Archäologin aus Aschau mit Förderpreis ausgezeichnet

„Ich war völlig von den Socken“

von Redaktion

Aschau – Er ist einer der höchst dotierten deutschen Förderpreise und wird ausschließlich an Frauen vergeben: Der Caroline von Humboldt-Preis. Der mittlerweile achte Preis dieser Art ging dieses Mal an die historische Archäologin Dr. Natascha Mehler aus Aschau.

„Ich war völlig von den Socken und recht baff“, erinnert sich die 47-Jährige. Dass sie den Preis erhalten würde, habe sie zwei Tage vor Heiligabend erfahren. „Das war wie ein Weihnachtsgeschenk für mich“, lacht die Preisträgerin. Sie habe zwar von der Nominierung gewusst, sei aber doch überrascht gewesen, dass ausgerechnet sie die Glückliche sein werde: „Sonst trifft es immer Physiker, Mediziner oder Mathematiker.“

Ende Februar ging es nach Berlin zur Preisverleihung im Senatssaal der Humboldt-Universität. „Das war eine tolle und sehr festliche Veranstaltung mit vielen Leuten“, erinnert sich die Preisträgerin.

Vom Mittelalter bis in die Neuzeit reiche das Wissensspektrum von Dr. Mehler, hieß es in der Laudatio. „Mit ihrer exzellenten wissenschaftlichen Arbeit vereint die Preisträgerin die Ansätze und Methoden der Archäologie, Geschichtswissenschaft, Kunstgeschichte sowie Sozial- und Kulturanthropologie“, lautete die Begründung der Jury. Im Rahmen ihres aktuellen Forschungsprojekts am Deutschen Schifffahrtsmuseum untersucht die 47-Jährige die ökonomischen und kulturellen Beziehungen zwischen Hamburg und Bremen mit den nordatlantischen Inseln Island, Faröer und Shetland. Der Forschungszeitraum reicht vom 15. bis zum späten 17. Jahrhundert. Sie agiert zudem als Nachwuchsgruppenleiterin eines Projektes am Deutschen Schifffahrtsmuseum.

Die ganze Familie war als „kleine Aschau-Delegation“ in Berlin vertreten, „wir hingen noch eine Sigthseeing-Tour an, das war ein wunderbar unverhofftes Familienwochende“, sagt Dr. Mehler, die es mit ihren beiden Kindern und dem Mann vor fünf Jahren von der Oberpfalz nach Aschau verschlug. Dort hat sie ihre Liebe für den Chiemgau und das Alpenvorland entdeckt: „Mein Mann und ich haben die Möglichkeit, im Home-Office zu arbeiten, also können wir uns dort niederlassen, wo es uns am Besten gefällt. Es ist ein Traum, an dem Ort wohnen zu dürfen, an dem andere Urlaub machen.“

Der Caroline von Humboldt-Preis ist mit 15000 Euro dotiert. Das Geld sei zweckgebunden und fließe wieder in Forschungsarbeiten, wie Dr. Mehler erklärt. Sie hofft, dass ihre Auszeichnung mehr Frauen ermutigt, sich für die historische Archäologie zu begeistern, denn: „Auch im 21. Jahrhundert tut sich das weibliche Geschlecht noch schwer, sich in der Forschung zu etablieren. Die Archäologie ist in Deutschland noch nicht richtig angekommen und muss weiterhin viele Hürden überwinden.“

Dabei sei diese Fachrichtung alles andere als verstaubt. „Schriften, Bilder, mündliche Überlieferungen – diese Erkenntnisse in einen Kontext zu bringen, macht für mich den Reiz an der Archäologie aus“, schwärmt Dr. Mehler abschließend.

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