Rosenheim – Mehrere Referenten und mehr als 70 weitere Verantwortungsträger – darunter Bürgermeister der Landkreisgemeinden sowie Vertreter von Verbänden, Behörden und Institutionen – machten sich auf Initiative des Bayernbund-Kreisverbandes Rosenheim einen Abend lang Gedanken über „Die Zukunft unserer Dörfer“. Der allgemeine Konsens: „Handlungsbedarf durch vielerlei Wandel“.
Christian Glas als Vorsitzender des Bayernbund-Kreisverbandes Rosenheim erinnerte eingangs daran, dass mit der Veranstaltung, die diesmal im Rosenheimer Landratsamt stattfand, in Aschau einst ein bis nach Brüssel reichender Impuls zum Thema „Bauen für Einheimische“ erreicht wurde. Moderator Dr. Franz Dirnberger, Direktor des Bayerischen Gemeindetages, eröffnete die Podiumsdiskussion mit einem Zitat des Ministerpräsidenten Dr. Markus Söder, der den ländlichen Raum im Vorjahr – noch als Heimatminister – als das Herz und die Seele Bayerns bezeichnet hatte. Dennoch sprach Dirnberger von einem wirtschaftlichen Ungleichgewicht zwischen Stadt und Land. „In Rosenheim ist das anders, hier ist alles vertreten, vom ländlichen Raum bis hin zur Stadt“.
Landrat Wolfgang Berthaler stellte fest, dass die Kommunen etwa in Sachen Kinderbetreuung, Schule und Nahverkehr immer mehr Verantwortung bekommen. Rosenheims Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer bat um weitere Entwicklung von Förderprogrammen: um die Kommunen zu stärken, damit die Gemeinden Heimat sind, damit Brauchtum nicht verfällt und damit die Landwirtschaft die schöne Kulturlandschaft erhält.
August Voit vom Bayerischen Gemeindetag klagte, die Gemeinden würden immer mehr mit Aufgaben, Gesetzen, Vorschriften und überbordender Bürokratie überladen. Gleichzeitig fehlten ihnen aber die notwendigen Instrumente und die notwendige Finanzierung. „Die kommunale Selbstbestimmung ist in Gefahr“, warnte Voit. Josef Bodmaier, Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands, kritisierte die Fülle an Gutachten bei Aussiedlungen, die derzeitigen Regelungen zu Ausgleichsflächen und das Bundesbaugesetz. Letzteres müsse zugunsten der Wohnraum-Schaffung bei alten Bausubstanzen geändert werden. Dirnberger ergänzte, dass die hohe Besteuerung die Landwirte abschrecke, Flächen für Bauland aus dem Betriebsvermögen herauszunehmen.
Lebhaft war die Diskussion, die Theresa Albrecht als Vertreterin des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA eröffnete. Sie bemängelte unter anderem die unterschiedlichen Vorgehensweisen beim Brandschutz. Ehren-Landesbäuerin Annemarie Biechl schlug vor, zugunsten der Wohnraum-Beschaffung Nutzungsänderungen für aufgelassene Bauernhöfe zuzulassen. Landtagsabgeordneter Klaus Stöttner bat, weiterhin auf den Mittelstand zu setzen sowie die Schulen und die Bildung zu stärken.
Auf Anfrage von Bayernbund-Beirat Kurt Franz erklärte Dirnberger, dass auf Landesebene ein Bürokratie-Abbau-Beauftragter eingeführt werden soll, von dem man sich viel verspreche. Roland Bräger von der Brauerei Maxlrain gab zu bedenken, dass die junge Generation anders an Verantwortung herangehe, als die sogenannten „alten Hasen“.
Weitere Themen waren die Auflösung der Geburtenstation in Bad Aibling, der hohe Standard der Vorschriften, die Forderung nach interkommunalen Gewerbegebieten, die Ausstattung von Discountern mit Tiefgaragen und das Wirtshaussterben. In der Schlussrunde resümierte der Bayernbund, dass eine Verminderung der Bürokratisierung sowie mehr Selbstbestimmung der Kommunen erforderlich sind. hö