Rosenheim – Mit der Ausstellung „Vermacht, verfallen, verdrängt – Kunst und Nationalsozialismus“ widme sich die Städtische Galerie anlässlich ihres 80. Geburtstags einem „schwierigem Erbe“, sagte Rosenheims Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer zur Eröffnung der Schau.
Die Ausstellung lade dazu ein, „genauer hinzusehen“ auf die Anfänge der Galerie und die Rosenheimer Künstlerszene zur Nazizeit. Sie dankte dem Kunsthistoriker Felix Steffan, der „in unermüdlicher Pionierarbeit Stadtarchiv sowie Galeriedepot durchforstet und die Archivalien und Kunstwerke studiert, analysiert und ausgewählt habe. Es sei eine Ausstellung entstanden, „die nicht plakativ verurteilt und alarmierend den Zeigefinger hebt, sondern dokumentiert, auslotet und die Besucher zum Dialog über die Vergangenheit einlädt“, so Gabriele Bauer.
Diese Ausstellung verstehe sich als Dokumentation. „Vom provinziellen Fallbeispiel Rosenheims“ ausgehend versuche sie, die Kunst zur Zeit des Nationalsozialismus in seiner Gesamtheit begreifbar zu machen, sagte Ausstellungskurator Felix Steffan. Er erklärte auch den Titel der Ausstellung: „Vermacht hat der Kunstsammler Max Bram eine große Zahl regionaler Kunstwerke an seine Heimatstadt. Seine Stiftung im Jahr 1904 bildete die Basis für die spätere Sammlungstätigkeit der Stadt Rosenheim. Bis zu seinem Tod im Jahr 1935 hat er das Wachstum der Rosenheimer Sammlung beeinflusst. Verfallen ist eine Vielzahl regionaler Künstler der nationalsozialistischen Diktatur. Sie bot den Malern und Bildhauern ungeahnte Karriereperspektiven, Verdienste und Erfolge. Verdrängt und vergessen wurde nach 1945 der Werdegang vieler Künstler während der Gewaltherrschaft der Nationalsozialisten.“
Erstellt wurde die Ausstellung, in der aus dem Depot der Galerie unter anderem Bilder bekannter Rosenheimer Künstler wie Constantin Gerhardinger, Anton Müller-Wischin oder Emil Thoma gezeigt und deren Rolle im Nationalsozialismus thematisiert werden, in Zusammenarbeit mit dem Zentralinstitut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München. Privatdozent Dr. Christian Fuhrmeister freute sich über die „Politik der offenen Arme“ in Rosenheim. So hätten er und die Studierenden Archivalien sichten, Werke untersuchen und die Forschungsergebnisse in die Ausstellung und den Katalog einbringen können. Er betonte, es sei die erste umfassende, kritische Aufarbeitung der regionalen Kunstszene.
Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer empfahl besonders den umfangreichen Katalog zur Ausstellung und wies auf das kunstpädagogische Angebot für die Schulen sowie das kulturelle Begleitprogramm hin.
Geöffnet ist die Ausstellung bis 19. November, dienstags bis freitags von 10 bis 17 Uhr, samstags und sonntags, sowie am 3., 27. und 31. Oktober von 13 bis 17 Uhr. rf
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