Alkoholtests in Skigebieten – ja oder nein?

Promille auf der Piste

von Redaktion

Alkoholkontrollen auf Skipisten – ja oder nein? Der Präsident der oberösterreichischen Ärztekammer, Peter Niedermoser, fordert eine Promillegrenze und Tests in Skigebieten. Die Meinungen in der Region sind eher zurückhaltend.

Rosenheim/München – Im weißen Pulverschnee die Piste hinab wedeln, sich ein frisches Bier auf einer der vielen Hütten gönnen: So könnte der perfekte Skitag aussehen. Könnte – denn schnell ist der Skispaß vorbei, wenn schwere Unfälle passieren.

Ob dabei Alkohol im Spiel war? Statistisch erfasst sind etwaige Promille nicht. Oftmals liegt nur die Vermutung nahe. In Bayern gibt es bislang keine öffentlich ausgesprochene Forderung, präventive Alkoholtests auf Pisten einzuführen.

Christian Egger, Vorsitzender des Skiverbands (SV) Inngau, befürwortet diese Idee jedoch. „Das ist definitiv ein Thema“, sagt er im Gespräch mit den OVB-Heimatzeitungen. Unterscheiden müsse man aber zwischen Leuten, die im Verein organisiert sind und überwiegend wegen des Sportes auf den Brettern stehen und zwischen solchen, die vor allem für das Alkohol-Vergnügen jenseits der Piste in die Skigebiete kämen.

„Die Gefährdung durch diese Skifahrer ist durchaus ernstzunehmen“, meint Egger. Er erinnert sich beispielsweise an ein Schülerrennen, für das der Verein einen Hang sperrte. „Wir haben für andere Skifahrer eine Querung eingerichtet und die Leute dann immer wieder schubweise die Strecke passieren lassen.“ Gerade bei solchen Ereignissen sei die Unvernunft mancher Fahrer groß: „Hier haben wir gemerkt, dass alkoholisierte Personen zum Problem werden können.“ Eins, das definitiv zunehme. In Südtirol würden die Carabinieri die Gebiete kontrollieren: „Das ist sehr hilfreich. Auch im Falle eines Unfalls für die Versicherung.“

Für die Bergwacht Bayern spielt die Frage nach Alkoholtests weniger eine Rolle. „Wir kommen, wenn ein Unfall passiert ist. Nach der Ursache forschen wir nicht“, erklärt Sprecher Roland Ampenberger. Dass es Fälle gebe, in denen man merke, dass Alkohol im Spiel ist, leugnet er nicht. „Wir appellieren hier an die Vernunft der Skifahrer – um sich selbst und andere nicht zu gefährden.“

Glück hinsichtlich dieser Problematik hat nach eigener Einschätzung das Skigebiet Sudelfeld, so Egid Stadler, Geschäftsführer der Bergbahnen Sudelfeld GmbH. „Unsere Kunden sind ein anderes Klientel. Wir sind ein Tagesskigebiet. Viele sind beim Heimweg auf ihr Auto angewiesen.“ Gerade für Familien sei das Sudelfeld attraktiv – „da spielen Partys und Alkohol weniger eine Rolle.“

Das Polizeipräsidium Oberbayern Süd verweist auf das Bayerische Innenministerium. „Ob solche Kontrollen notwendig sind, dazu könnte ich nur meine private Meinung äußern“, so Pressesprecher Thomas Schelshorn.

Das Innenministerium hält präventive Kontrollen auf Pisten für „nicht sinnvoll“. Es gebe auch keine Überlegungen in diese Richtung, so Sprecher Michael Siefener auf Anfrage. „Bei einem konkreten Vorfall, bei dem fahrlässige Körperverletzung im Raum steht, ordnet die Polizei ohnehin einen Alkoholtest an“, so Siefener weiter. Außerdem stünde oftmals in den Geschäftsbedingungen der Liftbetreiber, dass bei Alkoholkonsum eine Nutzung untersagt ist. „Die Betreiber können dann den Transport verweigern.“

Aus ärztlicher Sicht findet Dr. Michael Goebel, Orthopäde und Unfallchirurg im Rosenheimer Orthozentrum, dass diese Forderung „übers Ziel hinausschießt“. Er appelliert ebenfalls an die Vernunft der Fahrer: „Man sollte sich nicht überschätzen und einkalkulieren, dass man beim Skifahren noch sein Gleichgewicht braucht.“

Dass Skiunfälle zunehmen, das ist in seiner Praxis deutlich spürbar. „Das liegt zum einen daran, dass die Menschen viel mehr Zeit auf der Piste verbringen. Sie müssen heutzutage an den Liften nicht mehr so lange anstehen. Außerdem sind sie durch ihre Carvingski deutlich schneller. Generell sind auch einfach viel mehr Leute als früher auf der Piste“, erläutert der Chirurg. Da steige das Unfallrisiko. Betroffen sind bei Skiverletzungen vor allem Schulter, Knie und Schlüsselbein.

Ob bei einem Unfall Alkohol im Spiel war, das kann Goebel später in seiner Praxis nicht mehr nachvollziehen. „Davon gehe ich aber in den allerwenigsten Fällen aus“, so der Mediziner.

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