Rohrdorf – Mit Conny Dunker ist das Amt des Behindertenbeauftragten in Rohrdorf nach dem Rückzug von Jakob Steiner nun wieder besetzt. Die 50-Jährige ist in der Gemeinde aufgewachsen, arbeitet im medizinischen Bereich, ist verheiratet und hat eine erwachsene Tochter. Ihr erstes Ehrenamt hatte Dunker bereits in ihrer Jugend, als Leiterin einer Jugendgruppe in der Katholischen Landjugendbewegung, übernommen. Später trainierte sie viele Jahre mit Unterstützung die Fußball-Mädchen-Mannschaft des TSV Rohrdorf-Thansau.
Frau Dunker, das Amt des Behindertenbeauftragten ist mit viel Arbeit verbunden. Was hat Sie dazu bewogen, sich um dieses Ehrenamt zu bewerben?
Als ich die Stellenanzeige auf der Homepage der Gemeinde gelesen habe, kam mir ganz spontan der Gedanke: Hier möchte ich tätig werden.
Worin sehen Sie primär Ihre Aufgabe?
Ich möchte eine Sensibilität schaffen zwischen Menschen mit und ohne Behinderung. Dies kann auf unterschiedliche Art und Weise geschehen. Vor allem möchte ich dabei helfen, das Leben für Menschen mit Beeinträchtigung in der Gemeinde zu erleichtern.
Nicht der Mensch mit Behinderung ist das Problem – sondern die Barriere. So hat es die bayerische Behindertenbeauftragte Irmgard Badura einmal formuliert. Hohe Bordsteine, zu kleine Schriften auf Hinweisschildern, fehlende Rampen, schwere Türen – oft sind es Kleinigkeiten, an denen Menschen mit Einschränkung scheitern. Was läuft da Ihrer Meinung nach gut in Rohrdorf? Wo besteht Nachholbedarf?
Wie Sie sagen, es sind tatsächlich oft Kleinigkeiten, an denen Menschen mit Behinderung scheitern. Nur, diese „Kleinigkeiten“ zu erkennen und aktiv anzugehen, ist ein großes Problem. Über vieles wird hinweggesehen, solange es einen nicht selbst betrifft. Da ich meine Tätigkeit erst beginne, kann ich zum Nachholbedarf nicht allzuviel sagen. Entscheidend ist aber, dass die Gemeinde Rohrdorf für die Problematik offen ist und auch zu einer Erleichterung beitragen möchte.
Behindert heißt ja nicht automatisch gehbehindert. Auch Sehbehinderte, Gehörlose oder Multiple-Sklerose-Patienten stehen oft vor unüberwindbaren Hürden, wenn es um die Teilhabe am „normalen“ Leben geht. Das fängt bei kleinen Schriften auf Elektrogeräten an und endet nicht bei widerspenstigen Aufreißbeuteln. Was ist Ihrer Ansicht nach das Wichtigste bei der Umsetzung der Barrierefreiheit?
Das oberste Ziel ist natürlich, möglichst viele Barriren zu erkennen und diese dann zu beseitigen.
Eine große Rolle beim Thema Behinderung spielen die Berührungsängste auf Seiten der Nicht-Behinderten. Wie können die Barrieren in den Köpfen der Menschen abgebaut werden, um den behinderten Mitbürgern die Teilhabe zu erleichtern?
Ein offener Umgang mit den Problemen von Menschen mit Behinderung könnte zu einem Umdenken in der Gesellschaft führen. Vor allem sollte man nie übersehen beziehungsweise verdrängen, dass es jeden treffen könnte – jederzeit. Ein Verkehrsunfall, ein Sportunfall oder auch eine Erkrankung kann das Leben eines jeden von einer Sekunde auf die andere grundlegend verändern. Ich denke, Berührungsängste abbauen kann man nur, wenn man aktiv etwas dagegen unternimmt. Bieten Sie doch einfach mal Ihre Hilfe beim Bewältigen eines Hindernisses an.
Als Ansprechpartner vor Ort informieren Sie Betroffene und ihre Familien auch über Hilfsangebote und Fördermöglichkeiten und beraten beispielsweise zum Thema barrierefreies Bauen. Wie können Behinderte und deren Angehörige Kontakt mit Ihnen aufnehmen?
Als Gemeindebürgerin kann man mich persönlich ansprechen. Außerdem bin ich telefonisch oder über eine Kontaktaufnahme über die Gemeindeverwaltung erreichbar. Die Kontaktdaten werden demnächst bekannt gegeben.
INTERVIEW MARISA PILGER