Rosenheim – „Wo, bitteschön, san de Sondierungsgespräche?“, fragte sich die Rathausputzfrau angesichts der Tatsache, dass auch in Rosenheim hinter den Kulissen die Postenschacherei begonnen habe. „Aufwacha – Zeit is!“, appellierte Knarr. Denn seine Chefin Gabriele Bauer befinde sich „scho auf der Zielgeraden“.
Die Diskussion um die OB-Nachfolge und die Kandidatensuche bei der CSU bildete einen Schwerpunkt der Rede von Knarr im vollen Saal des Happinger Hofes, wo sich bei Blasmusik von der Kapelle „Am Wasn“ auch Bezirkstagskandidat Günther Wunsam sowie die Landtagskandidaten, Mandatsträger Klaus Stöttner und CSU-Ortsvorsitzender Daniel Artmann, dem Publikum in einer Talkrunde vorstellten (siehe auch Bericht auf Seite 10).
Doch die Rathausputzfrau interessierte eher die Kandidatenauswahl für die OB-Nachfolge. Frech deklinierte sie – wie immer strumpfsockert im bunten Arbeitskittel – alle möglichen und auch einige unmögliche Kandidaten durch. Alle saßen auch im Publikum und nahmen den Spott mit Humor. Knarr hatte mit Verweis auf die tief im Ämterstreit versunkene Bundes-SPD einen Vorschlag für den CSU-Kreisverband Rosenheim: „Do muaß a Parteiversammlung her, denn wenn olle mitschnobeln, kimmt gwiß wos raus.“ Wenn es nicht langsam gelinge, das schleudernde Kandidatenkarussell anzuhalten, drohe die Gefahr, dass Gabriele Bauer im Dschungel-Camp lande und flehe: „Holt mich hier raus!“
Schwindelig wird manchem Rosenheimer nach Ansicht von Knarr auch, wenn er versucht, den politischen Wendemanövern mancher Stadtratsmitglieder zu folgen. Wie ein Fahndl im Wind würden sich einige drehen, wenn es um Themen rund um den eigenen Dorfkirchturm gehe. Sein Fett weg bekam auch das Staatliche Straßenbauamt, dem erst spät aufgefallen sei, dass die Aicherparkbrücke auf dem wackeligen Rosenheimer Seeton zum Stehen kommen müsse. Und natürlich musste auch der politische Gegner – in Rosenheim vor allem die Grünen – Federn lassen. Auch die OVB-Stadtredaktion war vor dem Spott der Rathausputzfrau nicht gefeit. Brenner-Zulaufstrecke, Wasserstreit, Kostenexplosion beim Kuko, Streit um das NVZ, das Eisstadion und die Nachverdichtung sowie die Verkehrspolitik lieferten weitere Steilvorlagen für das Knarr-Kabarett.
Rosenheims CSU-Vorsitzender Herbert Borrmann, der schmunzelnd ebenfalls einige Spitzen gegen seine Person einsteckte, forderte in seiner kurzen Rede mehr Pragmatismus in der Kommunalpolitik: Tun, was machbar ist. Beispiel Kufsteiner Straße, das Topthema der Verkehrspolitik in Rosenheim. Aufgabe sei es, das Beste aus den schwierigen Gegebenheiten zu machen, also einen vierspurigen Ausbau überall dort, wo es geht, mit Extralösungen für die Engstellen. Das Beispiel Äußere Münchener Straße stadtauswärts zeige: Fast durchgehende Vierspurigkeit sei möglich und verbessere den Verkehrsfluss erheblich. Eine einseitige Förderung des öffentlichen Personennahverkehrs mit Anti-Auto-Politik, wie von den Grünen betrieben, stelle eine „Zwangsbeglückung“ dar, die es angesichts der notwendigen Gleichbehandlung aller Verkehrsarten nicht geben dürfe.
Landtagsdirektkandidat Klaus Stöttner unterstrich die Forderung Borrmanns nach einer berechenbaren Politik mit Ausführungen zur geplanten Abschaffung der Straßenausbaubeiträge („Strabs“). Notwendig seien finanzielle Ausgleichszahlungen, damit die Kommunen nicht auf den Kosten sitzen bleiben würden, und die Festlegung von Ausbaustandards, um Luxussanierungen zu verhindern. An Beispielen wie der Mangfallstraße in Rosenheim werde sich zeigen, ob sich die Einstellungen der Anlieger ändern würden, wenn sie nicht mehr mitzahlen müssten.