Rosenheim – Der Markt für E-Fahrräder wächst ständig. Nach Schätzung des Zweirad-Industrie-Verbandes wurden in Deutschland allein im ersten Halbjahr 2017 rund 540000 Elektro-Fahrräder verkauft, bis Ende des Jahres sollen es rund 680000 sein, womit gegenüber dem Vorjahr ein Wachstum von zwölf Prozent zu verzeichnen wäre.
Städte und Gemeinden,in denen der Tourismus eine große Rolle spielt, haben auf den Trend reagiert und kostenlose Ladestationen aufgestellt. Die Gemeinde Seebruck am Chiemsee bietet in ihrem Gebiet allein fünf Stationen mit abschließbaren Ladeplätzen an, 24 Stunden zugänglich und zum Teil mit Schließfächern. Viele Gäste verbringen in der landschaftlich reizvollen Region ihren Urlaub und schwingen sich gern auf den Sattel ihres E-Bikes. Dass sie auf ihrer Tour Ladestationen vorfinden, erwarten sie einfach.
Aber auch in etlichen Städten mit wenig Tourismus hat man die Zeichen der Zeit früh erkannt, beispielsweise im nordrhein-westfälischen Hemer, einer industriell geprägten Stadt mit rund 33000 Einwohnern. Dort haben die Stadtwerke bereits 2014 neben einem Supermarkt eine Ladestation installiert, in der Hoffnung, der eine oder andere werde das Auto zu Hause stehen lassen, mit dem E-Bike zum Einkaufen fahren und die Gelegenheit nutzen, während des Einkaufs die Batterie kostenlos aufzuladen. Dort führt mit dem Ruhr-Lenne-Achter auch ein regional bedeutsamer Radweg vorbei. Aber die Mehrzahl der Nutzer dürften Einheimische sein, schätzt Josef Guthoff, Marketingleiter der Stadtwerke von Hemer. Er rät dazu, für Ladestationen Standorte bei gastronomischen Betrieben zu wählen, diese würden besonders gut angenommen.
Die Rosenheimer Verwaltung hat sich aufgrund eines Antrags der Freien Wähler mit dem Thema beschäftigt. Bis dahin waren drei für die Nutzer kostenlose Ladestationen mit jeweils vier Anschlüssen am Bahnhof und Busbahnhof und im geplanten Fahrradparkhaus vorgesehen. Für jede Station ist mit Ausgaben von 6500 Euro zu rechnen. Der Ausschuss für Umwelt, Energie und Klimaschutz befürwortete im Juli eine weitere Ladestation bei der Touristen-Information am Hammerweg.
In der Sitzung hatte Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer erklärt, die Ladestationen seien nicht vorrangig für heimische Pendler gedacht: „Die normalen Radfahrer aus Rosenheim und Umgebung laden sicher bei sich zu Hause auf.“ Aus Sicht der Verwaltung sind Ladestationen für Elektro-Fahrräder dort sinnvoll, wo das Fahrrad längere Zeit abgestellt wird, also bei der eigenen Wohnung, beim Arbeitsplatz, der Schule sowie bei Umsteigepunkten auf die Bahn. Da die Reichweite dieser Fahrräder inzwischen bis zu 150 Kilometer beträgt, sei für Alltagsfahrten kein dichtes Netz an Lademöglichkeiten notwendig. Fehlende Lademöglichkeiten seien für die E-Biker auch nicht das Problem. Kopfzerbrechen bereite ihnen, dass sie für ihre teuren Fahrräder nicht genügend sichere Abstellmöglichkeiten fänden. Im Sortiment der Händler beginnen die Preise bei etwa 1500 Euro. Liebhaber blättern für ein besonderes Modell aber auch bis zu 8000 Euro hin. Eine sichere Abstellanlage soll bei der Touristen-Information entstehen.
Erste Aufladestation an der Tourist-Info geht heuer in Betrieb
Nutzer könnten auf jeden Fall diejenigen Fahrradfahrer sein, die den Inntal-Radweg verlassen, einen Abstecher in die Innenstadt machen und dann etwa eine Ausstellung im Lokschuppen besuchen oder in einem der Freiluftcafés bei einem Kaffee die Atmosphäre des Max-Josefs-Platzes als „gute Stube“ der Stadt genießen. Die erste E-Bike-Aufladestation soll noch heuer am Standort Tourist-Info in Betrieb gehen, die nächste im kommenden Jahr am neuen Busbahnhof.