516 Notrufe im ersten Jahr

von Redaktion

Seit einem Jahr gibt es den Krisendienst Psychiatrie in Südostoberbayern, den der Bezirk installiert hat. Exakt 516 Menschen aus der Stadt und dem Landkreis Rosenheim haben in dieser Zeit seine Hilfe in Anspruch genommen.

Rosenheim – „Ein wichtiges Ziel der psychiatrischen Krisenhilfe ist die Vermeidung von stationären Klinik-Aufenthalten und Zwangseinweisungen“, erläuterte Bezirkstagspräsident Josef Mederer bei einem Pressetermin zum einjährigen Bestehen des Netzwerkes. „Die Zahlen zeigen: Wir sind auf einem sehr guten Weg. Auch konnten dank der Krisenintervention einige Zwangseinweisungen vermieden werden. Das ist ein großer Erfolg, sagte Mederer.“

Die Anrufe von Hilfesuchenden gehen zentral bei der Leitstelle ein. „Unsere Mitarbeiter hören zu, fragen nach, entlasten und klären mit dem Anrufer gemeinsam die Notsituation“, erläuterte deren Leiter Dr. Michael Welschehold. „Wenn nötig, leiten sie sofortige Hilfsmaßnahmen in die Wege.“ Die Leitstelle arbeitet mit den regionalen Sozialpsychiatrischen Diensten und mobilen Einsatzteams Hand in Hand. Bei Bedarf sind innerhalb einer Stunde Krisenhelfer für einen Hausbesuch vor Ort, um akut belasteten Menschen beizustehen. „Wir alle helfen mit Professionalität“, versicherte der Psychiater. „Unser wichtigstes Ziel ist es, dass es den betroffenen Personen gelingt, ihr Leben bald wieder aus eigenen Kräften zu meistern.“

Möglich macht dies ein breites Netzwerk an sozialpsychiatrischen Beratungsangeboten sowie ambulanten und stationären medizinischen Behandlungsmöglichkeiten. Im Südosten Oberbayerns sind der Caritasverband, die Diakonie, der Dienst Anthojo, die Soziale Zukunft und der Projekteverein (beide Arbeiterwohlfahrt Oberbayern) sowie das kbo-Inn-Salzach-Klinikum Gabersee mit seiner Psychiatrischen Institutsambulanz und seinen stationären Behandlungsangeboten Kooperationspartner. Das Diakonische Werk Traunstein ist für Aufbau und Organisation des Netzwerkes zuständig. Bei den Sozialpsychiatrischen Diensten sind die Teams für die persönlichen Kriseninterventionen und Hausbesuche angesiedelt.

„Die Bandbreite reicht von leichten depressiven Verstimmungen bis hin zu akuter Suizidgefahr“, berichtete Herrmann Däweritz vom Diakonischen Werk Traunstein. Laut dem Ärztlichen Direktor des Inn-Salzach-Klinikums, Professor. Peter Zwanzger, ist es ratsam, sich bei einer Krise rasch Hilfe zu holen. „Sonst besteht das Risiko, dass sich eine chronische seelische Erkrankung entwickelt.“ Es sei wichtig, das „therapeutische Fenster“ zu nutzen. Der Krisendienst sei hervorragend geeignet, Menschen wertschätzend zu beraten und durch eine Krise zu begleiten.

Der Bezirk Oberbayern finanziert den Krisendienst mit rund 7,4 Millionen Euro pro Jahr.

56 Prozent Frauen

Das Krisennetzwerk umfasst neben der Stadt und dem Landkreis Rosenheim auch die Landkreise Mühldorf, Altötting, Traunstein und Berchtesgadener Land. Hilfe erhalten Betroffene täglich von 9 bis 24 Uhr unter der Rufnummer 0180/ 6553000. 2017 gingen laut Statistik aus der gesamten Region 1172 Anrufe ein. In 81 Fällen war bei Anrufen aus der Stadt und dem Landkreis Rosenheim eine persönliche Krisenintervention durch ein mobiles Einsatzteam erforderlich. 184 Anrufe kamen aus dem Landkreis Traunstein, in 40 Fällen war eine Krisenintervention erforderlich. Insgesamt 14-mal erfolgte eine Vermittlung der Anrufer an die Ambulanz des Inn-Salzach-Klinikums Gabersee. Das Durchschnittsalter der Anrufer lag bei 41,7 Jahren. 56 Prozent waren Frauen.re

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