von Redaktion

Jugendhaus Haslau empfängt seit 50 Jahren Jugendgruppen aus der Region

Vom Bauernhof zum Jugendhaus: das Anwesen am Sagberg bei Frasdorf. Foto Angela Rothmayer

Klassenfahrt statt Kuhstall

Frasdorf – Als Markus den Ofen öffnet, beschlagen augenblicklich alle Fenster in der Küche. Im Raum verteilt sich der Geruch von Tomaten, Oregano und frischem Hefeteig. Es ist Donnerstagabend und die Kinder, die im Jugendhaus Haslau zu Gast sind, warten schon auf den kulinarischen Höhepunkt der Woche. „Wenn es Pizza gibt, sind sie ganz aus dem Häuschen“, sagt Markus und lacht, während er die Teller anrichtet und mit frischem Basilikum dekoriert. Er ist Koch und hat in der Topgastronomie gelernt – gesundes und frisches Essen für seine jungen Gäste zu servieren, ist ihm ein Anliegen.

Besuch von

Pfarrer Kronast

Das Jugendhaus Haslau am Sagberg in Frasdorf ist eine Institution: Weit über die Region hinaus bekannt – und das seit nun 50 Jahren. Der Gründer August Riepertinger erinnert sich noch genau: „Das war am 7. Oktober 1968, als Pfarrer Konrad Kronast zu uns ins Haus gekommen ist. Er war damals als Kaplan zuständig für die Jugendarbeit im Landkreis und hat ein Haus gesucht, in dem er Gruppenleiterkurse und Seminare veranstalten kann.“

Ziel der Seminare war, sich in Gemeinschaft zu üben, konstruktive Konfliktbewältigung zu lernen, sich wieder zu versöhnen und so das christliche Menschenbild zu vermitteln. Spontan entschied sich die Familie Rie-pertinger dazu, die kleine Landwirtschaft aufzugeben und ihr Haus zur Verfügung zu stellen. Sie waren damit echte Vorreiter: „Wir waren lange das einzige Jugendhaus, das von Privatleuten geführt wurde“, erzählt Riepertinger.

Das Jugendhaus war und ist ein Familienbetrieb. August und Gertraud Riepertinger haben schon damals für die Gäste gekocht und sich um alles gekümmert. Das war nicht immer leicht. Dass sich die Arbeit aber gelohnt hat, da ist sich Gertraud sicher: „Wir haben so viele Leute durch das Jugendhaus kennengelernt, die wir jetzt zu unseren besten Freunden zählen. Noch heute werde ich von ehemaligen Gästen angesprochen, die sich an die positive Atmosphäre erinnern. Das freut mich sehr.“

Nach abgeschlossener Ausbildung zur Hotelfachfrau und hauswirtschaftlichen Betriebsleiterin übernahm Tochter Monika 2003 mit ihrem Mann Markus Haberle das Jugendhaus. Seitdem hat sich einiges verändert: „Wir haben Personal eingestellt und das Haus renoviert und ausgebaut, sodass wir mehrere Gruppen gleichzeitig beherbergen können. Außerdem bieten wir jetzt zahlreiche Aktivitäten und Angebote rund um unser Haus für unsere Gäste an, davon auch viele mit pädagogischem Mehrwert“, erklärt Monika. Der Erfolg gibt den Betreibern recht: Die rund 80 Betten sind fast ein Jahr im Voraus schon ausgebucht, jährlich empfangen sie etwa 4000 Gäste.

80 Betten,

4000 Gäste

Darunter auch die Schüler des Ignaz-Günther-Gymnasiums. Schon seit zehn Jahren fahren die Rosenheimer nach Frasdorf ins Schullandheim. Marion Huber-Eck ist Lehrerin und gerade mit zwei sechsten Klassen im Jugendhaus Haslau zu Gast.

Den Aufenthalt hier genießt sie besonders. Nicht nur, weil die Kinder hier immer beschäftigt sind und die Lage mit Blick auf den Chiemgau so schön ist: „Alle sind total nett und es ist so familiär. Moni und Markus sind der Hammer, die kümmern sich wirklich um alles. Und das Essen erst – ein Traum!“

Erlebnistouren

im Wald

Rohrnudeln, Knödel-Trio, Thaicurry mit Gemüse und Fleisch, und das alles frisch gekocht, auf Wunsch vegetarisch, gluten- und laktosefrei: Was Gäste hier serviert bekommen, geht weit über gewöhnliches Jugendherbergsessen hinaus. Kein Wunder also, dass die Kinder essen, „bis der Tisch hergeht, quasi“, lacht Marion Huber-Eck. Bei den ganzen Erlebnistouren im Wald um das Haus herum und Führungen durch die hauseigene Schäfflerei haben die natürlich einen besonders großen Appetit.

Auch bei der Pizza wird ordentlich zugelangt: Nach fünf Minuten werden die ersten leeren Teller mit Komplimenten zurückgebracht. Aber Markus hat damit schon gerechnet. Zur Sicherheit hat er ganze zwölf Riesenbleche gemacht.

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