Holzpionier mit 79 Jahren

von Redaktion

Er ist 79 und hat den Kopf voller Ideen: Kurt Franz, ehemals Direktor des Lehrinstituts Rosenheim, plant ein Holzwerk in Rumänien, für 24 Millionen Euro. Illusion? Nicht, wenn man weiß: Vor zwölf Jahren stieß er den Bau eines Sägewerks an – mit heute 750 Mitarbeitern.

Rosenheim – Ein Leben ohne Holz kann er sich nicht vorstellen. Franz hatte schon als Kind ein Faible dafür, mit Naturmaterialien zu arbeiten, bastelte Segelflieger und war inspiriert durch die Nachbarschaft, die aus Industriemeistern und weiteren „Holzkletzn“ bestand. Nur logisch, dass er den Weg zum Diplom-Ingenieur einschlug und nach Jahren in der Industrie Direktor des Lehrinstituts Rosenheim für Leimbinder- und Holzplattenproduktion wurde. Das liegt nun 22 Jahre zurück. Aber die Hände in den Schoß legen, das ist auch nach 15 Jahren im fortgeschrittenen Rentenalter nicht sein Ding.

Vor zwölf Jahren hatte der Rosenheimer bereits den Bau eines Sägewerks in den rumänischen Karpaten, im 7000-Seelen-Dorf Lunca Ilvei, vorangetrieben. Die Halle hatte eine Rosenheimer Firma geliefert – natürlich in Holzbauweise und durch die Kontakte von Franz. Nach Fertigstellung beschäftigte dieses Sägewerk etwa 150 Mitarbeiter, heute sind es fünfmal so viele. „Zur Inbetriebnahme hatte ich vor allem für das Band- und Kreissägenschärfen einen hoch qualifizierten Mitarbeiter vom Lehrinstitut Rosenheim dorthin geschickt“, erinnert sich Franz. Erst kürzlich feierte das Unternehmen, größter Arbeitgeber dort, sein 20-jähriges Bestehen – mit einem speziellen Gast: Kurt Franz. Sein Gastgeschenk: zwei Plaketten mit goldener Gratulations-Gravur zum Erfolg des Silvania-Unternehmens – natürlich aus Holz. Was sonst?

Franz begeistert sich ohnehin für die in der nahen und weiten Umgebung des Betriebes wachsenden Fichtenbäume der Karpaten. Denn: Die Stämme sind engringig gewachsen. Es wechselt sich also kein großer mit einem kleineren Jahresring ab, der Jahreszuwachs ist sehr klein. „Das heißt, ich habe sehr festes hochqualitatives Holz“, so der Fachmann. Daraus werden in Lunca Ilvei unter anderem Fensterkanteln gefertigt, exportiert etwa nach Deutschland, Schweiz, Österreich. Niedrigere Qualität endet in Kisten und Paletten.

Schon vor zehn Jahren schwor sich Franz: Klappt das und der Betrieb steht auf gesunden Füßen, folgt der nächste Schritt. So weit ist es nun. Der Rosenheimer hat Pläne und Anträge an die EU für Fördergelder zum Bau eines diesmal 24 Millionen teuren Leimholzwerks in Lunca Ilvai ausgearbeitet. Auf 50 Prozent Zuwendung hoffen alle.

Argentinisches Souvenir überlebte

Zur Beraterfunktion wie in Rumänien kam Franz wie „die Jungfrau zum Kind“. Beim Wechsel von der Industrie zum Lehrinstitut hatte er sich das ausbedungen. Schon zuvor war er rund um den Globus in Sachen Holzbau gereist, war in über 52 Ländern tätig und hatte im Auftrag seines damaligen Arbeitgebers und der Regierung in Manila auf den Philippinen ein Wohnprojekt für die ärmere Bevölkerung erstellt. Er reiste nach Israel und Saudi-Arabien mit jeweils einem Extra-Pass. Denn: „Das Visum von Israel konnte ich ja schlecht in Saudi-Arabien vorzeigen und umgekehrt.“

Gleiches galt in Zeiten des Kalten Krieges für die UdSSR und die USA. Also gab es auch dafür einen gesonderten deutschen Pass. „Die Pässe habe ich alle noch“, erzählt Franz. Ein Visum öffnete ihm in der einstigen DDR Wege zu Baustellen in anderen Regionen als im Einsatzort, sehr zum Missfallen von Volkspolizisten, die ihn am Verlassen der genehmigten Zone massiv hindern wollten. Aus Argentinien, wo er ebenfalls länger arbeitete, brachte er sich ein Souvenir mit, das bis heute „überlebt“ hat: „Alle Argentinier liefen damals mit einem Schnauzer herum. Da habe ich mir auch einen solchen Bart wachsen lassen.“ Aus den meisten Arbeitsländern nahm sich der Diplom-Ingenieur Erinnerungen mit. Diese Holzstücke hat er aber längst dem Rosenheimer Holzmuseum vermacht. Bis vor Kurzem war er hier Vorstandsmitglied und auch als Gutachter bei internationalen Schiedsgerichten ist er gefragt. „Wenn es zum Beispiel Streit über die Qualität gibt.“ In Rumänien stehen ihm zwei Dolmetscher zur Seite. Nein, rumänisch spreche er auch nach den vielen Jahren nicht, aber mit Französisch, Englisch oder Spanisch komme er auch weiter.

Das Alter – am 10. Mai feiert Franz seinen 80. Geburtstag – ist für den agilen Rosenheimer kein Hindernis. Denn: Arbeit hält jung, der Kontakt mit den Menschen ohnehin.

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