Gericht rollt Fall neu auf

Sexattacke auf Toilette

von Redaktion

Traunstein/Wasserburg – Ein psychisch kranker, inzwischen 38 Jahre alter Patient versuchte, im Bezirksklinikum Gabersee eine geistig schwerstbehinderte und widerstandsunfähige Mitpatientin in einer Herrentoilette des Krankenhauses sexuell zu missbrauchen. Eine Mitarbeiterin hörte das laute Wimmern der Frau, kam ihr zur Hilfe und verhinderte gleichsam in letzter Sekunde Schlimmeres.

Den Fall rollt die Erste Strafkammer am Landgericht Traunstein seit gestern von vorne auf. Der Bundesgerichtshof hatte das Ersturteil der Sechsten Strafkammer vom Oktober 2016 – zeitlich unbegrenzte Unterbringung des 38-Jährigen in der Psychiatrie – aufgehoben und das Sicherungsverfahren zur erneuten Verhandlung an eine andere Strafkammer zurückverwiesen.

Nach Überzeugung des Erstgerichts war der Beschuldigte zur Tatzeit am Abend des 18. Februar 2016 aufgrund seiner Erkrankung nicht schuldfähig. Diese Frage prüft ein psychiatrischer Sachverständiger in dem jetzigen Prozess erneut. Gegenüber Beamten der Kripo Rosenheim hatte der 38-Jährige sein Tun gestanden. Er machte sich genau zu der Zeit an sein Opfer heran, als das Personal durch den Schichtwechsel abgelenkt war. Der Angeklagte hatte die Schwerstbehinderte, die sich nicht artikulieren kann, in das Herren-WC gezogen und dort versucht, Geschlechtsverkehr mit ihr zu haben. Die Frau konnte die Situation laut Antragsschrift weder einschätzen noch sich widersetzen.

Die Erste Strafkammer mit Vorsitzendem Richter Dr. Klaus Weidmann hörte gestern neun Zeugen an, darunter waren Kripobeamte aus Rosenheim sowie Mitarbeiterinnen der Klinik. Eine Pflegekraft bestätigte ein weiteres Mal, das Wimmern der Geschädigten durch zwei Türen hindurch vernommen zu haben. Eine andere Frau, die damals sofort herbeigeeilt war, schilderte eine eindeutige Situation in der Herrentoilette.

Der 38-jährige Angeklagte, dem Verteidiger Peter Dürr aus Rosenheim beisteht, verfolgte die Hauptverhandlung gestern sichtlich unkonzentriert. Er beschäftigte sich zumeist mit seinen Schuhen. In kurzen Abständen drängte er vor Gericht zudem auf Verhandlungspausen. Die Plädoyers in dem Prozess und das Urteil werden für heute erwartet. Die Fortsetzung der Verhandlung beginnt um 9Uhr.

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