Prien – Vielfältig sind die Gefahren, denen die Jugendlichen ausgesetzt sind. Da steht die Bierflasche, dort liegt die Zigarette. „Gras“, Marihuana und Haschisch kann man sich beschaffen. Und das Handy, der Computer, der Fernseher gehören sowieso schon zur alltäglichen Lebenswelt. Das Abrutschen in eine Sucht versucht die gemeinnützige Stiftungsgesellschaft Neon in Rosenheim in Zusammenarbeit mit den Schulen in der Region zu verhindern – wie jetzt zum Beispiel in Prien.
Das „Präventionsprojekt an Schulen“ bietet Neon auch in diesem Schuljahr wieder an. Wer mag, kann die Fachleute ins Haus rufen. Wenn sie kommen, dann informieren sie zunächst Lehrer wie Eltern und arbeiten dann vor allem mit den Schülern. In Workshops sensibilisieren sie die Jugendlichen. Dieses Projekt fördern die OVB-Medienhausstiftung, die Volksbank-Raiffeisenbank Rosenheim-Chiemsee eG, die AOK Rosenheim sowie Stadt und Landkreis Rosenheim.
Suchtprävention betreibt Neon in den nächsten Wochen nun auch in Prien. Drei Schulen machen mit: das Ludwig-Thoma-Gymnasium, die Staatliche Chiemsee-Realschule und die Kommunale Realschule. Dieser Tage fiel der Startschuss für die Projektarbeit: Neon instruierte am Nachmittag die Lehrer und informierte am Abend die Eltern. Die Workshops mit den Schülern folgen in den nächsten Wochen.
Reich an Informationen war der Elternabend. Eine Veranstaltung für alle stand auf dem Programm: Mamas und Papas aus allen drei Schulen trafen sich in der Aula des Ludwig-Thoma-Gymnasiums.
„Suchtprävention und Gesundheitsförderung sind unerlässlich“, sagte Gernot Pültz, Redakteur der OVB-Heimatzeitungen. Auch und gerade die Schule sei der richtige Ort, Jugendliche gegen die Gefahren, die allerorten lauern, zu wappnen. Neon leiste auf diesem schwierigen Feld eine außerordentlich gute Arbeit.
Benjamin Grünbichler, einer der Geschäftsführer von Neon, erläuterte das „Präventionsprojekt an Schulen“. Und er hielt auch einen Fachvortrag. Sein Thema lautete „Alkohol, Kiffen und Pubertät: Trends, Hintergründe und Erziehungstipps“.
In der Suchtprävention, so wie sie von Neon betrieben wird, ergeben sich laut Grünbichler „drei Top-Themen“: Das weitaus größte Problem sei der Alkohol, gefolgt von Cannabis – also „Gras“ oder auch Marihuana und Haschisch – und den digitalen Medien.
„Das Rauchen ist rückläufig“, stellte Grünbichler fest. Wirkung zeige vor allem auch das Rauchverbot in den Gaststätten. Unter den – verbliebenen – Rauchern gehe der Trend zur E-Zigarette und zur Shisha, also zur elektrischen Zigarette und zur Wasserpfeife. Auch wenn Erstere weniger schädliche, krebserregende Stoffe als die herkömmliche Zigarette beinhalte, sei auch dieses Produkt „nicht harmlos“. Und die Shisha bringe eine weit höhere Gesundheitsgefährdung, weil auf diese Art des Rauchens die schädlichen Stoffe noch viel weiter und tiefer in den Körper eindringen.
Rückläufig sei der regelmäßige Alkoholkonsum. Zehn Prozent der 16- und 17-Jährigen, 20 Prozent der 18- bis 21-Jährigen gehen laut Grünbichler ein Risiko ein. Bis 2010 habe die Zahl der Alkoholvergiftungen mit Krankenhauseinlieferungen stark zugenommen, seitdem sei sie rückläufig.
Im Unterschied zu früheren Zeiten sei heutzutage im Kreise von Jugendlichen vielfach ein „Vorglühen“ üblich: Ehe die Party losgeht, seien sie dann schon betrunken. „Mädchen konsumieren ähnlich wie Buben“, so Grünbichler. Der Konsum erfolge auf öffentlichen Plätzen.
Cannabis ist die weltweit am häufigsten konsumierte Droge: Das „Kiffen“ ist verbreitet. Cannabis ist in Deutschland mittlerweile als Medizin auf Rezept freigegeben. Grünbichler mahnte zur Vorsicht. „Cannabis ist nicht harmlos“ und verstärke die Stimmungslage des Konsumenten. Psychosen können sich seinen Angaben zufolge entwickeln – Wahnvorstellungen, die dann länger anhalten, als etwa die, die alkoholbedingt sind.
„Crystal Meth macht die Zähne und die Haut kaputt“, sagte Grünbichler. Die neue Horrordroge sei aber in Oberbayern „nicht das Thema“. Nur „in ganzen seltenen Fällen“ werde Crystal Meth konsumiert. Die Hemmschwelle sei hoch. Wer Crystal Meth konsumiere, der habe schon vorher „einiges anderes genommen“.
Eine entscheidende Rolle in der Suchtprävention spielen die Eltern. Grünbichler meinte, dass sie in der Erziehung keineswegs ihre eigenen Werte aufgeben, sondern vielmehr im Gespräch mit ihren Kindern ihre Vorstellungen erklären und ihre Haltung begründen sollten. Sie sollten Themen offen ansprechen, sie sollten informiert sein, sie sollten wissen, was ihre Kinder machen – mit welchen Freunden sie zum Beispiel ihre Zeit verbringen. „Suchtprävention ist, dass Kinder Anerkennung bekommen: dass sie gesehen werden.“ pü