Rosenheim – „Der Rosenheimer Schlenklmarkt, zu Friedenszeiten ein Ereignis im Leben unserer Heimatstadt, stand auch heuer wieder im Zeichen des Krieges. Nichtsdestoweniger brachte der Tag einen lebhaften Zulauf der landwirtschaftstreibenden Bevölkerung. Die Vermittlungsbörse im Bräu am Anger amtierte in ,drangvoll fürchterlicher Enge‘. Die Nachfrage nach Dienstboten war natürlicherweise weit stärker als das Angebot. Jugendliche und weibliche Arbeitskräfte herrschten vor, doch fand sich unter ihnen manche stämmige Kraft, die tüchtige Arbeit zu leisten vermag.“
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„In letzter Zeit sind viele Klagen von Eltern und Ehefrauen eingelaufen, daß in den Animierkneipen ein sehr verschwenderisches und unsittliches Leben herrscht. Die Schließung durch das Generalkommando steht in Zukunft allen Geschäften dieser Art bevor, deren Führung und Betrieb zu Klagen in der oben bezeichneten Richtung Anlaß gibt. Im besonderen haben sich die Betriebsinhaber bei Vermeidung der Schließung an folgende Bestimmungen zu halten: Es dürfen nicht mehr weibliche Hilfskräfte angestellt werden, als nach Größe und Art des Betriebes unbedingt notwendig ist. Die Polizeidirektion kann die zulässige Höchstzahl dieser weiblichen Hilfskräfte bestimmen. Die Wirtin und die weiblichen Hilfskräfte haben unauffällige Kleidung zu tragen, jedes Anlocken von Gästen ist zu unterlassen, sie dürfen nicht am Tisch der Gäste Platz nehmen, dürfen nicht mit den Gästen trinken oder sich von ihnen Getränke geben oder bezahlen lassen, nicht in Anwesenheit der Gäste rauchen.“
„Wer geglaubt hatte, über die sattsam bekannte Geschichte vom Spuk in der Rosenheimer Rechtsanwaltskanzlei sei endlich Gras gewachsen, sah sich getäuscht. Eine Boulevardzeitung verstärkte gestern millionenfach den ,verzweifelten‘ Aufschrei: ,Hilfe, es spukt schon wieder‘, den die von eben dieser Zeitung zur ,Jungfrau von Rosenheim‘ ernannte 19jährige Anwaltsgehilfin Annemarie Sch. ausgestoßen haben soll. ,In Rosenheim wackeln wieder die Bilder, tanzen die Möbel und schwingen die Lampen. Diesmal in der Rechtanwaltspraxis Weinzierl!‘, wird in Fettdruck festgestellt. Dazu erklärte Rechtsanwalt Franz Weinzierl senior, seit dem 1. Februar der Lehrherr des Mädchens, mit aller Entschiedenheit: ,Diese Schilderungen sind absolut unzutreffend.‘ “
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„Im Amtsgericht Rosenheim wurde ein Prozeß wegen Beleidigung und übler Nachrede verhandelt, den der SPD-Landtagsabgeordnete Ferdinand Mauler gegen den jetzt parteilosen Stadtrat Heinrich Thunig (früher SPD, Anmerkung der Redaktion) nach der letzten Oberbürgermeisterwahl in Rosenheim angestrengt hat. Thunig behauptete, Mauler hätte gegen den verstorbenen Oberbürgermeister Sepp Sebald, als dieser bereits schwer krank gewesen sei, ein Parteiordnungsverfahren eingeleitet, um die Alleinherrschaft in der Rosenheimer SPD zu bekommen. Sebald war vorgeworfen worden, als Oberbürgermeister zu eigenmächtig zu handeln. Es wurde von ihm verlangt, Beschlußvorschläge, die er im Stadtrat einbringt, vorher mit seiner Fraktion zu besprechen. Daß ein förmliches Parteiordnungsverfahren von Mauler gegen Sebald veranlaßt worden sei, wurde von allen Zeugen verneint. (Das Verfahren erledigte sich schließlich, weil beide Parteien in einem nichtöffentlichen Sühneversuch übereinkamen, die Differenzen zu begraben. Anmerkung der Redaktion).“
Ein Umzug der Stadtbücherei in den Hofbräu könnte nach Ansicht von Oberbürgermeister Dr. Michael Stöcker höchstens eine Zwischenlösung sein. Ziel, das betonte er im Kulturausschuß, muß der Neubau auf dem Salzstadel bleiben. Was sie vom jetzigen Zustand der Bücherei hält (im Postgebäude neben der Nikolauskirche. Anmerkung der Redaktion), darüber nahm Erika Schrimpf-Hill, Leiterin der Staatlichen Beratungsstelle für öffentliche Büchereien im Regierungsbezirk Oberbayern, gegenüber unserer Zeitung kein Blatt vor den Mund: „Das ist eine Bücherei wie eine Suppenküche.“ So in etwa hätte es in caritativen Wärmestuben vor 100 Jahren ausgesehen. Rosenheim sei ,Schlußlicht in ganz Bayern‘.“
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„Die Oberwöhrer Abc-Schützen werden auch in Zukunft nicht in eine eigene Schule gehen. Zwar wächst der Stadtteil ständig, und die Kinderzahl würde auch reichen, um eine eigene, zweizügige Grundschule zu füllen. Doch dann würden die Schulen in Aising und Pang halb leerstehen. Entschieden wurde stattdessen, diese beiden Schulen zu erweitern und den Gedanken an eine neue Schule in Oberwöhr fallenzulassen.“
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„Eine zweite Eisfläche, und zwar so rasch wie möglich, fordern jetzt sowohl CSU- als auch SPD-Fraktion in Anträgen an den Stadtrat. Die CSU geht davon aus, daß eine Fertigbaulösung für fünf bis sieben Millionen Mark zu realisieren ist.“
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„Beim Sechs-Millionen-Mark-Bau an der Pürstlingstraße ging dem Sportverein DJK Rosenheim kurzzeitig finanziell die Luft aus. ,Bei so großen Projekten ist es klar, dass mal Engpässe auftreten‘, so Architekt Carl Schleburg. Rund zwei Millionen Mark hat der Verein schon in die Anlage gesteckt. Als jetzt das Geldpolster etwas dünn wurde, sprang Willi März in die Bresche. Mit 200000 Mark unterstützte er das Bauvorhaben.“
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„Stadtrat und Oberbürgermeister würden den Bau der Straße Panorama-Schweig verschleppen. Mit dieser Klage hatte sich die Bürgerinitiative Aising/Pang an den Petitionsausschuß des Bayerischen Landtags gewandt. Der gab jetzt der Bürgerinitiative recht und sprach sich damit praktisch für den Bau der Straße aus. Darüber hinaus will sich der CSU-Landtagsabgeordnete Adolf Dinglreiter verstärkt um eine Einstufung als Staatsstraße bemühen. ,Ich habe immer schon gesagt, es handele sich um eine Staatsstraße‘, kommentierte dies gestern Oberbürgermeister Dr. Michael Stöcker auf unsere Anfrage. Da müsse man sich doch fragen, warum sich der Staat selbst nicht dahintergeklemmt habe. Die Entscheidung des Ausschusses empfindet er als Einmischung in die inneren Angelegenheiten Rosenheims: ,Das ist ein eklatanter Verstoß gegen die Selbstbestimmung einer Kommune.‘ “re