Hammer, Meißel und Toilettenpapier

von Redaktion

Lokschuppen Fünf Fragen an den Paläontologen Maganuco zur Saurier-Ausstellung

Rosenheim – Wie kommen Museen eigentlich zu ihren Exponaten? Welche Aufgaben hat der Kurator? Und wie viel Logistik steckt hinter der Organisation einer Ausstellung? Diese und weitere Fragen beantworten die OVB-Heimatzeitungen in einer Serie zur Dinosaurier-Ausstellung im Rosenheimer Lokschuppen.

In der heutigen Folge steht Simone Maganuco Rede und Antwort. Der Paläontologe arbeitet für das Museum für Naturkunde von Mailand in Italien und ist Mitbegründer der Firma Prehistoric Minds. Gemeinsam mit Künstlern, Handwerkern und dem Kurator der Ausstellung „Saurier – Giganten der Meere“ im Lokschuppen, Dr. Bernd Herkner, hat er die 22 spektakulären Saurier-Modelle für den Lokschuppen entwickelt und hergestellt.

Sie erforschen weltweit Saurier. Wie machen Sie das?

Ich reise um die Welt und suche Fossilien. Dazu muss ich in Gebiete gehen, wo es Sedimentgesteine eines bestimmen Alters gibt. Die Orte wählen wir anhand von geologischen Landkarten aus, in denen es Angaben zu den Gesteinen und deren Alter gibt. Oft helfen uns dann auch Einheimische weiter. Sie wissen häufig, wo etwas Sonderbares aus dem Boden herausragt. Auch in alten Sammlungen von Museen kann man aufregende Entdeckungen machen. Manchmal findet man dort versteinerte Knochen, die bisher keiner beachtet hat. Meine Funde untersuche ich, danach tausche ich mich mit anderen Paläontologen darüber aus. Meine Entdeckungen präsentiere ich auf öffentlichen Vorträgen.

Mit welchen Werkzeugen arbeiten Sie bei den Ausgrabungen?

Das gibt es eine Menge an Werkzeugen! Am häufigsten benutze ich einen Geologenhammer und einen Meißel, um Fels zu entfernen. Ab und zu kommt auch ein Presslufthammer zum Einsatz. Mit Schaufeln und Schubkarren schaffen wir Steine fort. Den Steinschutt sieben wir durch, damit wir kein Fossil übersehen. In der Feinarbeit benutze ich sogar hin und wieder eine Zahnbürste zum Freilegen der Objekte. Wir schreiben mit Markern Notizen auf den Fels. Und natürlich vermessen wir mit einem GPS die Position des Fundortes.

Was passiert mit den Fossilien, die Sie finden?

Zunächst müssen wir sie mit einer Hülle aus Gipsmantel und mit Jute schützen. Stabile Fossilien hüllen wir in Toilettenpapier. Dann werden sie in Holzkisten verpackt und mit dem Geländewagen in ein Labor abtransportiert. Dort entfernen wir zunächst den restlichen Fels mit leichten Hämmern und feinen Meißeln – eine Geduldsarbeit. Teilweise untersuchen wir Versteinerungen auch mit Röntgenaufnahmen.

Was war Ihr schönstes Erlebnis auf einer Expedition?

Es ist immer ein magischer Moment, wenn ich ein Fossil finde. Das kommt mir immer vor, als würde ich eine Zeitreise in die Erdgeschichte machen. Das beste Erlebnis war, als ich Knochen vom Spinosaurus gefunden habe. Noch beim Ausgraben bemerkte ich, dass ich einen noch völlig unbekannten Körperteil des Spinosaurus entdeckt hatte. Das war ein tolles Erlebnis – weil meine Kollegen, die sich mit mir freuten, nicht nur Kollegen, sondern auch gute Freunde sind.

Ihre Firma hat 22 Sauriermodelle für die Ausstellung „Saurier – Giganten der Meere“ im Lokschuppen entwickelt und hergestellt. Was war Ihr Lieblingssaurier?

Die Arbeit an den Sauriermodellen war aufwendig und wirklich spannend. Denn nichts ersetzt das Gefühl, neben einem Saurier in Originalgröße zu stehen. Hier war Detailwissen gefragt. Die Haltung des Sauriers, die Haut, die Augen – alles muss stimmen. Ich freue mich über das Ergebnis unserer Arbeit. Unter allen Meeressauriern liebe ich besonders den Archelon. Ich finde diese Meeresschildkröte mit ihren vier Metern Länge so unerwartet groß.

Interview: Albrecht Pfrommer

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