Rohrdorf – Die Bauern könnten vor dem Hintergrund ihrer nach eigener Einschätzung „schlechten Phase“ nur eines tun: Für die Landwirtschaft werben. Franz Rottmüller, Teamleiter des Milcherzeugerrings Miesbach, gab den rund 130 Bauern beim Züchtertag der Viehzuchtgenossenschaft (VZG) Rosenheim in Rohrdorf ein Beispiel: das Probemelken, also die Überprüfung der Milch elfmal im Jahr. Die Milch sei damit das am besten untersuchte erzeugte Lebensmittel in Bayern.
Rottmüller versicherte, den Kühen von konventionell und biologisch arbeitenden Bauern gehe es gleich gut. Das sei an den Ergebnissen des Probemelkens zu erkennen. Die Qualität des Futters sei an den Milchwerten mittelbar festzustellen. Unmittelbar würden Gesundheit und Fitness der Tiere quasi monatlich kontrolliert. Rottmüller: „Die Resultate sagen uns sogar, ob die Kuh schonend gemolken wird.“
Ein weiterer kritischer Kommentar an die Adresse der bayerischen Landesregierung kam von Georg Westenrieder, Vorsitzender der Schlachtvieh-Erzeugergemeinschaft, denn trotz des Abratens durch die Landesministerien gebe es die „Genfrei-Vermarktung“ weiterhin erfolgreich, auch wenn sie schwierig sei. Die Infrastruktur, beispielsweise für Direktvermarkter, werde ausgebaut. Weiter berichtete Westenrieder von konstanten Mitglieder- und Vermarktungszahlen.
Zuchtleiter Johann Niedermeier verpasste seinen letzten Züchtertag vor seiner Pensionierung aufgrund einer Krankheit. Hans Stadler übernahm dessen Part, stellte Zuchtstiere vor und erklärte, der Trend zu hornlosen Rindern setze sich fort. Derzeit mache der Bestand entsprechender Bullen in den Besamungsstationen bereits ein Viertel aus. Die Bauern würden auch immer mehr auf Stiere setzen, die noch keine Töchter in der Milchleistung haben.
Zukunftsfähigkeit
der Landwirtschaft
Landtagsabgeordneter Otto Lederer (CSU) sagte, mit der Anwesenheit beim Züchtertag würden die Politiker ihre Wertschätzung für die Landwirtschaft zeigen: „Verordnungen kommen aus den Ministerien, da dürfen wir Politiker nicht mitreden.“ Stellvertretender Landrat Josef Huber erklärte: „Wir müssen den Konsens hinbringen zwischen Verbraucherwünschen, Tierschutz, Naturschutz und Zukunftsfähigkeit der Landwirtschaft. Wir im Landratsamt versuchen den Landwirten so weit entgegenzukommen, wie es geht.“
Georg Lechner, Vorsitzender der VZG Rosenheim, freute sich besonders über die Ehrungen: Je 50 Euro und eine Urkunde erhielten die drei Betriebe, die die meisten Tiere über die VZG auf den Markt schickten sowie die drei Milchbauern, die die höchste Lebensleistung in ihrem Stall vorwiesen. Das sei auch ein Zeichen dafür, dass die Kühe lange leben und es ihnen gut geht. In dieser Kategorie übergab Lechner die Preise an Georg Dinzenhofer aus Hochstraß, Christian Niederthanner aus Zain und Josef Soyer aus Langenpfunzen. Die eifrigsten Marktbeschicker sind die Moosegger GbR aus Kleinholzhausen, die Lechner GbR aus Tödtenberg und Franz Vordermayer aus Stuhlrain.Werner Sperber