Aschau – „Herr Bürgermeister sprechen Sie mit uns, die Aschauer Bürger haben ein Recht zu erfahren, wie es nun mit dem Bau der Sporthalle weitergeht. Alle warten darauf.“ Eindringlich baten Gemeinderatsmitglied Georg Westenthanner und Franz Kratzer von der Aschauer Bürgerinitiative Sporthallenbau bei der Informationsveranstaltung zum Sporthallenneubau darum, zumindest einmal mit ihrer Argumentation angehört zu werden.
„Bürgermeister Solnar ist der Bürgermeister aller Aschauer Bürger, nicht nur der Interessensvertreter der FWG und des WSV. Er ist auch der Bürgermeister derer, die beim Bürgerentscheid gegen das Vorhaben gestimmt haben. In der Gemeinderatssitzung erklärte er: ,Wir alle sind der WSV‘. Dann muss aber auch die Frage erlaubt, wer sind dann die Mitglieder des Trachtenvereins und des Schützenvereins und die Mitglieder der übrigen mehr als 30 Vereine in unserer Gemeinde?“
Die derzeit bestehende und die beantragte Bauleitplanung „Sportgelände an der Schützenstraße“ werden den Anforderungen an das Vorhaben nicht gerecht. Ohne einen gültigen Bebauungsplan für das Gelände lasse sich kein Baurecht herstellen. Bisher könnte keine Halle – in welcher Form auch immer – gebaut werden. Auch die Auswirkungen auf die Schutzgüter Boden, Landschaftsbild und vor allem Pflanzen und Tiere wurden nach Ansicht der Initiatoren des Bürgerbegehrens in den bisherigen Darstellungen „verniedlicht und nicht ausreichend bewertet“.
Angepasste
Baugestaltung
Die Gemeinde habe nicht den Bau einer neuen Sporthalle als Ersatz für die bestehende mit 800 Quadratmetern Grundfläche geplant, sondern eine bedeutend größere mit 2730 Quadratmetern. Eine Reduzierung der Baugrenzen für eine rein funktionale 2,5-fach-Sporthalle um etwa 1000 Quadratmeter wäre bei einem Verzicht auf die Nebenräume und die überdimensionierten Gänge und Flure möglich. Damit würde dem Gebot einer angepassten Baugestaltung und einer schonenden Einbindung in das Orts- und Landschaftsbild nach dem Landesentwicklungsplan Rechnung getragen.
Auf eine zentrale Hackschnitzelheizung in einem separaten Gebäude mit 190 Quadratmetern sollte nach Einschätzung Westenthanners verzichtet werden. Auch dies würde den Belangen des Naturschutzes entgegenkommen. Ob der Betrieb einer zentralen Hackschnitzelheizung wirtschaftlich darstellbar ist, ist zweifelhaft. Ein auf den tatsächlichen Bedarf abgestimmtes energetisches Konzept unter der Berücksichtigung von Planänderungen, Einsparpotenzialen und Synergieeffekten sollte verwirklicht werden.
Das bestehende Vereinsheim des WSV Aschau ist ein Holzbau mit 200 Quadratmetern Grundfläche, der durch einen Neubau ersetzt werden könnte, so die Forderung. Da es sich dabei um keine Pflichtaufgabe handelt, könne die Gemeinde Aschau allerdings nur unterstützend mit einem Zuschuss oder Darlehen tätig werden. Eine vollständige Finanzierung durch die Gemeinde gegenüber den anderen Vereinen in der Gemeinde sei zu vertreten.
Die Gemeinde sollte mittel- beziehungsweise langfristig erreichen, im Bereich der Schützenstraße ein Sportzentrum zu schaffen. Dazu wäre es nach Ansicht Kratzers erforderlich, den Planungswillen der Gemeinde im neuen Flächennutzungsplan und natürlich auch im Bebauungsplan zu dokumentieren und zum Ausdruck zu bringen.
Hockeyplatz
fehlplatziert?
Der bestehende Hockeyplatz müsste von seinem jetzigen Standort weichen und an einer anderen Stelle des Sportzentrums angesiedelt werden. Zumal es sich hier um eine Sporteinrichtung handelt, die zwischen den bestehenden Kindergärten und der neu konzipierten Tagesklinik eigentlich fehlplatziert ist. „Schließlich“, so Franz Kratzer, „fehlt in der Begründung zum Bebauungsplan eine Ausweisung von ausreichend Stellplätzen; während die Gemeinde in ihrer eigenen Stellplatzverordnung 83 Stellplätze für die verschiedenen Einrichtungen auf dem Gelände fordert, sind nur 34 nachgewiesen.“
Auf dem Grundstück befinde sich ein alter ökologisch wertvoller Baumbestand. Von den etwa 50 großen Laubbäumen, hauptsächlich Buchen und Eichen, mit einem Stammumfang bis zu 3,50 Metern bleibe lediglich ein Rest von fünf bis sieben Altbäumen übrig. Alle anderen Bäume müssten dem Bau der von der Gemeinde geplanten Sporthalle weichen. „Jeder Laie kann sich vorstellen, dass Ersatzpflanzungen und Ausgleichsmaßnahmen gleich welcher Art, die jetzige Funktion für den Naturschutz und das Landschaftsbild nie ersetzen können“, so Kratzer. Umso wichtiger sei eine flächensparende und baumschonende Planung. Aus naturschutzfachlicher Sicht sollten daher die Baugrenzen dahingehend reduziert werden, indem lediglich eine rein funktionale 2,5-fach-Sporthalle, wie vom Bürger per Bürgerentscheid gefordert, geplant und gebaut wird.
Auch in der Kostenfrage gingen die Initiatoren des Bürgerbegehrens mit den bisherigen Planungen hart ins Gericht. „Wer soll das bezahlen?“ Der Verwaltungshaushalt habe sich von 2014 bis 2018 jedes Jahr um 600000 Euro erhöht, alleine die Personalkosten seien jährlich um 300000 Euro angestiegen. Im Vermögenshaushalt wurden jährlich rund sechs Millionen Euro ausgegeben. Die Gemeinde habe keinerlei Rücklagen.
„Wir werden eine Verschuldung erleben, wie sie Aschau noch nie gehabt hat“, befürchtet Kratzer. Darum täten die Verantwortlichen gut daran, alle Möglichkeiten auszuschöpfen, um so wirtschaftlich und sparsam wie möglich zu arbeiten.