Kiefersfelden – Aus der Not eine Tugend machen – nach diesem Sprichwort scheint die Wiederbelebung der Evangelischen Kirche Kiefersfelden-Oberaudorf auf bestem Wege zu sein. Mehr oder weniger gezwungenermaßen haben Pfarrer Günter Nun und seine Mitstreiter aus dem Kirchenvorstand ein außergewöhnliches Konzept entwickelt, um in der 1600-Seelen-Gemeinde auch in Zukunft eine ausreichende kirchliche Betreuung, vor allem in Kiefersfelden, zu gewährleisten.
Im Fokus der Gedanken des Pfarrers steht, „der Kirche wieder einen Wert geben“. Das bedeutet, „sie wieder attraktiv und besuchenswert zu machen“. Obwohl die Kassen der Kirche eigentlich leer waren, nahmen die Initiatoren das Heft in die Hand, um die althergebrachte Struktur des Kirchenraums komplett neu und attraktiv zu gestalten, so dass sie nicht nur für Gottesdienste, sondern auch für Konzerte, Meditation, Ausstellungen und Kultur einen attraktiven Raum bietet.
Von Anfang an mit dabei war Kirchenpfleger Gerhard Dummeldinger, der mit seinen Ideen und fachlichem Wissen immer wieder neue Gedanken und Aspekte in den seit nunmehr zwei Jahre andauernden Umbau der „Erlöserkirche“ einbrachte. So fiel dem Konzept als erstes der Stein-Fliesenboden zum Opfer. Kalt und unwirtlich kam er daher und wird nun von einem lebendigen, anheimelnden Holzboden mit Einlegearbeiten überdeckt, auf dem die von ihrem steinernen Fundament gelösten Sitzbänke stehen.
Auch sind jetzt verschiedene, dem jeweiligen Anlass angepasste Sitzordnungen möglich. Frieren sollten die Kirchenbesucher schon gar nicht und daher kam ein pfiffiges Konzept einer an der Decke des Kirchenschiffs installierten Infrarot-Heizung zum Einsatz. Jetzt kommt also nicht nur Gottes Segen von oben, sondern die Wärme und füllt den Raum wohltuend aus, was die Besucher vor allem an kalten Wintertagen durchaus genießen.
Ins rechte Licht rückt die neue Beleuchtungskonzeption den Innenraum der Erlöserkirche. Ein weit ausladender Rundleuchter und die Deckenstrahler mit individueller Beleuchtungsmöglichkeit sind bei besonderen Anlässen wie bei Konzerten oder Ausstellungen gefragt und kommen auch beim Gottesdienst gut an. Ganz modern ist die Musikanlage, die über „Bluetooth“ gesteuert wird und für jeden nutzbar ist in einer Kirche, die sieben Tage die Woche und jeweils 24 Stunden geöffnet ist.
Riesenleinwand
und Soundanlage
Ganz neu ist auch die Möglichkeit, das Gotteshaus in ein Kino zu verwandeln. Mit versenkbarer Riesenleinwand, hochwertigem Beamer und moderner Soundanlage sind die technischen Voraussetzungen geschaffen, die ersten Filmabende kamen schon mal sehr gut an. Zu guter Letzt wurde eine „Willkommensecke“ geschaffen, die bei einer Tasse frisch aufgebrühten Kaffees oder Tees für Gespräche oder einfach nur zum Innehalten genutzt werden kann.
Damit war aber noch nicht Schluss, denn auch der Gemeinderaum wurde renoviert und die veraltete Küche komplett ausgetauscht. „Bei den vielfältigen Fertigungen wurde“, wie Pfarrer Nun festhält, „auf hochwertige Qualität der Materialien geachtet“.
Nahezu alle Arbeiten wurden dazu noch in Eigenregie ausgeführt, von einem hochmotivierten und fachkundige Team, mit Pfarrer Nun und Kirchenpfleger Gerhard Dummeldinger als Ideengeber und auch Vorarbeiter.
Rund 65000 Euro sind bisher in den Aus- und Umbau der Erlöserkirche geflossen, wovon 15000 Euro Zuschuss vom Kirchendekanat in Rosenheim kamen. „Das Geld stammt im Wesentlichen aus Rücklagen und Spenden, jetzt fehlen noch etwa 20000 Euro zum Ausgleich für die entnommenen Rücklagen“, so Pfarrer Günter Nun.
Aber was für ihn auch unterm Strich steht ist, „dass wieder deutlich mehr Leute in die Kirche kommen, es kommen auch Andere, nicht nur zum Beten, sondern zum Erleben“. Ebenso ist im Jugendbereich eine sichtbare Steigerung der Besucherzahlen zu erkennen, was das Kirchenoberhaupt auch darauf zurückführt, „dass der Weg des Umbaus vor allem von Jugendlichen aus unserer Kirche wahrgenommen und in vielen freiwilligen Arbeitsstunden untermauert worden ist. Es hat also die Jugend die Kirche mit umgebaut und sie identifiziert sich mit ihr“.
Genauso wie der gesamte Kirchenvorstand, der dieses große Projekt auf den Weg gebracht hat und die gesamte Zeit des Umbaus hinter dem Team gestanden ist. Die Erlöserkirche ist jetzt nicht nur für die heilige Messe nutzbar, auch Ausstellungen, Konzerte, Präsentationen finden in ihr Platz.
Vor allem aber ist sie auch ein Platz zum Beten oder einfach nur des Innehaltens. War vor der Neugestaltung noch die Schließung der Kirche als mögliche Alternative im Gespräch, ist sie „nach der Neugestaltung attraktiver denn je und auch für ein ganz neues Klientel interessant geworden“, so der Pfarrer.