Interview mit Georg Schmid, Leiter der Steuerungsgruppe „Fairtrade-Stadt Rosenheim“

Fairtrade stärker bekannt gemacht

von Redaktion

Am 30. September 2016 erhielt Rosenheim im Rahmen einer Zertifizierungsfeier im Rathaus den Titel „Fairtrade-Stadt“. Was hat diese Auszeichnung bewirkt? Ein Jahr danach zieht Georg Schmid, Sprecher der Steuerungsgruppe, im OVB-Interview Bilanz.

Ein Jahr Fairtrade-Stadt Rosenheim: Wie fällt Ihr Resümee aus?

Mein Fazit: Es hat sich einiges getan. Die Steuerungsgruppe hat unter anderem einen Einkaufsführer und die Gründung eines Fördervereines „Fairtrade-Stadt Rosenheim“ vorbereitet. In Absprache mit zwei Firmen wurden der „Faire Rosenheimer Kaffee“ und die „Rosenheimer Stadtschokolade“ ins Leben gerufen. Wir haben uns auch mit einem Fairtrade-Werbestand beim Adventsmarkt der Stadtbibliothek und beim Rosenheimer Stadtfest beteiligt. Darüber hinaus hat Dr. Bernhard Felmberg, Abteilungsleiter im Bundesentwicklungsministerium, einen Vortrag darüber gehalten, was deutsche Entwicklungshilfe leisten kann. Besonders hervorheben möchte ich auch die „Faire Woche“ der kaufmännischen Berufsschule 2 sowie der Landwirtschaftschule, die mit ihren Schülern spezielle Rezepte mit fair gehandelten Produkten entwickelte und in drei Kochkursen anbot.

Was ist Ihr persönlicher Eindruck: Ist es gelungen, den Gedanken des fairen Handels einer breiteren Öffentlichkeit nahe zu bringen?

Durch die Veranstaltungen und Aktionen ist es sicher gelungen, den Fairtrade-Gedanken stärker bekannt zu machen. Positiv herauszustellen ist die Mitarbeit an den Schulen: So wurde das Karolinen-Gymnasium zur Fairtrade-Schule ernannt. Die Grund- und Mittelschule in Westerndorf St. Peter und die Mädchenrealschule führen regelmäßig „Eine Welt“-Aktionen durch und die Waldorfschule hat einen eigenen „Alame“-Kaffee aus Äthiopien kreiert. Auch die Kirchen beteiligen sich: Die katholischen und evangelischen Gemeinden verkaufen Fairtrade-Artikel nach den Gottesdiensten und bei Gemeindefesten und schenken bei Zusammenkünften Fairtrade-Kaffee, -Tees und -Säfte aus. Schließlich geht auch die Stadt mit gutem Beispiel voran: Sie hat sich per Stadtratsbeschluss dazu verpflichtet, bei allen Veranstaltungen im Rathaus sowie im Büro der Oberbürgermeisterin fair gehandelten Kaffee und mindestens ein weiteres Produkt aus fairem Handel zu verwenden.

Was sind die nächsten Ziele der Steuerungsgruppe?

Der vorläufige Einkaufsführer „Fair einkaufen in Rosenheim“, der bisher nur in geringer Auflage erschienen ist, soll nach der für Oktober geplanten Gründung des Fördervereins Fairtrade-Stadt Rosenheim in einem größeren Umfang aufgelegt werden. Weitere Geschäfte und Gastronomiebetriebe, die Fairtrade-Artikel anbieten, sind natürlich eingeladen, sich in diesen Einkaufsführer noch eintragen zu lassen. Mein Wunsch an die Konsumenten: Bitte fragen Sie in den Geschäften und Gastronomiebetrieben nach Fairtrade-Artikeln, da die Waren oft schwer in den Verkaufsräumen zu finden sind. Und mein Wunsch an die Anbieter: Bitte präsentieren Sie die Fairtrade-Waren so, dass der Konsument nicht lange suchen muss.

Was wünschen Sie sich denn für die Fairtrade-Stadt Rosenheim?

Der Titel „Fairtrade-Stadt“ ist vorerst nur für zwei Jahre vergeben. Danach erfolgt eine Überprüfung, ob die Kriterien weiterhin erfüllt sind. Dieses Ziel wollen wir bis zum 30. September 2018 selbstverständlich erreichen. Ein weiterer großer Wunsch wäre, dass sich möglichst viele Schulen, Vereine und Betriebe beteiligen, denn auch in Büros kann Fairtrade-Kaffee oder -Tee getrunken werden. Jeder Schluck hilft den kleinen Produzenten in den Entwicklungsländern. Man sollte nicht vergessen: Fairer Handel ist auch ein wirksames Instrument, um Fluchtursachen zu bekämpfen. Neben Bürgerkriegen und Verfolgung verlassen viele Menschen ihre Heimat, um dem Hungertod zu entgehen. Hunger ist Mord, sagt inzwischen auch Entwicklungshilfeminister Dr. Müller in seinem neuen Buch „Unfair“.

Interview: Heike Duczek

„Faire Woche“ auch in Rosenheim

Für die „Faire Woche“, die vom 15. bis 29. September weltweit stattfindet, plant die Steuerungsgruppe einige Aktionen:

Freitag, 28. September, 18.30 Uhr, im großen Rathaussaal, Vorführung des Films „Weiloisirgendwiazamhängd“.

Samstag, 29. September: Teilnahme mit einem Fairtrade-Stand an der Schmankerlstrraße am Ludwigsplatz.

15. bis 29. September: Plakatausstellung der Berufschule 2 zur „Fairen Woche“, im Foyer des Rathauses gezeigt.

Das gesellschaftspolitische Forum schließt sich mit drei Veranstaltungen im Bildungszentrum St. Nikolaus, Pettenkoferstraße 5, an: Die Anden (Zusammenarbeit mit dem Weltladen): Fairer Handel, Trekking, Schamanismus, Freitag, 6. Oktober, 19.30 Uhr.

Tansania – ein Land im Wandel. Der Stellenwert von Spar- und Kreditvereinen: Dienstag, 17. Oktober, 19.30 Uhr;

Bangladesch: Traditionelle Baukunst aus Lehm und textiles Handwerk: Donnerstag, 16. November, 19.30 Uhr.

Die Altpfadfindergilde von Rosenheim entbuscht vom 26. bis 28. September in Unterwössen zugewachsene Almweiden und spendet den Erlös für eine Schule in Bangladesch.

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