OVB-PortrÄt der Woche: Roberto Padrevecchi und seine zwei Karrieren

Die Träume des singenden Piloten

von Redaktion

Roberto Padrevecchi (45) hat einen vollen Terminkalender: Hauptberuflich ist der Rosenheimer Flugkapitän. Wenn er nicht über den Wolken unterwegs ist, tauscht er seinen Platz im Cockpit gegen das Studio und den Steuerknüppel gegen das Mikrofon: Padrevecchi ist leidenschaftlicher Sänger.

Rosenheim – Es gibt Menschen, die träumen und es gibt Menschen, die ihre Träumen verwirklichen. Roberto Padrevecchi – groß, schlank, lockige hellbraune Kurzhaarfrisur, sehr gepflegte Erscheinung – gehört zur zweiten Kategorie. Der 45-Jährige hat seinen Traum zum Beruf gemacht: Pilot. Und sich einen zweiten Traum erfüllt: Sänger.

„Schon als Kind hat mich das Fliegen sehr fasziniert“, erklärt der Sohn eines Argentiniers und einer Österreicherin. Mit elf Jahren flog er nach Los Angeles, sein erster Langstreckenflug und der Beginn einer Leidenschaft. Seit 30 Jahren lebt der Halbargentinier jetzt schon in Rosenheim: „Damit darf ich jetzt auch offiziell eine Lederhose tragen“, scherzt Padrevecchi beim Gespräch mit der OVB-Stadtredaktion in einem Rosenheimer Café. Kurz unterbricht er, um einen Milchkaffee zu bestellen. „Mir gefällt es sehr gut in Rosenheim, es ist eine der schönsten Gegenden der Welt.“

Padrevecchi muss es wissen, war er doch schon nahezu überall. „Ich fühle mich sehr wohl hier in Rosenheim. Am liebsten bin ich in den Bergen unterwegs.“ Skitouren und Wandern sind nur einige seiner Hobbys – auch wenn für diese wenig Zeit bleibt.

Seit 20 Jahren ist der Rosenheimer als Pilot tätig, seit 2012 auch als Ausbildungskapitän. „Einfach abzuheben und in die Luft zu steigen, das fasziniert mich nach wie vor“, so der 45-Jährige. Der Rosenheimer liebt seinen Job und schwärmt von vielen schönen Momenten: „An einem trüben Herbsttag die geschlossene Hochnebeldecke zu durchstoßen ist wunderschön, über die Alpen zu fliegen, fasziniert mich immer wieder und natürlich sind die Sonnenuntergänge jedes Mal ein Erlebnis.“

Dennoch heißt es oftmals, dass der Beruf Pilot ein einsamer ist. „Es stimmt zum Teil. Das Fliegen an sich ist natürlich nicht einsam, da wir im Team arbeiten. Allerdings ist es schon schwierig, soziale Kontakte auf Dauer aufrechtzuerhalten“, bedauert Padrevecchi. Seine Route, ändert sich übrigens ständig: „Das ist sehr abwechslungsreich. Ich bin in ganz Europa unterwegs und steige in den verschiedensten Städten aus und habe dort die Gelegenheit, mir etwas anzusehen.“

Deutscher Karaoke-Meister

Von 2000 bis 2006 war er auf der Langstrecke tätig: „Da habe ich alle Kontinente bis auf Australien besucht.“ Orte, die es ihm besonders angetan haben? „Kapstadt, Vancouver, Rio de Janeiro und Hongkong.“

Neben dem Traum vom Fliegen hat sich der Rosenheimer einen zweiten erfüllt: das Singen. „Mein Leben ist sehr vielfältig – dadurch, dass ich, sowohl das Fliegen als auch das Singen ernsthaft betreibe“, sagt er. Drei- bis viermal die Woche greift der sympathische Rosenheimer zum Mikrofon. „Das Singen ist für mich mehr als nur ein Hobby.“ Der 45-Jährige nimmt deshalb auch Gesangsunterricht: „In dem Bereich wird man mit anderen professionellen Sängern gemessen und diesem Anspruch will ich gerecht werden“, erklärt Padrevecchi. Können Passagiere den Piloten also auch manchmal im Cockpit singen hören? „Nein, natürlich nicht“, lacht er und fügt hinzu: „Man kann das nicht wirklich miteinander verbinden, aber die Inspiration kommt natürlich schon von der Fliegerei.“ Warum? „Weil über den Wolken die Freiheit bekannterweise grenzenlos ist“, lacht er.

Im Schulchor des Finsterwalder-Gymnasiums wurde Padrevecchi erstmalig auf sein Talent aufmerksam gemacht: „Ich entwickelte mich zu einer Führungsstimme und habe dann sogar ein Solo beim Frühjahreskonzert im Kuko gesungen.“ Diesen ersten Soloauftritt absolvierte der talentierte Sänger gleich vor rund 1000 Zuhörern. „Das war schon sehr spannend“, erinnert er sich zurück. Die Resonanz war positiv und es folgten weitere Erfolge – wie der Titel des bayerischen und deutschen Karaoke-Meisters.

Stimme wie

Elvis Presley

Seine Stimme ist vergleichbar mit der von Elvis Presley, auch wenn der bescheidene Rosenheimer das niemals über sich selbst sagen würde. Padrevecchi lebt seine Träume: „Der Weg ist für mich das Ziel. Ich weiß nicht, ob ich jemals einen Hit landen werde, aber ich weiß, dass ich mit meinem Gesang Freude bereiten kann.“ Momentan tritt der „Singing Pilot“, wie er sich nennt, vor allem auf Geburtstagsfeiern und Hochzeiten auf: „Das bereitet mir sehr viel Freude und gibt mir unheimlich viel zurück.“

Neben der musikalischen Untermalung festlicher Anlässe, komponierte und produzierte der Künstler auch schon fünf eigene Lieder im Stil des deutschen Pop-Schlagers.

Er trinkt einen weiteren Schluck von seinem Milchkaffee und wirkt zufrieden mit seinem bisherigen Leben. „Ich versuche, meinen Weg zu gehen und eine Inspiration für Menschen zu sein, ihre Träume und Wünsche ebenfalls zu verfolgen.“

Padrevecchi macht das Beste aus jeder Situation: „Alles, was in meinem Leben passiert ist, macht mich zu dem Menschen, der ich heute bin. Ich akzeptiere alles und bin dankbar dafür – egal, ob es positiv oder negativ war.“ Seine Zukunftspläne: Einmal Neuseeland besuchen, ein Holzhaus bauen und an einem Heiligen Abend „Oh Holy Night“ in einer Rosenheimer Kirche singen. Ziele, die darauf warten, vom 45-Jährigen in die Realität umgesetzt zu werden – so wie er es immer tut.

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