Eine lange Erledigungsliste prägt bei uns daheim die „stade“ Zeit: Posten für Posten wird abgearbeitet, damit an Heiligabend alle Geschenke gekauft, alle Grußkarten geschrieben und alle Zutaten für das Fondue besorgt sind.
Viel zu tun also wie in allen Familien, doch an einem Adventssonntag nehme ich mir traditionell frei – und ziehe mich mit einem Glühwein, den leckeren Keksen der Schwiegermama und einem Buch zurück auf die Couch. Die Lektüre ist seit 20 Jahren immer dieselbe: „Hercule Poirots Weihnachten“ von Agatha Christi. Ein Kriminalroman aus „good old england“ – mit einer herrlich versnobten Familie, die sich zu Weihnachten in einem Landhaus versammelt. Den Tee servieren hier noch Dienstmädchen mit gestärkten Schürzen, ein ehrwürdiger, alter Butler öffnet den Gästen die Tür, beim Telefonieren hilft das Fräulein vom Amt. Der Mord am reichen Hausherrn ist für mich Nebensache, denn den Täter kenne ich seit Jahren.
Es ist die Stimmung im Klassiker der großen Dame des englischen Kriminalromans, die das Runterkommen in der hektischen Vorbereitungszeit auf Weihnachten erleichtert: Die Handlung plätschert dahin, „Action“ gibt es kaum, der belgische Detektiv Hercule Poirot ermittelt allein mit seinen berühmten grauen Zellen. Die Lesestunden enden in der Regel mit einem Nickerchen. Dann bin ich wieder bereit für die „stade“ Zeit.