Amerang – Die alte Posthalterei, im Ort besser bekannt als Rechl-Ökonomie oder ehemaliger Supermarkt, ist nicht nur ortsbildprägend, sondern auch ein Baudenkmal. Dieses Baudenkmals nehmen sich jetzt Peter Dörr und Richard Kröff an. Beide haben jahrzehntelange Erfahrung mit der Sanierung und dem Umbau von Altbauten und Baudenkmälern, in der alten Posthalterei sollen Wohnungen, ein Büro und ein Ladengeschäft entstehen, im Hof sind zudem ein Dreifamilienhaus und zwei Einfamilienhäuser vorgesehen. Der Bauantrag lag jetzt dem Gemeinderat vor.
Gespräche mit dem Landesamt für Denkmalpflege und der Unteren Denkmalschutzbehörde hatten Bauträger Dörr und Architekt Kröff schon geführt, „wir sind uns einig geworden“, so Dörr im Gemeinderat. Es gab schon eine Planung von Rudi Rechl, so Kröff, da habe das Landesamt in einigen Punkten Bauchweh gehabt, das sei aber beseitigt.
Aufgenommen hat Kröff die „geniale Idee“ den Hof der Posthalterei autofrei zu halten. Er wird allerdings unterkellert, eine Tiefgarage bietet 18 Stellplätze plus Kellerabteile für die Wohnungen. „In einem Gebäude von 52 auf 18 Meter haben viele Nutzungen Platz und damit brauchen wir viele Stellplätze“, so Kröff. 26 weitere Stellplätze können an der Zufahrt zur Tiefgarage sowie an der Bahnhofstraße entstehen.
Ein Teil des Gebäudes ist bereits saniert, Kröff hat „nur“ reichlich 20 auf 18 Meter umgestaltet. Im Erdgeschoss gibt es ein Gewölbe, das auf zwölf völlig unterschiedlichen Säulen ruht. Eines der Gewölbefelder musste für die Erschließung des Hauses geopfert werden, dort entstehen Treppenhaus und Lift – die Wohnungen sind allesamt barrierefrei geplant. Vier Wohnungen sind es pro Stockwerk, jede rund 90 Quadratmeter groß, jede mit Terrasse, Balkon oder Loggia. Eine zweite Passage im Gebäude sorgt für Durchlässigkeit hinüber zum Forellenweg. Dass diese Passage offen bleibt, von künftigen Wohnungseigentümern nicht geschlossen wird, dafür sorgt eine Dienstbarkeit, versicherte Dörr. Die bisher existierenden Anbauten an die alte Posthalterei – wie zum Beispiel das Kühlhaus des ehemaligen Supermarktes – werden abgerissen. Im – begrünten – Innenhof entstehen dafür direkt am Dorfbach zwei Einfamilienhäuser mit knapp 130 und 60 Quadratmetern sowie ein Dreifamilienhaus mit etwa 80 Quadratmetern pro Wohnung. Stilistisch in die Ameranger Ortsmitte und zur alten Posthalterei passend.
„Ich bin begeistert“, so Matthias Schmids spontane Reaktion. Dieses Vorhaben sei ein „ganz, ganz wichtiger Baustein“ dafür, dass das Dorfzentrum lebendig bleibt. Bürgermeister Gust Voit sprach von der wohl größten Innenverdichtung der letzten Jahrzehnte, war sehr angetan von den Planungen.
Zumal sich der Bauträger als sehr interessiert an pragmatischen Lösungen erwies. Denn zum Beispiel die Zufahrt zur Tiefgarage, die vom Forellenweg Richtung Innenhof führt und mittels Grunddienstbarkeit bereits festgehalten ist, muss ausgebaut werden. Da einigte man sich in der Sitzung darauf, dass die Straße vor Beginn der Bauarbeiten bis zur Tragschicht hergestellt wird, die Deckschicht kommt nach der Fertigstellung des Vorhabens. Und mit dem Nachbarn, der direkt an der Tiefgarageneinfahrt lebt, wird über Schall- und Blendschutz geredet, wie Dörr auf Nachfrage von Korbinian Hainz bekannt gab. Worauf sich Dörr nicht einlassen wollte, waren die von Schmid angefragten Duplexstellplätze in der Tiefgarage: Die seien hochproblematisch und würden oft nicht genutzt, weil die Leute zu lange warten müssten, bis sie ins Auto können.
Stellplätze an Bahnhofstraße
abends öffentlich?
Die Stellplätze entlang der Bahnhofstraße sollen den Gewerbeeinheiten (Praxis, Büro, vermutlich Apotheke) zugeordnet werden. Dann könnten sie ab etwa 19 Uhr bis in den frühen Morgen auch von Gästen der nahegelegenen Gastronomien benutzt werden.
Für Bauträger und Architekt ganz wichtig: Das Grundstück muss in den von der Gemeinde ausgewiesenen Sanierungsbereich aufgenommen werden.
Das beschloss der Gemeinderat genauso einstimmig, wie er die Baugenehmigung für die Sanierung der alten Posthalterei inklusive Ergänzung durch die drei Hofgebäude befürwortete.