Rosenheim – Das österreichische Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) widersprechen in wesentlichen Punkten der Antwort, die das Bundesverkehrsministerium kürzlich auf eine Anfrage von Abgeordneten der Bundestagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen gegeben hat. Die Parlamentarier hatten dem Ministerium einen langen Fragenkatalog zum Alpentransit über den Brenner überlassen und unter anderem um Prognosen zur Verkehrsentwicklung im Alpentransit und zur Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene gebeten. Wie bereits berichtet, wurde in der Antwort der Regierung im Ergebnis zum Ausdruck gebracht, dass die Bestandsstrecke durch das Inntal im Jahr 2030 ausreicht, um das Güterzug-Aufkommen sowie den Nah- und Fernverkehr auf der Route zu bewältigen.
Die Fortschreibung des Bundesverkehrswegeplans für das Jahr 2030 geht dagegen nach Eröffnung des Brennerbasistunnels (BBT) von der Notwendigkeit aus, als Nordzulauf zum Tunnel auf bayerischer Seite ein drittes und viertes Gleis zu errichten. Der Bedarf wird von einigen Gemeinden und Bürgerinitiativen in der Region stark angezweifelt. Diese Zweifel sind nach der Antwort aus dem Bundesverkehrsministerium noch gewachsen.
Die Reaktion aus Österreich hat es in sich. In einer gemeinsamen Stellungnahme betonen Ministerium und ÖBB, sie empfänden die Antwort der Bundesregierung auf die parlamentarische Anfrage „als Belastung für die gemeinsame Planungsarbeit zum Nordzulauf“. Aus ihrer Sicht „liegen ausreichende Evidenzen vor, dass nach Inbetriebnahme des BBT von einer signifikant höheren Verkehrsfrage auszugehen ist, als die in der zitierten Kleinen Anfrage genannten Zugszahlen angeben“.
Im Güterverkehr prognostiziert der Bundesverkehrswegeplan für den Nordzulauf 120 Züge täglich. Von 99 Güterzügen zwischen Rosenheim und Kufstein im Jahr 2017 ausgehend, entspricht dies einer Steigerung von 21 Güterzügen täglich bis 2030. Nicht nachvollziehen kann man in Wien die deutschen Prognosewerte für den innerösterreichischen Schienengüterverkehr in Richtung Salzburg, der über Deutschland abgewickelt wird. Die Bundesregierung geht hier von zwei Güterzügen täglich aus, die 2030 zwischen Rosenheim und der Mozartstadt verkehren. Auf österreichischer Seite betont man, dies würde einem deutlichen Rückgang im Vergleich zum Status Quo im Jahr 2015 entsprechen, der 15 Güterzüge auf dieser Trasse auflistet.
Nicht mittragen kann man auf österreichischer Seite auch die Vorhersage im Bundesverkehrswegeplan, die im Jahr 2030 94 Züge im Personenverkehr…
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