Wer nicht aufpasst, erlebt vor Weihnachten im wahren Sinn des Wortes besinnungs-lose Tage. Wenn ich der hektischen Betriebsamkeit im Büro oder in der Fußgängerzone entkommen will, schnüre ich die Joggingschuhe und trabe Richtung Chiemsee. Wir haben es ja nicht weit von der Priener Redaktion ans Bayerische Meer.
Der kurze Lauf bis auf den Uferweg ist fast wie eine Fahrt mit einer Zeitmaschine – nach ein paar Minuten bin ich um diese Jahreszeit in einer Welt mit einer völlig anderen Atmosphäre: keine Touristen, keine eiligen Radwanderer, keine vollen Liegewiesen.
Vor mir öffnet sich der Blick auf die riesige Wasserfläche, dahinter erheben sich die schneebedeckten Chiemgauer Berge. In Ufernähe ziehen ein paar Enten, Schwäne und Graugänse fast wie in Zeitlupe ihre Bahnen.
Diese Aussicht verschiebt die Perspektiven. Das Geschenk, das mir eben noch im Kopf rumspukte, weil ich es noch irgendwann besorgen muss? Das wird schon irgendwie und irgendwann. Der Gedanke an die endlosen Schlangen an Supermarktkassen? Ja mei, is halt so. Manches vermeintliche „Problem“ kann mit dem Rhythmus sanft ans Ufer plätschernder Wellen im Ohr und der majestätischen Aussicht von See und Bergen vor Augen als lächerliche Lappalie enttarnt werden.
Ich kann so einen Kurztrip in die Natur nur empfehlen, das ist Entschleunigung pur. Aber bitte nicht alle auf einmal kommen, sonst wird’s zu hektisch am Chiemseeufer.