Neues Buch über „Westerndorf am Wasen“

Kreuz und Kreis faszinierend vereint

von Redaktion

Ein Dorf, das seine Traditionen bewahrt, eine Kirche, die wohl einzigartig ist und Menschen, die sich ihrem Gotteshaus stark verbunden fühlen: das alles ist in Westerndorf am Wasen zu finden. Dr. Evelyn Frick, Hans Demberger und Klaus G. Förg machen in ihrem Werk die Resultate einer spannenden Recherche spürbar.

Rosenheim – Im kommenden Jahr wird die barocke Rundkirche St. Johann Baptist-Heilig Kreuz von Westerndorf am Wasen 350 Jahre alt. Aus dem Anlass des Jubiläums hat das Autoren-Trio ein gemeinsames Buch herausgegeben.

Eingebettet in ein wunderschönes Fleckchen Erde mit dem Mangfallgebirge im Hintergrund liegt Westerndorf zwischen Stadt und Land. Zwar befindet es sich im Bereich des Oberzentrums Rosenheim, bis heute aber hat es seinen ländlichen Charakter erhalten. „Ein Stück Bayern, wie es Defregger, Leibl oder Sperl nicht besser malen und Graf, Thoma oder Stemplinger nicht stimmiger beschreiben hätten können“, so schreibt Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer.

Domkapitular Dekan Daniel Reichel, Pfarrer der Stadtteilkirche „Am Wasen“, spricht von einem unvergleichlichen Glanz, aber auch einer wechselvollen Geschichte. Autor Hans Demberger, Vorsitzender des Historischen und Heimatvereins Pang, bekennt, dass ihn diese Kirche seit seiner ersten Begegnung gefangen hält. Nirgendwo anders sei es so derart faszinierend gelungen, unter einer Zwiebelkonstruktion – vermutlich der größten ihrer Art – einen Bezug zwischen Kreuz und Kreis zu schaffen.

Der ehemalige Lehrer arbeitet seit vielen Jahren an der Erforschung seiner Heimat, dem sogenannten Wasen. In seinem jüngsten Werk blickt er bis auf die ersten Nachweise menschlichen Lebens in der Gegend zurück, die wohl aus der Jungsteinzeit stammen. Urkundlich erwähnt ist der Ort erstmals 1180. Von dieser Epoche an bis heute haben das Dorf und seine Bewohner viel mitgemacht. Kriege setzten den Menschen zu. Mit dem Autobahnbau kamen zwar Arbeit und Geld, andererseits gab es große Einschnitte in die landwirtschaftlich genutzten Felder.

Initiator

war ein Pfarrer

Antworten auf die Frage, woher das kleine Westerndorf schließlich so viel Geld für sein prunkvolles Gotteshaus hatte, gibt Demberger in den Kapiteln zur Baugeschichte, die dem Initiator, Pfarrer Caspar Waldherr, gewidmet sind. Der Geistliche, der aus Rott am Inn kam, war während des Dreißigjährigen Krieges in der Mutterpfarrei Pang eingesetzt. Ihm sei wohl, so der Heimatkundler, zu einem großen Teil die außergewöhnliche Architektur zu verdanken.

„Kreis und Zwölf sind vollkommen“, stellt die Rosenheimer Kunsthistorikern Dr. Evelyn Frick fest. Sie entschlüsselt mit Liebe zum Detail nicht nur die Symbolsprache des Bauwerks, sondern widmet sich zudem der prächtigen Ausstattung des Gotteshauses: angefangen bei Hoch-, Kreuz- und Antonius-Altar samt beeindruckender Heiligenfiguren, über den ältesten erhaltenen Tabernakel der Region bis hin zum prunkvollen Gewölbe mit Stuck. Bildhauer und Baumeister Konstantin Pader steht ebenso im Zentrum wie Maurermeister Georg Zwerger, Maler Andreas Leisperger und Blasius Maß, der wohl bedeutendste Rosenheimer Bildhauer.

Demberger vervollständigt die Innenausstattung inklusive Kanzel, Kreuzweg und Beichtstühlen. Nicht zu vergessen sind das kleine Marien-Gnadenbild der ehemaligen Pfarrangerkapelle sowie die insgesamt 74 Engel, welche das Gebäude zieren. Faszinierend sind die PC-gestützten Darstellungen der gewaltigen, fünfgeschossigen Zwiebelkuppel von Daniel Bliefert und Gerhard Frisch. Die zwei Studenten der Rosenheimer Hochschule haben sich im Rahmen ihrer Bachelor-Arbeiten mit der Konstruktion auseinandergesetzt und sie visualisiert.

Schriftzitate und kuriose Sagen

Gedanken zum Patrozinium und zur Deutung der Schriftzitate in den Apsiden hat Andreas Maria Zach, Pfarrer der Stadtteilkirche Rosenheim-Inn, unter dem Titel „Die Passion Christi in hellem Glanz“ festgehalten. Vom Zwergenvolk aus dem Ruhpoldinger Untersberg, das ebenso in Maria Eck und Umrathshausen nächtliche Gnomenmessen gefeiert haben, berichten kuriose Geschichten und Sagen.

Spektakuläre Bilder aus neuen Perspektiven von Klaus G. Förg zeigen nicht nur den sakralen Bau von seiner schönsten Seite, sondern auch den Ort und seine Menschen. Fesselnd sind daneben die Glasfenster der Pfarrhofkapelle am Widden. Die beiden Scheiben mit Antonius und Maria mit dem Kind sind die einzigen in der Region Rosenheim erhaltenen mittelalterlichen Glasmalereien.

Ein bebilderter Spaziergang durch Westerndorf und die umliegenden Weiler wie Schlipfham, Oberkaltbrunn und Wasserwiesen weckt Erinnerungen an vergangene Zeiten. Zudem schließt sich der Kreis der Ursprünge mit den zahlreichen Eindrücken der schweren landwirtschaftlichen Arbeit, welche die Bauern bis heute verrichten. Prägende Bewohner, wie der ehemalige Panger Bürgermeister Joseph Dräxl oder Georg Gilg senior sind ebenso verewigt wie einige heutigen Besitzer der Anwesen und Höfe.

Ab sofort ist „Westerndorf am Wasen“ (ISBN: 978-3-933708-42-7, 192 Farbseiten, gebunden, 29,90 Euro) an folgenden Orten erhältlich: bei der Bäckerei Mooslechner in Aising, beim Panger Dorfladen, beim Huberwirt in Westerndorf, im Städtischen Museum in Rosenheim, in den Pfarrbüros der Stadtteilkirche „Am Wasen“, im Rosenheimer Buchhandel sowie bei den Geschäftsstellen der OVB-Heimatzeitungen.

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