Rosenheim – Heute ist internationaler Tag der Ersten Hilfe. Grund genug, sich noch einmal ins Bewusstsein zu rufen, wie man als Betroffener in Notsituationen richtig agiert. Denn plötzlich geht alles ganz schnell. Reifen quietschen, Scheiben zerklirren und Personen sind verletzt. Erste Hilfe leisten? Wie ging das noch einmal? Die Gedanken im Kopf rasen. Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) versucht, mit Erste-Hilfe-Kursen Angst zu nehmen. „Das Schlimmste ist, nicht zu helfen“, erklärt Michaela Stein vom BRK in Rosenheim. Stein kümmert sich um die Organisation der Erste-Hilfe-Kurse.
Jeder sollte eine Unfallstelle absichern und einen Notruf absetzen können, ist auch Heike Widauer überzeugt. Widauer ist Instruktorin der Ersten Hilfe im Kreisverband Rosenheim. Außerdem ist sie Praxisanleiterin der Notfallsanitäter und Dozentin in der Erwachsenenbildung. „Wenn Sie Zeuge eines Verkehrsunfalls sind, stellen Sie ihr Fahrzeug mit ausreichendem Abstand zum Verkehrsunfall ab. Schalten Sie ihre Warnblinkanlage, ihre Kfz-Innenbeleuchtung und ihr Fahrlicht an“, sagt sie. Weitere Schritte sind: Die Warnweste anziehen und andere Insassen, die nicht helfen, außerhalb des Fahrzeugs hinter die Leitplanke mit Warnweste in Sicherheit bringen. „Verletzen Sie ihre Aufsichtspflicht beispielsweise bei Kindern nicht“, gibt sie als weiteren Ratschlag. Nachdem das Warndreieck gut positioniert worden ist, sei es wichtig, mit Verbandskasten und Einmal-Handschuhen zum Unfallort zurückzukehren. „Verschaffen Sie sich einen Überblick. Liegt eine Gefahr durch Rauch vor? Wie viele Personen sind verletzt? Sind sie ansprechbar?“, schärft Widauer das Bewusstsein. Mit der genauen Position – die sich oftmals über das GPS vom Handy, dem Navigationsgerät oder der Straßennummer ermitteln lasse – gelte es dann den Notruf unter 112 abzusetzen.
„In unseren Erste-Hilfe-Kursen geht es auch darum, eine Notsituation überhaupt erst zu erkennen. Dazu zählen vor allem lebensbedrohliche Situationen wie Bewusstlosigkeit, Herz-Kreislauf-Stillstand, starke Blutungen und sonstige Erkrankungen.“
Alle zwei Jahre sollte man einen solchen Kurs auffrischen. Das empfiehlt zumindest die Berufsgenossenschaft. „Dem können wir uns nur anschließen. Je besser das Grundwissen ist, umso leichter können wir in den Fortbildungsveranstaltungen weitere, optionale Themen ansprechen und trainieren“, so die Instruktorin.
Viel verändert habe sich von dem Inhalt der Kurse in den letzten Jahren nicht. „Nach wie vor gilt bei der Herz-Lungen-Wiederbelebung die goldene Zahlenkombination 30 zu zwei. 30 Kompressionen und zwei Beatmungen. Entweder Mund zu Nase oder Mund zu Mund. Wenn Sie nicht beatmen möchten, dann sollten Sie die Kompressionen durchführen – möglichst solange, bis Sie jemand ablöst.“ Für Unsicherheit sorgen Motorradhelme: Soll man Unfallopfern diese absetzen oder lieber nicht? Die Expertin empfiehlt hier: „Man sollte einem ansprechbaren Motorradfahrer Hilfe bei der Helmabnahme anbieten. Ist der Fahrer bewusstlos, dann muss der Helm zügig abgenommen werden. Kontrollieren Sie, ob der Verunfallte atmet. Wenn ja, dann folgt die stabile Seitenlage. Wenn nein, dann die Herz-Lungen-Wiederbelebung.“
Gerade Frauen fühlen sich in manchen Notsituationen unsicher: Es ist dunkel. Die Gegend ist einsam. Soll man hier helfen? Wenn ja, wie? „Um die gesetzliche Vorgabe zu erfüllen, ist in jeder Situation das Absetzen eines Notrufs ausreichend. Wenn Sie ein ungutes Gefühl haben, dann können Sie nach dem Absetzen in der Nähe bleiben und wenn weitere Helfer eintreffen, ihre Unterstützung anbieten. Bringen Sie sich nicht in Gefahr“, rät Widauer. Ihr Appell lautet: „Denken Sie jedoch an ihre Menschlichkeit.“suh