Rosenheim – Seit diesem Jahr gibt es den sogenannten Einschulungskorridor in Bayern. Bei Kindern, die zwischen dem 1. Juli und dem 30. September sechs Jahre alt werden, entscheiden die Eltern, ob sie noch im selben Jahr in die Schule gehen oder erst ein Jahr später. Bisher konnte ein Kind nur durch einen Härtefallantrag zurückgestellt werden, die Entscheidung lag letztlich bei den Schulleitern. An den Grundschulen in Stadt und Landkreis Rosenheim führt die neue Regelung dazu, dass weniger Erstklässler als im Vorjahr am Dienstag mit der Schule starten.
Bei einem Pressegespräch stellte das Staatliche Schulamt Rosenheim die aktuellen Zahlen der Grund- und Mittelschulen für das kommende Schuljahr vor. Demnach gibt es insgesamt 2814 Erstklässler, nachdem im Vorjahr noch 2957 Kinder mit der Schule begonnen hatten. Ebenfalls zurückgegangen ist die Zahl der ersten Klassen: Waren es vor Jahresfrist noch 134 in Stadt und Landkreis, sind es heuer 126. Nahezu unverändert ist hingegen die durchschnittliche Klassenstärke in den ersten Klassen, sie liegt bei 22,33 Schülern (Vorjahr 22,07 Schüler).
359 Kinder fangen
ein Jahr später an
„In 359 Fällen und damit bei knapp der Hälfte der infrage kommenden Kinder haben die Eltern den neuen Einschulungskorridor in Anspruch genommen und ihren Sohn oder ihre Tochter in diesem Jahr noch nicht mit der Schule beginnen lassen“, bilanzierte Schulamtsdirektor Edgar Müller. „Ohne Einschulungskorridor wäre die Zahl der Erstklässler im Vergleich zum Vorjahr sogar leicht gestiegen“, so Müller.
Obwohl es weniger Abc-Schützen gibt, steigt die Zahl sämtlicher Grundschüler im Bereich des Schulamts Rosenheim von 11455 auf 11527 etwas an. In der Stadt Rosenheim allerdings gibt es einen leichten Rückgang von 2196 auf 2138 Schüler zu verzeichnen. Eine minimale Veränderung gibt es bei der Anzahl der Grundschulklassen (von 545 auf 549), die durchschnittliche Klassenstärke an den Grundschulen ist mit 20,97 Schülern genau gleich geblieben.
Einschulungstermin wird 2020 vorverlegt
Für das kommende Jahr kündigte Müller an, dass der Termin für die Einschulung in den März vorverlegt wird und sich die Eltern von „Korridorkindern“ bis zum 10. April entscheiden müssen, ob ihr Kind im September in die erste Klasse geht oder erst ein Jahr später. „Wir geben den Grundschulen damit etwas mehr Planungssicherheit als heuer“, erläuterte Müller.
Mittelschule als Erfolgsgeschichte
Bei den Mittelschulen setzt sich seiner Einschätzung nach die Erfolgsgeschichte fort, die mit der Einführung im Schuljahr 2010/11 begonnen habe. „Wir konnten den kontinuierlichen Schülerrückgang, den es noch zu Zeiten der Hauptschulen gegeben hat, aufhalten und die Schülerzahlen stabilisieren“, führte der Schulamtsdirektor aus. In Zahlen heißt das: Im neuen Schuljahr besuchen 5500 Schüler in Stadt und Landkreis Rosenheim eine Mittelschule, das sind lediglich zehn weniger als im zurückliegenden Schuljahr. Weil die Zahl der Klassen insgesamt von 285 auf 291 steigt, sinkt die durchschnittliche Klassenstärke bei den Mittelschulen von 19,33 auf 18,90 Schüler.
„Wir sehen eine positive Entwicklung im Vergleich zur Hauptschule früher, das Konzept Mittelschule funktioniert“, pflichtete Schulamtsdirektorin Angelika Elsner bei. Das würden auch die Lehrer so sehen, sagte Schulrat Markus Kinzelmann, der im Schulamt für den Bereich Mittelschule zuständig ist und bis 2018 die Grund- und Mittelschule Rott geleitet hat. Weiter aufgewertet wird die Schulform Mittelschule durch die Einführung des Pflichtfachs Informatik, das zunächst in den 5. und 7. Klassen auf dem Stundenplan steht.
Im Rahmen des Pressegesprächs ging Müller auch auf die Personalsituation an den Schulen ein: „Im Vergleich zu früher hat sich die Situation deutlich verändert, wir haben großen Personalbedarf.“ Dessen ungeachtet ist die Grundversorgung für den Unterricht im Bereich des Schulamts Rosenheim gesichert. 1068 Lehrkräfte stehen für das neue Schuljahr zur Verfügung, 693 für die Grundschulen und 375 für die Mittelschulen. 91 Lehrkräfte umfasst die Mobile Reserve für Vertretungseinsätze. „Von diesem Kontingent sind allerdings schon jetzt etwa 50 Prozent für Langzeitvertretungen verplant“, schränkt Angelika Elsner ein.
Eine Herausforderung wird zunehmend auch die Besetzung von Schulleitungsstellen. „Das ist nicht mehr so einfach wie früher, wir haben weniger Bewerbungen“, so Müller. Das liege vor allem an den gestiegenen Anforderungen. Mit der Grundschule Hochstätt und der Grundschule Reitmehring gibt es zwei Schulen, die kommissarisch geleitet werden. Immerhin gibt es laut Müller gute Aussichten, dass sich das in absehbarer Zeit ändern könnte.
Lehrer lernen die digitale Welt kennen
Eine wichtige Neuerung zum Schuljahr 2019/20 betrifft die Digitalkompetenz der Lehrkräfte in Bayern. Im Rahmen einer Fortbildungsoffensive müssen sie fünf onlinegestützte Selbstlernkurse absolvieren. Dabei geht es vornehmlich um ein technisches Grundverständnis der digitalen Welt und die Gestaltung des Unterrichts durch den Einsatz von digitalen Medien.
„Das müssen alle machen, auch die erfahrene Lehrkraft kurz vor der Pensionierung“, unterstreicht Müller. Es sei ja auch komisch, wenn die Schüler in der digitalen Welt aufwachsen und ihr Lehrer sich immer noch aufs Folien auflegen beschränkt.