Mitten im Satz ist der Faden gerissen

von Redaktion

Wer kennt das nicht: mitten im Satz ist der Faden weg. Die hundertfach gewählte Telefonnummer der besten Freundin – wie ausgelöscht. Damit muss sich niemand abfinden: Gedächtnistraining hilft.

Schechen-Hochstätt – Jeder von uns hat sich sicherlich schon einmal über sein zunehmend „schlechtes Gedächtnis“ geärgert und beklagt. Die gute Nachricht: Wie lange jemand geistig fit bleibt, lässt sich zum großen Teil selbst beeinflussen.

Das beschäftigte drei engagierte Frauen aus Hochstätt. Anni Haas, Rosi Dangl und Frieda Hörfurter. Sie besuchten 2002 eine Weiterbildung beim Bildungswerk Rosenheim zu diesem Thema. „Eigentlich wollte ich den Kurs für meine eigene Weiterbildung besuchen, nur um etwas für mich persönlich zu tun“ sagt Anni Haas. Wie sich herausstellte, richtete sich der Kurs aber an Personen, die sich als Kursleiter für Senioren-Gedächtnistraining ausbilden ließen.

Die Frauen packten die Gelegenheit beim Schopfe und entwarfen ein Programm für Senioren in Schechen. Seit nunmehr 16 Jahren bieten sie den Kurs mit fünf bis sechs Einheiten von jeweils zwei Stunden im Frühjahr und Herbst in Kooperation mit dem Bildungswerk Rosenheim an.

Die Gruppe sieht sich als eingeschworene Gemeinschaft. „Wenn eine Teilnehmerin fehlt, geht uns allen etwas ab“, so Rosi Dangl. So geht es ihnen bei diesem Treffen im Februar: Eine beliebte 94-jährige Teilnehmerin kann nicht mehr selbstständig mit dem Auto kommen und hinterlässt eine Lücke. „Schade ist auch, dass unser einziger Mann in der Runde nicht mehr dabei ist“, sagt Anni Haas. „Mit seinem Humor hat er uns alle sehr viel zum Lachen gebracht!“

Zum Lachen gibt es trotzdem viel in der Runde. Die Gruppengröße schwankt zwischen zehn und 18 Teilnehmerinnen. Die Jüngsten sind 68 Jahre. Alle kennen sich und so wird die Kaffeepause intensiv zum Austausch genutzt – auch das ist Gedächtnistraining. Selbstgebackenes Brot und Kuchen werden von den Teilnehmerinnen mitgebracht, Getränke über die kleine Aufwandsentschädigung des Bildungswerkes zur Verfügung gestellt.

„Wir haben kaum Kosten. Der Pfarrsaal in Hochstätt wird von der Pfarrei zur Verfügung gestellt, bei der Gemeinde können wir kostenlos kopieren“, freut sich Rosi Dangl.

Anni Haas hat sich vor ein paar Jahren entschlossen, eine zusätzliche Ausbildung zur Gedächtnistrainerin zu absolvieren. „Viele Ideen zur Gestaltung der Kurse bekomme ich regelmäßig über den „Bundesverband Gedächtnistraining“ und das bereichert unsere Inhalte enorm“, sagt sie.

Überhaupt begeistern die liebevoll aufbereiteten Bausteine der Kurse. Jedes Treffen hat sein eigenes Thema. Dieses Mal geht es um Hexen – schließlich ist Fasching. Begriffe mit festgelegten Buchstaben am Anfang und Ende werden gesucht. Zwei fast gleiche Bilder sind auf Unterschiede zu untersuchen – so manche Aufgabe kann schon eine Herausforderung werden.

Viele Freundschaften sind in dieser Gruppe entstanden. Zwei Frauen, die sich vorher nicht kannten, wurden unzertrennlich. Sie entwickelten eine Art Bildermemory, um zusammengesetzte Wörter anhand der Bilder zu finden. Jedes Teil wurde von den Frauen von Hand gemalt.

Am Ende der fünf oder sechs Einheiten wird richtig gefeiert und geschlemmt. „Auf diesen Ausflug zum Essen freuen sich alle schon am Anfang des Kurses“, so Rosi Dangl.

„Für mich ist der Kurs eine so schöne Abwechslung. Die Gespräche mit den anderen Teilnehmerinnen sind so anregend und ich erfahre über das Training immer etwas Neues – und das ist gut fürs Hirnkastl. Die Sachen, die mir mein Mann daheim erzählt, die kenne ich doch schon“, sagt eine Teilnehmerin mit einem herzlichen Lachen.

Anni Haas und Rosi Dangl ruhen sich auf ihrem Erfolg nicht aus. Sie haben noch viele Ideen und Pläne. „In Pfaffenhofen sind unsere Kurse leider nicht so angenommen worden. Aber demnächst wollen wir das Programm im „Seniorenwohnen der Modest-Mitterhuber-Stiftung“ in Schechen anbieten“, so die beiden aktiven Frauen. Sie leben das Motto „Geistig fit im Alter“ ihren Teilnehmerinnen beispielhaft vor.

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