Rohrdorf – Schnellen Schrittes kommt sie mit der Gitarre in der Hand auf die Bühne, macht ihr bekannt schelmisches Gesicht und hat ihr Publikum schon erobert. Wer so etwas kann? Martina Schwarzmann, die Kabarettistin mit dem untrüglichen Gespür für die täglichen Dramen im normalen Leben von ganz normalen Leuten.
Noch bevor sie mit ihrem Programm „genau Richtig!“ in der Turner-Hölzl-Halle in Rohrdorf so richtig loslegt, zeigt sie schon ihr Können. Sie ist schwanger. Das Bäuchlein ist auch trotz eines weiten Hängerchens nicht mehr zu vertuschen. Also spricht eine Martina Schwarzmann die nicht zu leugnende Tatsache gleich direkt an: „Ja, ihr braucht gar nicht zu tuscheln: Natürlich bin ich schwanger!“ Und damit niemand auf die Idee kommt, sein Smartphone zu zücken und ein Video zu drehen, verpackt sie das „Handy-Verbot“ gleich in einen Sketch – so von wegen jeder ist ausgeleuchtet, die Köpfe vorne und hinten, aber sie, die Akteurin auf der Bühne, natürlich nicht. „Also gleich lassen. Des Video schaut sowieso koana mehr o.“
Überhaupt ihr Dialekt. „I red immer so“, sagt sie im Kurzinterview hinterher. Sogar, wenn sie beispielsweise in Mönchengladbach auftritt. „Da red i nur langsamer, pro Halbzeit zehn Minuten länger. Aber verstehn tun die mi scho.“
Es ist ein bisschen ein domestiziertes Bairisch: Nicht zu gschert, nicht zu deftig, aber mit unverwechselbaren Ausdrucksweisen, die im Rohrdorfer Turner-Hölzl jeder mühelos versteht. Und nicht nur versteht, sondern sich damit auch gleich „zu Hause“ fühlt. Da sitzt die Martina Schwarzmann gewissermaßen direkt an der Eckbank in der Küche, quasi ein Familienmitglied, dem man nichts vormachen kann. Sie weiß ja eh, wie es zugeht.
Genau das macht sie für die rund 1000 Besucher im Saal von Anfang an so sympathisch. Sie redet, als ob sie vom Bauernhof nebenan kommt und alle Höhen und Tiefen schon erlebt hat. Und von so einer lässt man sich humorig, nachsichtig, pfiffig und schlagfertig die Leviten lesen.
Und sie spricht dabei nicht wie ein Maschinengewehr. Sie holt zwischendurch immer wieder Atem, überlegt, setzt ihre Pointen gezielt, gleichzeitig rhythmisch, fließend, ohne Lücken.
Doch das Umwerfendste sind ihre „intellektuellen“ Haken, die sie schlägt. Da kommt sie im Gespräch auf „die Asylanten“. Oje, jetzt geht’s gleich zum Fremdschämen oder zum oberlehrerhaften Diskurs, denkt sich der Zuschauer. Aber weit gefehlt: „Mir haben auch einen im Dorf“, sagt sie trocken. „Einen Preißn!“ Wunderbar!
Über den darf bekanntlich gelästert werden, was das Zeug hält. Über Politik will sie in ihrem Programm nicht reden. „Dieses Theater höre man doch eh andauernd“, sagt sie im Interview.
Sie singt lieber über Weiberstammtische, oder dass sie „jetzt do is“, schildert zwischendurch, wie gut sie das Lügen gelernt hat, erzählt datenschutzgerecht von ihren drei „minderjährigen Mitbewohnern“ im Haushalt, berichtet über allen Eltern bekannte Situationen beim Einkaufen oder im Schwimmbad. Da schreit der Jüngste: „I muss biesln“, natürlich ins Becken.
Sie fordert zu Toleranz auf, das auf Bairisch leben und leben lassen heißt, und gibt zum Schluss einen Tipp mit nach Hause: „Seid’s doch einfach mal nett mitanand!“