Rosenheim – Die Frühjahrsbelebung am Arbeitsmarkt macht sich auch in der Region bemerkbar: „Die Zahl der Arbeitslosen ist von 8330 im Februar auf 7570 zurückgegangen“, stellte Dr. Nicole Cujai, Chefin der Rosenheimer Arbeitsagentur, jetzt die aktuellen Zahlen vor. „Wir haben damit erneut ein Rekordtief bei der Zahl der statistisch erfassten Arbeitslosen. Unsere Region boomt.“
Für den Zeitraum von Mitte Februar bis Mitte März heißt das in Zahlen: 3230 Männer und Frauen haben sich aus der Arbeitslosigkeit abgemeldet, davon 1560 in Arbeit und 530 in diverse Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen. Im gleichen Zeitraum haben sich 2480 Personen neu oder erneut arbeitslos gemeldet. Das Saldo aus den Zu- und Abgängen ergibt ein deutliches Minus und bedeutet, dass jetzt im März um 750 Arbeitslose weniger gemeldet waren als im Februar.
Zahlreiche Wiedereinsteller
Viele Wiedereinsteller, das sind Arbeitnehmer, die von ihrem Arbeitgeber mit der Entlassung gleichzeitig eine Wiedereinstellungszusage bekommen hatten, haben ihre Arbeit wieder aufgenommen und beendeten dadurch ihre Arbeitslosigkeit. Dies gilt im Besonderen für Beschäftigte des Bauhaupt- und Baunebengewerbes sowie des Garten- und Landschaftsbaus.
Vormals Beschäftigte der Forstwirtschaft und des Hotel- und Gaststättengewerbes warten nach den Erfahrungen der Bundesagentur für Arbeit zum Teil noch auf den Rückruf durch den Arbeitgeber und sind daher weiterhin arbeitslos gemeldet. „Ostern liegt zwar heuer relativ spät, wir gehen aber davon aus, dass spätestens zu den Osterfeiertagen auch die Hotels, Gasthäuser und Pensionen ihren gewohnten Mitarbeiterstamm wieder an Bord geholt haben. Je nach Witterung geschieht dies auch früher“, sagt Cujai.
Die Arbeitslosenquote ist mit einem Minus von 0,3 Prozentpunkten von Februar auf März bereits wieder deutlich auf 2,5 Prozent zurückgegangen und ist damit so niedrig wie noch nie im März. Im Vorjahr lag die Arbeitslosenquote bei ebenfalls niedrigen 2,8 Prozent.
Die Wirtschaft im Bezirk der Arbeitsagentur, die die Stadt Rosenheim sowie die Landkreise Rosenheim, Miesbach und Bad Tölz-Wolfratshausen umfasst, „läuft trotz einiger Turbulenzen gut und wird getragen von der ausgesprochen guten Auftragslage des Bau- und Ausbaugewerbes mit den dazugehörigen Gewerken“. Auch die Metall- und Elektrobranche, einschließlich der Autohäuser, stehe positiv da. Laufend gesucht werden laut Arbeitsagentur von Kliniken, mobilen Krankenpflegeanbietern und Altenheimen Hilfs- und Fachkräfte für die gesamte Palette der Pflege- und Gesundheitsberufe. Außerdem liegen Stellenmeldungen für den Bereich Tourismus, Hotel- und Gaststätten vor, verstärkt für den bevorstehenden Saisonstart, aber auch ganzjährig.
Im Berichtszeitraum wurden der Agentur für Arbeit 970 sozialversicherungspflichtige Arbeitsstellen gemeldet. Das ist zwar ein deutliches Minus gegenüber dem Vormonat und auch gegenüber dem Vorjahr (minus 26 Prozent, beziehungsweise minus 38 Prozent), aber am statistischen Zähltag im März gab es fast 5000 zu besetzende Arbeitsangebote, davon 4730 sozialversicherungspflichtige. Neueinstellungen erfolgen zwar in der Regel direkt, allerdings häufig mit einer längeren Laufzeit, da der zu hundert Prozent passende Mitarbeiter für eine speziell zu besetzende Stelle nur noch schwer zu finden sei, sagt Dr. Cujai.
Auch in puncto Ausbildungsmarkt hat die Agentur für Arbeit eine erste Zwischenbilanz gezogen: Seit Oktober vergangenen Jahres haben sich 2480 Buben und Mädchen für eine betriebliche Ausbildung vormerken lassen, über 200 weniger als im letzten Jahr um diese Zeit. Aktuell suchen noch 1440 Jugendliche für den Herbst eine Lehrstelle. Auf der Stellenseite sieht es wie folgt aus: 3000 Ausbildungsstellen wurden von Industrie- und Handwerksbetrieben, Verwaltungen und den so genannten freien Berufen wie beispielsweise Ärzten, Rechtsanwälten, Steuerberatern der Agentur für Arbeit gemeldet. 1720 davon sind noch zu besetzen.
Realschüler erwägen FOS-Besuch
„Die Situation ist gut, und die Jugendlichen haben beste Chancen eine betriebliche Ausbildungsstelle zu bekommen. Gerade bei Realschülern fällt uns auf, dass für sie nicht unbedingt der Start in einen Beruf an erster Stelle steht“, kommentierte Cujai die Zahlen. „Viele möchten ein Jahr überbrücken oder erwägen den Besuch der Fachoberschule (FOS).“
Die Erfahrung zeigt aber auch, so die Chefin der Arbeitsagentur weiter, dass gerade die jungen Menschen, die sich nicht oder nicht rechtzeitig mit ihrer Berufswahl auseinandersetzen, dann im Dezember dastehen, mit der FOS nicht weiterkommen und ihre mögliche Traumlehrstelle dann natürlich auch weg sei.
Cujai: „Ich möchte daher alle Jugendlichen – auch ältere, die bis dato nach der Schulzeit nur gejobbt oder ein Studium abgebrochen haben – ermuntern: Nutzt die gute Lage und beginnt mit einer betrieblichen Ausbildung.“