Rosenheim – Geboren wurde Kaniber in Bad Reichenhall. Heute lebt sie zusammen mit ihrem Mann und ihren drei Töchtern in Bayerisch Gmain im Berchtesgadener Land. Ihre Ernennung zu Bayerns Landwirtschaftsministerin war für viele eine Überraschung, da sie als Landtagsabgeordnete nicht Teil des Landwirtschafts- sondern des Sozialausschusses war.
Gerade diesen „Blick von außen“ hält die 40-Jährige aber für vorteilhaft, um Fehler der Vergangenheit unvoreingenommen zu erkennen und zu beheben und so Bayerns Landwirtschaft zukunftsfähig zu machen. Als Beispiel führte sie die Stallbauförderung an: „Über Jahre hinweg wurden Wellen produziert. Mal gab es die Förderung, mal wieder nicht.“ Noch in diesem Jahr, nach Ende der dritten Antragsrunde und deren Auswertung, wolle sie einen neuen Weg beschreiten, der für mehr Kontinuität und Sicherheit sorgt. „Bei der Stallbauförderung muss es klare Verhältnisse geben“, betonte sie.
„Statt dem Erhalt von Direktzahlungen und Förderungen wäre es mir viel lieber, für meine Produkte so anständig bezahlt zu werden, dass ich davon leben kann“, meinte ein junger Bauer aus dem Landkreis. Auch das ist ein erklärtes Ziel von Kaniber. Der teure Grill und das Billig-Fleisch – das passe nicht. Da müsse ein Umdenken vonseiten der Politik angeschoben werden. Wer einerseits Qualität und Tierwohl fordere, müsse andererseits auch bereit sein, dafür mehr Geld auszugeben.
Kaniber präsentierte sich bei ihrem Auftritt im KuKo herzlich und gut gelaunt. Die Landwirte machten es ihr aber auch leicht, sich in Rosenheim wohlzufühlen. Als Reaktion auf ihre Wortmeldungen gab es viel Lob für ihre bisherige Arbeit. Kritische Kommentare kamen kaum und wenn, parierte sie diese souverän.
Auch der Asyl-Streit kam zur Sprache
Mit Landtagsabgeordnetem Klaus Stöttner ist sich Bayerns Landwirtschaftsministerin einig, dass man die Landwirtschaft nicht auf Landschaftspflege reduzieren darf. „Die Landwirtschaft ist der zentrale Schlüssel für viele Fragen“, stellten beide fest. In Zukunft würden auch die Flächen und die Frage, was mit ihnen passieren soll, eine immer wichtigere Rolle spielen. Eine Initiative soll gegründet werden, um die Revitalisierung der Dörfer anzukurbeln. „Innen statt außen“, betonte Kaniber.
Auch zum Thema „Wolf“ nahm die Ministerin Stellung. Sie plant in Zusammenarbeit mit Fachleuten der Landwirtschafts- und Umweltverwaltung die Einrichtung von großflächigen Herdenschutzzonen, in deren Grenzen man problematische Wölfe aus der Natur „entnehmen“ dürfe.
Klar standen bei der Veranstaltung die landwirtschaftlichen Themen im Mittelpunkt. Aber ganz weglassen konnte sie das Thema „Asyl“ und die dadurch entstandenen Streitigkeiten innerhalb der Koalition dann doch nicht. Die Tonart habe auch ihr nicht immer gefallen, aber „das hat es gebraucht, damit sich etwas bei der Kanzlerin und in Europa bewegt hat“. Nun dürfe man sich aber nicht länger auf nur ein Thema reduzieren lassen. Familie, Pflege, Hebammen und Digitalisierung seien ebenso wichtige Bereiche: „Die CSU legt dafür kein Wahlprogramm, sondern ein Regierungsprogramm vor. Die anderen reden, wir machen.“