Rosenheim – „Bildung ist ein zentraler Punkt. Wo sie in armen Ländern der Dritten Welt angeboten wird, sinken rasch die hohen Geburtenraten, eröffnen sich Chancen zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen und wird ein Stück weit die Voraussetzung für Frieden geschaffen.“ Auf diesen kurzen Nenner bringt Rößle den Antrieb für sein Engagement.
Es basiert auf der seiner Meinung nach mehr als respektablen Leistung, die Landkreise, Städte und Gemeinden in Deutschland seit dem Anstieg der Flüchtlingszahlen im Jahr 2015 bei deren Aufnahme und Integration geleistet haben. „Nur Migration hinzunehmen, kann kein Umgang mit den Menschen aus leidenden Ländern sein“, sagte der Landrat im Kreistag und bemühte sich deshalb, den Landkreis Rosenheim ins Boot derjenigen zu holen, die zum Erfolg der Initiative beitragen wollen.
Die Bewegung ist
bundesweit aktiv
Die hatte ihre Wurzeln 2017 in Rößles Landkreis und setzte sich zum Ziel, den Bau von zehn Schulen in Afrika zu ermöglichen. Daraus ist mittlerweile eine bundesweite Bewegung geworden, die mit dem Deutschen Städtetag, dem Deutschen Landkreistag und dem Deutschen Städte- und Gemeindebund alle kommunalen Spitzenverbände als Mitstreiter weiß. Schirmherr ist Bundesminister Gerd Müller, zuständig für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Als „zuverlässigen und vertrauenswürdigen Partner“ nannte er die von Reiner Meutsch gegründete Stiftung „Fly&Help“, Sie besitzt das Spendensiegel des „Deutschen Zentralinstituts für soziale Fragen“ (DZI) und hat seit ihrer Gründung laut Rößle 250 Schulbauprojekte weltweit realisiert – davon etwa 100 allein in den vergangenen beiden Jahren.
Rößles Initiative hat nach dessen Angaben bisher 77 Schulprojekte angestoßen, allein 27 mit Spenden aus seinem Landkreis. „Das hat niemand wehgetan, niemand ist deswegen verarmt“, betonte er. Ganz bewusst setze die Initiative auf Spenden und verzichte auf den Einsatz von Steuermitteln. Basierend auf den bisher gesammelten Erfahrungswerten, geht der Landrat davon aus, dass eine Schule in der Dritten Welt für durchschnittlich 50000 Euro errichtet werden kann.
Viel Lob für
Engagement
50 Millionen Euro will der Landrat mit der deutschlandweiten Initiative für den Bau von 1000 Schulen auftreiben, nach dem Kreistagsbeschluss kann er auch mit Geld aus dem Landkreis Rosenheim rechnen.
In der Debatte erfuhr der Gast aus dem Schwäbischen viel Lob für sein Engagement. „Man merkt, dass Sie für diese Sache brennen“, sagte CSU-Fraktionssprecher Felix Schwaller. Werner Gartner (SPD) dankte Rößle ausdrücklich. „Das ist gut angelegtes Geld. Nur solche Hilfen wirken langfristig. Hilfe für Asylsuchende ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein“, so der Kreisrat.
Während Josef Fortner von der ÖDP von einer „Supersache“ sprach, warnte seine Parteikollegin Christine Mehlo-Plath davor, aktuelle Nothilfe für Asylsuchende gegen langfristige Hilfen für die Dritte Welt auszuspielen. Da platzte nicht nur Priens Bürgermeister Jürgen Seifert (Parteiunabhängige) schier der Kragen. „Es ist unfair, jemand, der Ursachen angehen will, mit anderen Dingen förmlich zu erschlagen.“ Seifert verwies darauf, dass es für das Überleben eines kranken Baumes auch nicht ausreiche, ständig nur dürre Äste abzuschneiden. „Da muss man sich mit seinen Wurzeln und dem Nährboden befassen.“
Auch Otto Lederer (CSU) wollte den Einwurf von Mehlo-Plath nicht unwidersprochen lassen. „Ich bin froh, dass es Organisationen gibt, die zertifiziert sind und in Afrika helfen.“
Da befand er sich im Einklang mit Landrat-Stellvertreter Josef Huber (CSU). „Das ist eine gute Sache. Trotzdem wollen wir damit nicht unseren Haushalt belasten. Der Landkreis will sich aber bemühen, mit seinem guten Namen Spenden für die Initiative aufzutreiben.“ Ein Versprechen, für das Rößle herzlich dankte. „Wir retten damit nicht die Welt, aber wir leisten einen kleinen Beitrag zur Entwicklungshilfe“, sagte der Landrat.