Riedering – „Ich fühle mich gut“, strahlt die Jubilarin Therese Güntner. „Vor ein paar Jahren hätte ich nicht geglaubt, dass ich die 100 schaffe.“ Nach einem Oberschenkelhalsbruch vor drei Jahren hatte sie sich mit eisernem Willen wieder aufgerappelt, seitdem ist sie wieder mobil. Dass sie geistig topfit ist, beweist sie bei der kleinen Kaffeerunde, bei der neben ihren drei Nichten und deren Ehemännern auch Riederings Bürgermeister Josef Häusler zu Gast ist.
Mit Rock beim
Skispringen
Dort, in trauter Runde im Haus Renate, erzählt sie in großen Zusammenhängen aus ihrem Leben. Geboren als jüngstes von insgesamt neun Kindern in Törwang, verbrachte sie glückliche Kindheitsjahre auf dem Samerberg: „Im Winter waren wir jeden Nachmittag beim Skifahren. Und beim Skispringen bin ich regelmäßig Erste geworden. Das ist schon lustig, wenn man sich das heute vorstellt, denn ich habe damals einen Rock getragen.“ Die 100-Jährige muss heute noch schmunzeln, wenn sie daran denkt.
Später habe sie das Skifahren aber aufgegeben, weil „mein Mann das nie gelernt hat.“ Doch der Reihe nach. Nach der Schule kam sie zu ihrer Firmpatin nach Aschau, „deren Mann betrieb das erste Elektrizitätswerk in Aschau“, doch bald sei sie nach München gezogen. Dort arbeitete sie im Café und Hotel Deistler, erst im Service, dann habe sie Köchin gelernt und auch jahrelang als solche gearbeitet, „selbst als ich schon verheiratet war“. Als sie eine Lebensmittelallergie entwickelte, sattelte sie um und arbeitete bis zum Eintritt ins Rentenalter in der Poststelle bei Siemens.
Zusammen mit ihrem Mann sei sie viel gereist: „Von unserem ersparten Geld haben wir uns eine Horax gekauft. Und mit dem Motorrad haben wir viele Reisen nach Österreich, Frankreich, Italien, die Schweiz und Spanien unternommen.“ In den späteren Jahren kam dann ein Wohnwagen dazu, der später dann am Erlensee zum Wochenend-Domizil wurde.
Nachdem ihr Mann starb, habe sie einen Platz weiter mittig zugeteilt bekommen, doch dafür war der alte Wohnwagen zu groß: „Also habe ich mir mit 73 einen kleineren Wohnwagen gekauft, und mein Großneffe hat mir das Vorzelt ausgebaut.“ Erst mit 83 Jahren wurde Therese, oder Tante Resi, wie sie von ihrer Familie liebevoll gerufen wird, „sesshaft.“ Ins Augustinum nach München wollte sie nicht. „Das war mir zu groß und da hätte ich ja schon mit 80 einziehen müssen, aber da wollte ich noch nicht.“ Also sei sie ins Haus Elisabeth in Rosenheim gezogen, und später mit einem Teil der Hausgemeinschaft ins neugebaute Haus Renate in Riedering. Dort sei sie glücklich, sagt sie: „Vom zweiten Stock aus kann ich meine alte Heimat Samerberg sehen.“
Politisch engagiert sei die Jubilarin, entfährt es im weiteren Gespräch Bürgermeister Häusler. Kurz nach seinem Antritt 2008 als Bürgermeister habe sie ihn in seinem Büro aufgesucht und erklärt, dass eine Bank in Mitterfeld aufgestellt werden müsse. Denn: Ihr täglicher Spazierweg führe sie bis dahin und ehe sie umkehre, wolle sie die Aussicht genießen und ein wenig verschnaufen. Und da sie recht hartnäckig – „gefühlt alle zwei Tage“ – vorbeikam, habe der Bauhof schließlich eine Bank in Mitterfeld aufgestellt. Für eine Bushaltestelle beim Rewe an der Söllhubener Straße habe sie sich auch eingesetzt, so Häusler weiter. „Die Haltestelle ist Gold wert“, so die Jubilarin. Sie selbst habe oft den Bus nach Rosenheim genommen, um ihre Nichte zu besuchen.
Auch wenn oder gerade weil dem Ehepaar Gärtner eigene Kinder versagt blieben, sind ihr die drei Töchter ihrer nächst älteren Schwester Rosa samt deren großen Familien ans Herz gewachsen. „Heute mittag waren wir mit allen Essen und Kaffee trinken“, eine schöne große Runde sei da zu ihrem Geburtstag zusammengekommen. Und die Feier sei ihr auch nicht zu viel gewesen, meint sie.
Jeden Tag macht die Seniorin ein wenig Gymnastik und ab und an gönnt sie sich auch ein Glas Wein, einen Sekt oder einen Eierlikör. Das sei eigentlich alles, fürs Älterwerden gebe es auch kein Rezept, erklärt sie resolut.