Amerang – Bariton Fernando Arujo sitzt am Klavier im Innenhof von Schloss Amerang. Während seine Finger über die Tasten fliegen, schmettert der Brasilianer mit der mächtigen Stimme das neapolitanische Volkslied „O sole mio“. Plötzlich tritt der Japaner Waku Nakazawa, eigentlich Dirigent, hinter der Leinwand hervor und steigt mit ein. Bariton und Tenor in perfekter Harmonie.
Diese Darbietung zum Ende der Veranstaltung war sinnbildlich für den Verlauf der Mitgliederversammlung des Wirtschaftlichen Verbands Rosenheim, zu der sich einmal mehr alles versammelt hatte, was Rang und Namen hat. Fast alles: Sowohl Landrat Wolfgang Berthaler, als auch Rosenheims Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer ließen sich aufgrund anderweitiger Termine entschuldigen. „Wenn die Katzen aus dem Haus sind, dann übernehmen die Mäuse die Hoheit“, scherzte deshalb Amerangs Bürgermeister August Voit in seinem Grußwort. „Gut, ich bin eine etwas festere Maus, aber trotzdem.“ Offenbar angestachelt von der Reaktion seiner Zuhörer, legte Voit bei seinen Ausführungen zum Thema Tourismus noch eine zweite Pointe nach. „Wir haben den Ausdruck Fremdenverkehr abgelegt. So etwas haben wir nicht, wir sind ja Katholiken.“ Schallendes Gelächter – für viele eine gelungene Abwechslung zur übrigen, zugegebenermaßen etwas trockeneren Materie.
Vorsitzender Reinhold Frey berichtete zunächst von diversen Veränderungen in den Fachausschüssen. Jeweils auf eigenen Wunsch haben sich Gerhard Prentl aus dem Herbstfest-Ausschuss, Christian Ehinger aus dem Christkindlmarkt-Ausschuss und Anja Schatt-Steiner aus dem Messe-Ausschuss zurückgezogen. Zudem trägt der bisherige Ausschuss für infrastrukturelle Belange künftig den Status als Referat. Als Referent wird Peter Lutz fungieren.
Den Auftakt bei den Tätigkeitsberichten machte Christine Pfaffinger. Sie blickte auf ein „unspektakuläres“ Herbstfest zurück: „Etwas Besseres kann dem Veranstalter nicht passieren.“ Allerdings brächten die stetig zunehmenden Sicherheitsauflagen auch Probleme mit sich – allein dafür sei 2017 ein fünfstelliger Betrag draufgegangen. „Da muss man sich schon fragen, wie lange das noch geht.“ Zumal es Geschäftspolitik des Wirtschaftlichen Verbands ist, das Fest auch preislich familienfreundlich zu halten. Dennoch gab es auch Erfreuliches zu berichten, denn auch im vergangenen Jahr stand das soziale Engagement hoch im Kurs: 1300 bedürftige Senioren, 250 Menschen mit Behinderung und 500 Kindergartenkinder kamen am Festplatz auf Einladung des Verbands auf ihre Kosten.
Stadt soll Kosten für Sicherheit tragen
Paul Adlmaier attestierte der Messe Rosenheim ein zufriedenstellendes Ergebnis. Trotz erstmaliger Reduktion von neun auf vier Tage habe man etwa 30000 Besucher gezählt. Ein Wermutstropfen sei der negative Einfluss, den die erstmalige Nicht-Beteiligung von Stadt und Landkreis genommen hat. „Eine positive Begleitung, in welcher Form auch immer, sollte hier selbstverständlich sein“, forderte Adlmaier.
Tobias Tomczyk fand deutliche Worte für die finanzielle Belastung, die die hohen Auflagen für den Christkindlmarkt mit sich bringen. „Es kann nicht Aufgabe des Veranstalters sein, die Kosten für die Sicherheit zu übernehmen“, sagte er. „Das ist Aufgabe der Kommune.“ Auch werde es immer schwieriger, Kunsthandwerker zu finden, die am Christkindlmarkt ausstellen. Dennoch wolle man die Struktur beibehalten und sich nicht zur reinen „Sauf- und Fressmeile“ entwickeln. Festgehalten werden soll auch am Adventsbus und den zahlreichen sozialen Projekten, beispielsweise dem Christbaumschmücken.
Ein neues Konzept – zumindest in Sachen Ausbildungen und Vorbereitungen – gab es heuer bei der Faschingsgilde Rosenheim: eine neue Tanzschule und drei externe Trainer. Frey lobte die 36 aktiven Mitglieder, die den Rosenball, den Kinder- und Familienball, den Stadt- und Landball sowie insgesamt 73 Auftritte und den Kehraus geplant, vorbereitet und durchgeführt haben. Der musikalische Rahmen für den Fasching 2019 ist bereits gesteckt: Spielen wird das legendäre Orchester Hugo Strasser unter der Leitung von Heinrich Haas junior.
Alfons Maierthaler, Vorstandsmitglied Finanzen, präsentierte in seinem laut den Vereinsprüfern ordentlichen Kassenbericht insgesamt positive Zahlen. So stieg der Gewinn im Vergleich zum vergangenen Jahr um rund 9000 Euro auf 61250 Euro an. Dass diese Zahl trotz gestiegener Einnahmen nicht höher ausfiel, ist den erhöhten Ausgaben – allen voran für Sicherheitsvorkehrungen – geschuldet.
Die erwähnte Harmonie zeigte sich bei der Abstimmung zur neuen Beitragseinstufung. Statt wie bisher in fünf Kategorien werden die Mitgliedsbeiträge ab sofort in drei Kategorien erhoben. Privatpersonen (ab 20 Euro), Verbände und Kleinunternehmen (ab 50 Euro) sowie Unternehmen (ab 150 Euro).
Die Beträge all derjenigen, die bereits Mitglied im Verband sind, genießen allerdings Bestandschutz. Betroffen sind damit nur Neu-Mitglieder. Dennoch: „Wir haben natürlich nichts dagegen, wenn Sie freiwillig erhöhen, um unsere Arbeit zu unterstützen“, erklärte Frey den anwesenden Mitgliedern mit einem Augenzwinkern.