Neue Hoffnung für Raphi

von Redaktion

Fortsetzung von Seite 9

…aus dem Herbst vergangenen Jahres. „Mit der nun etwas veränderten Car-T-Zell-Therapie hoffen wir, dass sich auch die Nachhaltigkeit der Maßnahme einstellt.“ Nachhaltigkeit, die im besten Fall sogar eine endgültige Heilung für den kleinen Buben mit den großen Kulleraugen bedeuten könnte.

Möglichen Kritikern, die bei derartigen Therapien aufgrund des Eingriffs in die Zellstruktur ethische Vorbehalte ins Feld führen könnten, will der Experte bereits im Vorfeld den Wind aus den Segeln nehmen. „Wir greifen damit nicht ins Erbgut von Raphael ein“, erklärt der Klinikdirektor. Weshalb sich besagte Therapie maßgeblich von der mutmaßlichen Genmanipulation chinesischer Wissenschaftlern an Embryos unterscheide, die noch vor wenigen Tagen weltweit für einen Sturm der Entrüstung gesorgt hat. „Da ist das Risiko, das durch weitere Vererbung entstehen könnte, überhaupt nicht abzusehen“, sagt der Mediziner. Der Klinikdirektor sieht bei dem Fall in China „alle ethischen Grenzen überschritten“.

Ethische Fragen, die für Familie Fischer keine Rolle spielen werden. Sie wollen einfach nur, dass ihr kleiner Bub die Chance erhält, ein gesundes Leben zu führen. Auch wenn Raphis Papa Andreas natürlich weiß, dass die kommenden zwei Wochen extreme Risiken für den kleinen Körper bergen. So kann die Therapie mitunter sogar zu lebensbedrohlichen Entzündungen führen. Fischer: „Wir glauben daran, dass alles gut gehen wird.“

Tretauto auf dem Wunschzettel

Das Weihnachtsfest wird die ganze Familie Fischer jedenfalls bei ihrem kleinen Schatz in der Münchner Kinderklinik verbringen. „Raphael hat dem Christkind einen Wunschzettel gemalt und wünscht sich vor allem ein kleines Tretauto, in das er sich reinsetzen kann. Und eine Tür zum Auf- und Zumachen muss es auch haben“, sagt Andreas Fischer und lacht. „Ich gehe schon davon aus, dass das Christkind diesen Wunsch erfüllen wird.“

Natürlich wird es an Heiligabend, wenn die Fischers in Raphaels Krankenzimmer beisammen sitzen, auch für alle anderen Familienmitglieder Geschenke geben. Der größte Wunsch der Aschauer ist allerdings bereits im Vorfeld des Festes erfüllt worden: eine erfolgversprechende Therapie für ihren kleinen großen Kämpfer.

Veränderte Zellen bekämpfen den Krebs

Mit der sogenannten Car-T-Zell-Therapie – Car-T steht dabei für „chimäre Antigenrezeptor-T-Zelle“ – erhoffen sich Mediziner ein schlagkräftiges Mittel gegen bestimmte Tumorarten, beispielsweise gegen den Blutkrebs. Dabei werden dem Patienten weiße Blutkörperchen entnommen und daraus die T-Zellen extrahiert. In diese wird anschließend ein inaktives Virus eingepflanzt, das dafür sorgt, dass ein Eiweiß entsteht, das sich an der Oberfläche der Zelle anhaftet und wie eine Antenne wirkt. Werden diese Car-T-Zellen dann dem Patienten über eine Infusion verabreicht, spüren die Antennen die Krebszellen auf, docken sich an diese an und zerstören sie. Weiterer positiver Effekt: Die Car-T-Zellen können sich im Körper vermehren und so ein Schutzschild gegen den Tumor aufbauen. Lange hatten Ärzte hierzulande darum gekämpft, dass eine derartige Therapie auch in Deutschland möglich wird. Mit Erfolg: Seit Anfang Oktober ist die Car-T-Zell-Therapie zugelassen. Dadurch wird die mehrere 100000 Euro teure Therapie von der Krankenkasse übernommen.mw

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