vierspurige Ausbau der Bundesstraße 15 zwischen Autobahn und Panorama-Kreuzung fand sowohl im Verkehrs- als auch im Bauausschuß zwar jeweils Mehrheiten, jedoch denkbar knappe. Die eine Abstimmung endete mit 6:5, die andere mit 6:4 Stimmen. Während die Befürworter den aus ihrer Sicht besseren Verkehrsfluß hervorhoben, sprachen die Gegner von übermäßigem Landverbrauch und einer überzogenen Liebe zum Auto.“re