Interview

„Menschen hinter dem Flüchtling erkennen“

von Redaktion

Kilian Kleinschmidt war für die UNO unter anderem in Somalia und im Süd-Sudan in der Flüchtlingshilfe tätig. Gemeinsam mit Jenny Schuckhardt hat er das Buch „Beyond Survival“ herausgebracht, in dem Schicksale junger Flüchtlinge geschildert werden. Anlässlich einer Lesung in der Stadtbibiothek hat der Autor einige Fragen beantwortet.

Herr Kleinschmidt, wie kamen Sie denn auf die Idee, an dem Buch mitzuwirken?

Frau Schuckhardt hat mich gefragt, ob ich ihr helfe. Sie wusste anfangs nicht viel über das Thema Flucht und ich konnte ihr Kontakte für ihre Interviews vermitteln. Wichtig war auch, dass ich dem Projekt eine Perspektive verschaffen konnte.

Sie haben in Krisengebieten selbst schlimme Erfahrungen machen müssen. Wie hat sich das auf Ihren Beitrag an dem Buch ausgewirkt?

Keiner weiß wirklich, wie Krieg ist, wenn er nicht dort war. Ich glaube schon, dass ich dadurch einen anderen Draht zu den Flüchtlingen habe. Klar habe ich dadurch auch einen anderen Blick auf die Thematik. Aber genau das ist ja Thema unseres Buches: den Menschen hinter dem Flüchtling erkennen.

Sie haben in der Stadtbibliothek Ihr Buch vorgestellt. Wie haben die Menschen dort auf die Thematik reagiert?

Die Stimmung war sehr konstruktiv. Das Thema Migration an sich stellte niemand infrage. Gerade in Rosenheim, wo die AfD zweite Kraft bei der Bundestagswahl wurde, hatte ich mehr Gegenwind erwartet. Stattdessen war man dankbar um die Hintergrundinformationen, die ich bieten konnte, und die Zusammenhänge, die ich erklären konnte.

Welchen Rat haben Sie für die Flüchtlings- und Asylpolitik?

Europa soll sich endlich als Ganzes für Flüchtlinge öffnen. Politik muss wieder mutig werden und für die Menschen einstehen. Es muss klar sein: Von der Einwanderung hängt unser eigener Wohlstand wesentlich ab. Dazu brauchen wir als erstes ein Einwanderungsgesetz, das den Prozess der Eingliederung wesentlich erleichtert. Interview: Antonia Heil

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