„Die beiden fehlen uns so sehr“

von Redaktion

So setzen sich Freunde und Politik für Malena und ihre Mutter ein

Marquartstein/Rosenheim – Auf sich gestellt in der teuersten Stadt der Welt – so ringt Tanja G. aus Marquartstein um ihre fünfjährige Tochter Malena. Sie bemüht sich seit November vor Gericht um die Rückkehr der Fünfjährigen nach Deutschland, nachdem das Oberlandesgericht in München den Lebensmittelpunkt Malenas beim Vater, einem Kunstflug-Piloten, in Hongkong festlegte und den Umzug der Tochter verfügte. Zuspruch erhalten Mutter und Tochter von Menschen wie ihren Nachbarn Hilga Thieme-Heckner und Sepp Heckner. „Die beiden fehlen uns so sehr“, sagen die zwei.

Die Heckners wohnen ein Stockwerk höher und hatten so oft mit der Flugbegleiterin und ihrer kleinen Tochter zu tun. Immer wieder mal passten sie auf das Mädchen auf. „Ein sehr lebendiges, fröhliches Kind“, sagt sie, „ein richtiger Wirbelwind“. Seit einigen Wochen kommt den Heckners das Haus manchmal richtiggehend leer vor. Weil sich Tanja G. und ihre Tochter fort sind. Tausende von Kilometern trennen sie, sagt Hilga Thieme-Heckner. „Wir waren eine so gute Hausgemeinschaft.“

Allein in der teuersten
Stadt der Welt

Seit zwei Monaten weilt Tanja G. nun schon in Hongkong – bei ihrer Tochter, um deren Rückkehr nach Deutschland sie kämpft. In ihrer Heimat hat man sie nicht vergessen. Politik, Freunde und Bekannte: Sie alle unterstützen die Mutter. Mit Zuspruch, aber auch mit Geld. Denn das Leben in Hongkong ist irrwitzig kostspielig: Im Ranking der „Deutschen Welle“ teilt sich die ehemalige britische Kronkolonie den Spitzenplatz der teuersten Metropolen mit Paris und Singapur.

Ein Dach überm Kopf, Lebensmittel – kaum zu bezahlen. Vor allem für jemanden, der gerade ganztags um sein Kind kämpft und kein Einkommen hat. Es kommen hinzu: die Kosten für das Sorgerechtsverfahren vor dem chinesischen Gericht.

Die Heckners kamen daher zwischen den Jahren auf diese Idee: Warum an Silvester böllern, wenn man das Geld auch der Mutter zukommen lassen kann? In den OVB-Heimatzeitungen schalteten sie eine kleine Anzeige und warben um Unterstützung. Motto: Malena will heim! „So viel Geld ist nicht zusammengekommen“, räumt Hilga Thieme-Heckner ein.

Allerdings: Das Ehepaar lenkte mit seiner Silvester-Spende die Aufmerksamkeit wieder auf das Drama am andern Ende der Welt. Auch auf anderen Wegen helfen Freunde. Sie haben eine Online-Petition gestartet, über 60000 Menschen haben bereits unterschrieben. Menschen helfen mit Rat und Tat, sammeln Geld für die Mutter. Über 12000 Euro etwa sind bislang über Crowdfunding zusammengekommen.

Aber auch aus der Politik erhält Tanja G. Rückenwind. „Das Schicksal von Frau G. und ihrer Tochter Malena bewegt mich sehr“, sagt die SPD-Bundestagsabgeordnete Bärbel Kofler. „Ich stehe seit längerer Zeit mit Frau G. im direkten Austausch und unterstütze sie, soweit mir das möglich ist.“

Unterstützung
aus dem Bundestag

Über Facebook hatte sich auch schon Koflers CSU-Kollegin Daniela Ludwig geäußert und zur Unterstützung für die Mutter und vor allem für Malena aufgerufen. „Die Sache ist nun in den Händen der Justiz“, sagt die Rosenheimer Bundestagsabgeordnete auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen. „Aber ich persönlich drücke ihr die Daumen, schon als Mama von zwei Kindern kann ich mir lebhaft vorstellen, wie das für die beiden ist.“ Die Anstrengungen der Bekannten und Freunde beobachtet sie mit Respekt: „Toll, wie das Dorf zusammenrückt.“

Wie es dem Kind
wohl geht?

Vor allem lenkt Ludwig wie auch ihre SPD-Kollegin den Blick auf das Kind: „Mutter und Vater können sich irgendwie noch helfen, die sind erwachsen. Schlimm ist der ganze Streit für das Kind.“ Kofler wünscht sich für die Kleine „allerhöchste Priorität“.

Die Nachbarn machen sich derweil Sorgen. „Das bedrückt uns sehr“, sagt Hilga Thieme-Heckner. Wo die kleine Malena wohl gerade untergebracht ist, fragt sie sich, und ob sie nicht ganz arg ihre Freunde aus dem Kindergarten vermisst? Denn die meiste Zeit ihres Lebens, da sind sich die Heckners gewiss, hat Malena in Oberbayern zugebracht. „Sie hat sogar Bayerisch gesprochen“, sagt Hilga Thieme-Heckner.

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