Rosenheim – Die Kirche St. Martin in Happing war stimmungsvoll nur von vielen Kerzen beleuchtet, auf dem linken Seitenaltar standen die Sterbebilder der bisher verstorbenen Zirkelmitglieder. Während Julitta Fleischmann, die ehemalige Schulleiterin des Ignaz-Günther-Gymnasiums und jetzige Vorsitzende des Akademikerzirkels, die Namen verlas, wurde bei jedem Namen eine Kerze entzündet. Stadtpfarrer Andreas Maria Zach ging in seiner Predigt auf die wärmende Wirkung einer Kerze ein, die menschlicher sei als ein kühles LED-Licht.
Die weltliche Feier fand im Happinger Hof statt. In ihrer Begrüßung ging Julitta Fleischmann auf die Gründe der Gründung des Akademikerzirkels ein: Nach den – auch moralischen – Verwüstungen der NS-Zeit sollte nicht nur ein materieller, sondern auch ein geistiger Wiederaufbau stattfinden, als Gegenpol zum Nationalsozialismus sollten die christlichen Wertvorstellungen verankert werden. Dazu gründeten im Jahre 1947 Dr.-Ing. Martin Beilhack, Pfarrer Georg Lipp und der berühmte katholische Theologe Professor Dr. Michael Schmaus, die aus katholischen Studentenverbindungen hervorgegangen waren, den „Katholischen Akademikerzirkel“, gaben ihm eine Satzung und ein Wappen, das die Ziele des Zirkels verbildlicht: Das Kreuz links oben symbolisiert das Eintreten für katholische Traditionen und christliche Werte, die Eule darunter die Förderung von wissenschaftlicher Bildung durch regelmäßige Vorträge, die sich verbindenden Hände rechts unten stehen für die Pflege der Kommunikation und des Zusammenhalts der Mitglieder, der Löwe mit dem bayerischen Wappen für die Wertschätzung bayerischen Brauchtums, in der Mitte prangt die Rose als Zeichen für Rosenheim als Zentrum des Wirkens des Zirkels.
Fleischmann hob die Offenheit auch für evangelische Christen und die Ökumene hervor und brachte die Zielsetzung des Akademikerzirkels auf den Punkt: Er solle „für eine bessere Welt“ sorgen.
Schülerinnen des Ignaz-Günther-Gymnasiums spielten zusammen mit ihrem Lehrer, Studiendirektor Stephan Robens, ein Gitarrenkonzert von Antonio Vivaldi und den Kopfsatz einer Mozart-Sinfonie, danach hielt Pfarrer Zach den Festvortrag zum Thema „Was glauben wir? Unser Glaubensbekenntnis“. Mit vielen Bildern, vor allem aus der ägyptischen Religion, zeigte er den Ursprung, die Entstehung und Entwicklung des Ein-Gott-Glaubens inmitten von lauter Viele-Götter-Religionen und riss viele theologische Fragestellungen an. Er schloss mit einem leidenschaftlichen Appell für den Dialog mit anderen Religionen, davon erhalte das Christentum seinen Glanz und nicht von einer dogmatischen Verhärtung.
Danach war noch viel Zeit, ganz im Sinne der verbindenden Hände des Wappens des Akademikerzirkels, für gesellige Gespräche. Immerhin waren mehr als zwei Drittel der jetzt 65 Zirkelmitglieder anwesend.