TRockenheit und Frost beeinflussen Erntebilanz

Zufriedenheit prägt Rückblick

von Redaktion

Dankbarkeit und Optimismus prägen in diesem Jahr die Erntebilanz des Bayerischen Bauernverbandes (BBV) in der Region. Frost und Trockenheit hatten zum Teil erhebliche Auswirkungen auf die Erträge, dennoch sind die Landwirte zufrieden.

Rosenheim – In seinem Rückblick macht BBV-Kreisobmann Josef Bodmaier deutlich, dass eine differenzierte Betrachtung der Bilanz erforderlich ist. Die Niederschlagsmengen seien beispielsweise punktuell sehr unterschiedlich ausgefallen, was unter anderem unterschiedliche Auswirkungen auf die Mahd hatte. Bei Grünwuchs, der auf Kiesböden gedeihe, sei ein Schnitt fast komplett ausgefallen. In Gebieten, in denen während des Sommers verstärkt Trockenheitsphasen aufgetreten seien, seien alle Feldfrüchte gleichermaßen negativ betroffen gewesen. „In exponierten Lagen, wo nicht so viel Regen gefallen ist, fehlen da schnell 20 bis 30 Prozent des Ertrages“, weiß der Kreisobmann.

Kreisbäuerin Katharina Kern berichtet allerdings von einem „guten Almsommer“. Die Relation zwischen Sonnenstunden und Niederschlag habe in Höhenlagen gestimmt. Unter ungünstigen Witterungsverhältnissen hätten in diesem Jahr vor allem die Bauern im nördlichen Landkreis zu leiden gehabt. „Die mussten im Sommer mit wesentlich weniger Niederschlag als in anderen Bereichen des Landkreises auskommen und haben deshalb bestimmt weniger Einnahmen als die davon nicht betroffenen Berufskollegen“, so Kern.

Der in jüngster Vergangenheit stark gestiegene Butterpreis verbessert die Jahresbilanz nicht entscheidend. „Auch wenn 250 Gramm Butter in den Supermärkten jetzt durchschnittlich zwei Euro kosten, die Preissteigerung ist bei den Bauern noch lange nicht angekommen“, erläutert stellvertretende Kreisbäuerin Maria Bichler. Dass der Milchpreis ebenfalls angestiegen ist und derzeit im Durchschnitt bei 37 Cent pro Liter liegt, ist aus Sicht der Landwirte wichtig. „Wir brauchen noch einige Zeit, um uns von den Verlusten zu erholen, die wir in der Niedrigpreisphase gemacht haben“, sagt Bichler. Stellvertretender Kreisobmann Klaus Gschwendtner spricht im Rückblick von „einer extrem schlechten Zeit“ für die Landwirtschaft, die viele Höfe in Bedrängnis gebracht habe. Kreisobmann Josef Bodmaier geht davon aus, dass sich der Milchpreis langfristig „eher bei unter 40 Cent“ einpendeln wird. „Wir sind nicht die Glückseligen im Landkreis Rosenheim, sondern vom Weltmarkt abhängig. Deshalb müssen wir die Preisentwicklung global sehen“, so Bodmaier.

Bei den Fleischpreisen leben die Bauern mit einem Auf und Ab. Bei Jungbullen liegt der Kilopreis laut Bodmaier um etwa 20 Cent pro Kilogramm höher als im Vorjahr, bei den Schweinen registriert er dagegen „eine leicht rückläufige Entwicklung“. Die Ferkelpreise lägen bei 75 Euro durchschnittlich. „Das passt. Da waren wir auch schon bei unter 50 Euro“, erinnert sich der Kreisobmann.

Bei den Holzpreisen macht sich laut Bodmaier der starke Borkenkäfer-Befall bemerkbar. Weil zur Bekämpfung des Schädlings massiv abgeholzt werden musste, sei das Angebot entsprechend hoch. Deshalb erzielten die Bauern für einen Ster Buchenholz derzeit in der Regel nur etwa 80 bis 90 Euro, für Fichtenholz zwischen 60 und 65 Euro.

„Späte Frostperioden“ hätten den Obstbauern zugesetzt, berichtet der Kreisobmann weiter. Dennoch: Preise und Ernteerträge seien in Ordnung. „Auch der Feilnbacher Apfelmarkt ist gesichert“, ergänzt er.

Mit Kreisbäuerin Katharina Kern und den beiden Stellvertretern ist er glücklich darüber, dass die Bauern in der Region heuer vor großen Hagelschauern verschont geblieben sind. Und so fällt Bodmaiers Gesamtbilanz dann auch zufriedenstellend aus. „Wir hatten schon schlechtere Jahre.“ Damit beim Verbraucher kein falsches Bild entsteht, schiebt er eine Ergänzung allerdings rasch nach: „Aber auch bessere.“

Kreisbäuerin fordert Ökokonto

Sorge machen sich Kreisobmann Josef Bodmaier und sein Stellvertreter Klaus Gschwendtner um die Zukunft landwirtschaftlicher Produktionsflächen. Ein Quadratmeter kostet laut Gschwendtner derzeit zwischen zehn und 30 Euro. „Das kann der Bauer aus dem Betriebsgeschehen nicht mehr erwirtschaften“, ist er überzeugt. Das Problem sei, dass es neben den Landwirten so viele andere Interessenten für diese Flächen gebe. Der Staat brauche sie beispielsweise für Maßnahmen zum Ausbau der Infrastruktur, ein noch stärkerer Preistreiber sei aber der Bedarf an sogenannten Ausgleichsflächen. Die müssen naturbelassen bleiben und bei gewissen öffentlichen Baumaßnahmen ausgewiesen werden. „Die Kommunen spielen deshalb in diesem Preiskonzert mit, weil sie sich solche Flächen sichern müssen“, nennt Gschwendtner einen Grund für die aus Sicht der Landwirtschaft problematische Preisspirale.

Kreisbäuerin Katharina Kern fordert deshalb eine Kompensationsverordnung, die ein Ökokonto für landwirtschaftliche Produktionsflächen vorsieht und damit den Bedarf an Ausgleichsflächen senkt. Man könne auf Produktionsflächen ökologische Projekte verwirklichen und so Naturschutz betreiben, ohne immer mehr Fläche hierfür zu benötigen. „Das ist zwar Neuland für die Kommunen, aber das muss der Weg sein“, ist Kern überzeugt.“

Der Kreisobmann erhebt noch eine weitere Forderung, die sicherstellen soll, dass den Bauern auch künftig noch genügend Land für die Lebensmittelproduktion zur Verfügung steht. „Wir müssen zu einer Regelung kommen, wie sie in der Schweiz praktiziert wird. Dort dürfen nur noch aktive Landwirte landwirtschaftliche Flächen kaufen.“tt

Artikel 11 von 12