Unfall verläuft glimpflich

Erler Wind weht Ballon davon

von Redaktion

Das war knapp: Ein Heißluftballon ist kurz vor der Landung vom Erler Wind erfasst und mit fast 60 km/h durchs Inntal geblasen worden. Letztlich blieb der Korb in einer Baumreihe hängen. Der Pilot und seine sechs Passagiere hatten bange Minuten zu überstehen. Aber das Ende des Ausflugs verlief ebenso rasant wie glimpflich.

Flintsbach/Brannenburg – Bernhard Fischbacher aus Brannenburg hat den grünen Heißluftballon am Samstagmorgen vom Wendelstein hereinfahren sehen. Da war der Elektromeister gerade auf dem Weg zu einem Kunden. Die grüne Kugel am Himmel ist ihm gleich aufgefallen – vielleicht, „weil ich erst vor kurzem im Myanmar-Urlaub selbst bei so einer Fahrt mitgemacht habe“.

Ganz sanft sei das Gefährt in luftiger Höhe dahergeschwebt, erzählt er den OVB-Heimatzeitungen. Umso mehr staunte Fischbacher, als er auf der Rückfahrt vom Kunden eine Stunde später „die riesigen grünen Plastikfetzen im Wald hängen“ sah. Als er sie mit seinem Handy fotografierte, waren die Einsatzkräfte schon am Unglücksort – und er wusste sofort, dass es sich um den Ballon handelte, den er zuvor noch am Himmel gesehen hatte.

„Der Ballon muss vom Erler Wind verweht worden sein“, dachte er sich – und so ist es nach Angaben der Polizeiinspektion Brannenburg auch gewesen. Die sieben Insassen hatten Glück im Unglück. Sie kamen mit dem Schrecken davon.

Gestartet war der Ballon in Österreich, die Landung war in Flintsbach geplant. Aber daraus wurde nichts. Der Erler Wind war stärker. Dass es bei rund 40000 Euro Schaden blieb und keine Verletzten zu beklagen waren, ist möglicherweise auch dem Geschick des Piloten zu verdanken: Weil sich der Ballon auf einem Feld bei Brannenburg in den Bäumen verhedderte, schlug die Gondel nicht auf dem Boden auf.

Der 38 Jahre alte Pilot und seine sechs Gäste aus Deutschland und Österreich waren nach Polizeiangaben am Achensee gestartet. Gegen 8.30 Uhr stieg die Gondel eines Tiroler Unternehmens, das Heißluftballonfahrten anbietet, in die Höhe.

Die Tour führte in nordöstlicher Richtung nach Bayern, dann über Valepp im Kreis Miesbach südlich der Rotwand entlang und über Bayrischzell nach Flintsbach. Dort setzte der Ballon wie geplant gegen 10 Uhr zur Landung an. „Doch als er aus dem in der Höhe herrschenden Westwind ins Inntal abstieg, erfasste ihn der böige Südwind aus dem Inntal“, so ein Polizeisprecher.

So wurde die Gondel in wenigen Hundert Metern Fahrthöhe vom Südwind fortgeweht – laut Fahrtaufzeichnung mit einer Geschwindigkeit von fast 60 km/h.

Die Böe trieb den Tiroler Ballon nach Norden – bis er auf einer Wiese im Brannenburger Ortsteil Eiblwies in einer Baumgruppe hängen blieb. Entscheidend dabei: Die Gondel kam zum Stillstand, noch bevor sie Bodenkontakt hatte. Weil der Ballonfahrer einen Aufschlag des Korbs auf dem Feld verhindern konnte, sei keiner der Insassen verletzt worden, so die Polizei.

Der Sachschaden am Ballon beträgt nach ersten Schätzungen rund 38000 Euro, der Schaden an der Baumgruppe wird auf 2000 Euro beziffert. Die Feuerwehren aus Nußdorf und Degerndorf waren mit acht Fahrzeugen und etwa 50 Mann zum Unfallort angerückt. Auch zwei Fahrzeuge des Rettungsdienstes wurden zum Unfallort beordert.

Dass die Passagiere die „Notlandung“ heil überstanden haben, nicht etwa von einem Ast getroffen wurden, das dürfte auch dem Befolgen der Sicherheitsanweisungen zu verdanken sein. Eine Einführung der Passagiere in die Verhaltensmaßregeln bei Start, Flug und Landung ist vor jeder Fahrt Standard. Dazu gehört unter anderem, bei der Landung in die Hocke zu gehen und sich nur an den Griffen im Inneren des Korbes festzuhalten.

Augenzeuge Fischbacher kennt das Prozedere ebenfalls. Seine Fahrtmit dem Heißluftballon in Myanmar ist übrigens ohne Zwischenfälle verlaufen: „Ein wunderschönes Erlebnis, da ging alles glatt. Aber in Südostasien gibt es ja auch keinen Erler Wind.“

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