Aschau – Wie nahe Hoffen und Bangen, Leben und Tod beieinanderliegen, hat die Aschauer Familie Fischer in der Woche vor dem ersten Advent – wieder einmal – am eigenen Leib erfahren. „Wir wussten nicht, ob es Raphael wirklich schafft“, beschreibt Andreas Fischer (46), wie es noch vor wenigen Tagen um seinen dreijährigen Sohn stand, der an einer besonders aggressiven Form der Leukämie leidet. Doch der süße Bub hat sich erneut mit seiner ganzen Kraft gegen die tödliche Erkrankung gestemmt. Und bekommt nun ab heute in München die Chance auf eine Therapie, die zwar riskant ist, aber dem süßen Buben die Chance auf Leben verspricht.
Das Martyrium, das Raphael in seinen noch so jungen Jahren bislang ertragen musste, reicht normalerweise für mehrere Leben: Bereits im Alter von fünf Monaten wurde bei dem Blondschopf die akute lymphatische Leukämie (ALL), eine besonders schwere Form des Blutkrebses, diagnostiziert. Es folgten Chemotherapien, Antikörperbehandlungen und Knochenmarktransplantationen, die letztlich erfolglos blieben.
Therapie erst
jüngst zugelassen
Erst die neuartige, in Deutschland bis vor wenigen Wochen nicht zugelassene CAR-T-Zell-Therapie (siehe Kasten auf Seite 10), die der heute Dreijährige Ende 2017 im US-amerikanischen Seattle bekam, nährte bei Familie Fischer die Hoffnung auf Heilung. Der Bub galt als krebsfrei, ehe am Karfreitag der Rückschlag erfolgte: Mama Margit (44) hatte an Raphaels Leiste eine kleine Schwellung festgestellt. Wenige Tage später die traurige Gewissheit: der Krebs war zurück (wir berichteten).
Doch die Aschauer Familie gab nicht auf. In der Haunerschen Kinderklinik ließ der Bub erneut eine Antikörpertherapie über sich ergehen, die zwar keine Heilung versprach, den Krebs aber zunächst zurückdrängte. Ein Wettlauf gegen die Zeit – denn ohne erfolgversprechende Therapie würde der Bub irgendwann den Kampf gegen die Leukämie verlieren.
Die hoffnungsvolle Nachricht erreichte die Aschauer Familie dann Anfang Oktober: Ein Pharmaunternehmen hatte für die Aufbereitung der T-Zellen zu Car-T-Zellen die Zulassung in Deutschland erhalten. Was wiederum zur Folge hat, dass nun auch in Deutschland in wenigen Fachzentren diese Therapieform angeboten werden kann. Eines der Zentren: die Haunersche Kinderklinik in München.
Dort ist Raphael seit Donnerstag untergebracht und wird auf die Therapie, die heute mit der Infusion der Car-T-Zellen starten soll, vorbereitet. „Bevor wir in die Klinik gefahren sind, kam am Mittwochabend noch der Nikolaus zu uns nach Hause“, erzählt Papa Andreas Fischer. „Das war für uns eine richtig schöne Familienfeier.“ Unter anderem gab‘s von „Nikomaus“, wie ihn Raphael nennt, eine CD mit Weihnachtsliedern, die nun stundenlang das Krankenzimmer des Dreijährigen in der Münchner Klinik beschallt.
„Gerade geht‘s dem Kleinen richtig gut“, sagt der 46-Jährige gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. Und auch der Familienvater merkt, wie die Anspannung der vergangenen Tage bei ihm selbst nachlässt, nachdem es jetzt endlich mit der Therapie losgehen wird.
Denn ob es Raphi, wie er von seinen beiden größeren Brüdern liebevoll genannt wird, überhaupt bis zur Therapie nach München schafft, war alles andere als gewiss. „Vor zwei Wochen hat er einen so extremen Leukämieschub bekommen, dass wir mit dem Schlimmsten rechnen mussten“, erinnert sich der Malermeister an die dramatischen Tage zurück. Doch Raphael hat wieder einmal bewiesen, dass er leben will. „Selbst in den schwersten Zeiten lacht er und hat so viel Freude“, beschreibt Papa Andreas den unbändigen Willen, den sein Sohn an den Tag legt.
Klinikleiter
ist optimistisch
Eine Eigenschaft, die maßgeblichen Anteil an einer erfolgreichen Therapie haben kann, wie Prof. Dr. Christoph Klein, Direktor der Haunerschen Kinderklinik, gegenüber unserer Zeitung betont: „Er hat die körperliche Konstitution und vor allem den Willen, der einen großen Einfluss darauf hat, dass die Therapie gut anschlagen kann“, sagt der Mediziner, der die Maßnahme, die erstmals überhaupt in München Anwendung finden wird, begleitet. „Wir können natürlich nie versprechen, dass die Behandlung anschlägt, sagt der Klinikleiter, aber „wir sind optimistisch“.
„Dass die Car-T-Zell-Therapie erfolgreich ist, hat sich ja bei Raphaels Behandlung in Seattle gezeigt“, verweist Klein auf die Ergebnisse…
Fortsetzung auf Seite 10