Breitbandausbau

„Die Telekom ignoriert uns“

von Redaktion

Breitband ist in aller Munde – aber noch längst nicht in allen Häusern. Ein Lied davon singen können die Bewohner des Gabrielhofs in Bachham bei Eggstätt. Sie warten seit mehr als einem Jahr auf ihren Internetanschluss und fühlen sich von der Telekom im Stich gelassen.

Eggstätt – Schüler, die ihre Rechercheergebnisse für Referate vom Bildschirm ihrer Smartphones abschreiben müssen. Ein Youtuber, der seine Videos in einem extra angemieteten Gebäude hochladen muss. Senioren, die extra zum W-Lan-Hotspot der Gemeinde fahren, um Überweisungen zu tätigen. Die 21 Bewohner des restaurierten Gabrielhofs in Bachham bei Eggstätt warten seit mehr als einem Jahr auf einen Breitbandanschluss. Bislang vergeblich. „Von wegen Laptop und Lederhose“, sagt Lukas Schneider, der dort mit seiner Frau, seinen drei Söhnen und seinen Eltern lebt. „Bei uns gibt es nur Lederhose.“

Bereits im September 2014 erwirbt die Wohnungseigentümergemeinschaft den verfallenen, 100 Jahre alten Gabrielhof. Ein Jahr später – so lange dauert es, bis die Genehmigung vorliegt – beginnen die Umbauarbeiten. Die sind im Februar 2017 abgeschlossen. Die Bewohner ziehen ein. Bereits im Vorfeld, Anfang November 2016, hatte die Wohnungseigentümergemeinschaft den Antrag auf Erstellung eines Hausanschlusses über Glasfaserleitungen gestellt. Gut fünf Monate später findet ein Planungsgespräch mit der zuständigen Firma statt. Mitte Juli teilt die Telekom in einem Brief mit, dass kein Glasfaser-Ausbau stattfindet. Die Begründung: Der Vergabeprozess wurde kurzfristig modifiziert.

Dann eben Kupferkabel – am 19. August 2017 stellen die Bewohner des Gabrielhofs den Antrag. „Das hat dann sehr lange gedauert“, sagt Günther Oßwald, Physiklehrer. „Etwa bis Weihnachten.“ Dennoch flattert bereits Anfang Dezember ein Glückwunsch-Schreiben der Telekom ins Haus. Der Wortlaut: Es ist geschafft – Ihr Hausanschluss ist gebaut. „Dabei ging da noch lange gar nichts“, wundert sich Oßwald.

Überhaupt gestalte sich die Kommunikation mit dem Unternehmen bislang äußerst schwierig. Trotz unzähliger langer Telefonate mit der Bauherren-Hotline und vieler Geduldsproben in Warteschleifen fehlen nach wie vor belastbare Aussagen. Die meisten Mitarbeiter seien nicht besonders kompetent, überfordert und teils unmotiviert gewesen, ärgert sich Oßwald. Schneider geht sogar noch weiter: „Die Telekom ignoriert uns.“ Der Zeitpunkt, zu dem der Anschluss erfolgen sollte, habe sich immer weiter verschoben. Von Mai 2017 auf Dezember 2017, auf Januar 2018, auf Mai 2018.

Für Schneider ein untragbarer Zustand: „Wir sind beruflich auf Internet angewiesen“, sagt der Richter. Um Bewegung in die Sache zu bringen, zieht die Wohnungseigentümergemeinschaft alle Register: Vorstandsbeschwerden bei der Telekom, Hilfegesuche bei Gemeinde und Landratsamt, bei Landtagsabgeordnetem Klaus Stöttner und sogar beim inzwischen ehemaligen bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer. Bislang ohne Erfolg.

Um überhaupt aufs World Wide Web zugreifen zu können, bleibt nur das mobile Internet – das ist bei entsprechendem Datenverbrauch jedoch mit enormen Kosten verbunden. Schneiders Wunsch: Die Telekom soll zur Überbrückung ein bestimmtes mobiles Datenvolumen zur Verfügung stellen. Dazu Telekom-Pressesprecher Dr. Markus Jodl: „Wenn die Besitzer der Meinung sind, dass sie Anspruch auf eine Entschädigung haben, können sie das beim Service geltend machen. Dann wird der Fall geprüft.“ Das könnte aber dauern.

Bis dahin dürfte der Anschluss bereits erfolgt sein. „Wir gehen derzeit von einer Inbetriebnahme Anfang Juni aus“, sagt Jodl. Der Ausbau habe sich verzögert, weil die Telekom derzeit schlichtweg keine Tiefbau-Firma finde. Schließlich befinde sich derzeit praktisch jede bayerische Gemeinde im Breitbandförderprogramm. Die Antwort auf die Frage, warum trotz eines inzwischen bestehenden Anschlusses noch immer keine Freischaltung erfolgt ist, blieb die Telekom trotz mehrfacher Nachfrage schuldig.

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