Oberaudorf – Wie sich bald herausstellte, wurde es ein schwieriger Einsatz. Bereits nach wenigen Minuten rückten die ersten Bergretter von Oberaudorf zur Einsatzstelle Richtung Tatzelwurm Waldparkplatz vor. Parallel wurde vom Bergwacht-Einsatzleiter Lotter noch die Bergwacht-Canyoningrettung Hochland Ost alarmiert. Die ersten Einsatzkräfte konnten bereits nach 20 Minuten die Lage vor Ort erkunden und dem Einsatzleiter über Funk mitteilen.
Starke Regenfälle
Die beiden 42- und 41-jährigen Schluchtengeher aus Bad Aibling und Flintsbach waren vom Waldparkplatz in den wasserführenden Bachlauf des Auerbachs eingestiegen, um sich über die Tatzelwurm-Wasserfälle abzuseilen. Aufgrund der starken Regenfälle vom Vormittag führte der Bach eine große Wassermenge, die den beiden bereits nach der ersten Abseilstelle zum Verhängnis wurde. Eine entsprechend der Wassermenge große Strömung machte das Weiterkommen aus dem Becken bereits unterhalb des ersten Wasserfalls unmöglich.
Rückzug war ausgeschlossen, weil die beiden das Seil, welches zum Abseilen genutzt wurde, bereits vom Standplatz abgezogen hatten. Glücklicherweise konnten sich die beiden Männer am Rande des Wasserfalls eine Sicherung legen und per Mobiltelefon auf ihre missliche Lage aufmerksam machen.
Nachdem die Lage vor Ort erkundet war, entschied sich der Bergwacht-Einsatzleiter in Absprache mit den Spezialeinsatzkräften der Bergwacht-Canyonrettung für den Aufbau eines Dyneema- Seils, um die beiden, die im Auerbach feststeckten, seitlich aus der Schlucht zu retten. Dazu wurde ein Canyonretter zu den hilflosen Personen abgelassen, um diese dann in das Seil des Retters zu übernehmen.
Mit Flaschenzug
nach oben gezogen
Mithilfe eines Flaschenzuges wurden die beiden Schluchtengeher, begleitet vom Bergwacht-Canyonretter, durch die Einsatzkräfte nach oben gezogen. Der für den Notfall bereitstehende Bergwacht-Notarzt nahm die Geretteten sofort in Empfang, musste aber nach kurzem medizinischem Check nicht weiter tätig werden. Auch der zur Sicherheit abgestellte Rettungswagen konnte kurz nach der Personenrettung aus dem Einsatz entlassen werden.
Im Einsatz waren 18 Bergwacht-Einsatzkräfte, zehn Bergwacht-Canyonretter, der Bergwacht-Notarzt, die Polizeistreifen Kiefersfelden und Brannenburg sowie ein Rettungswagen.