Sensenmähkurs in Nussdorf

Vom richtigen Rhythmus in den Knien

von Redaktion

Es ist noch früher Morgen, als sich Mitglieder des Nußdorfer Obst- und Gartenbauvereins an der Streuobstwiese am Dorfrand treffen. Am Ende des Tages soll die Wiese gemäht sein und gleichzeitig wollten sie den Sensenmähkurs absolvieren.

Nußdorf – Die meisten von ihnen hatten eine eigene Sense dabei. Der eine ein altes Erbstück, noch vom Urgroßvater, und der andere eine moderne Sense aus Leichtmetall, gestern erst im Fachhandel erworben. Eines hatten die Sensen aber gemeinsam: „Vorsicht, das Sensenblatt ist scharf,“ mahnt bereits zu Beginn Kursleiter Sepp Gartner aus Söchtenau, Ehrenvorsitzender des Obst- und Gartenbaukreisverbands Rosenheim. So lernten die angehenden Sensenführer, dass eine gute Vorbereitung schon fast die halbe Mahd ist, denn es gibt bei dieser alten Mähkunst viel zu beachten. Dazu hatte der Sensenprofi eine Menge Tipps und Ratschläge dabei. Zum Beispiel sei gerade der frühe Morgen gut geeignet, weil dann die Wiesen von der Nacht noch etwas nass sind, was das Mähen erleichtere.

Unter den Teilnehmern war auch Maria Liegl, Vorsitzende des Nußdorfer Obst- und Gartenbauvereins. „Streuobstwiesen müssen fortlaufend gepflegt und bewirtschaftet werden. Alleine schon um den Artenreichtum der Pflanzen auf einer Streuobstwiese zu erhalten, die Blütenvielfalt zu fördern und die Wiese so für Insekten attraktiver zu machen“, erklärte sie.

Die kleinen Helfer im Garten, aber auch viele Kräuter würden davon profitieren, wenn Wiesen erst nach der Blüte gemäht werden. „Wer das macht, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus, über welch eine Artenvielfalt Wiesen verfügen können.“ Das steigere nicht nur ihre Qualität, sondern biete auch Nahrung für Insekten, die in den Gärten dringend benötigt werden, so Maria Liegl.

Schließlich lernten die Kursteilnehmer die richtige Haltung einzunehmen. Wichtig sei dabei, breitbeinig und weich in den Knien zu stehen und nicht der Kopf, sondern der Oberkörper müsse sich drehen. So sorgen die sich rhythmisch wiederholende Bewegung und das typisch leichte Mähgeräusch für ein angenehmes Hintergrundgeräusch. Ein Geräusch, das von einer Jahrhunderte alten Mähtradition zeugt, längst vergessen und einer modernen, industriell geprägten Landwirtschaft zum Opfer gefallen. Von den Geräuschen, aber auch von dem mittlerweile aufziehenden einmaligen Duft der frisch gemähten Wiese, fühlten sich einige Wanderer auf ihrem Weg hinauf zum Heuberg angezogen. „Toll, wie das duftet“, kam eine Besucherin aus Bielefeld ins Schwärmen. Allerdings käme diese Art der Gartengestaltung für sie nicht in Frage. Denn während sie den Heuberg erklimmt, würde ein Rasenroboter in ihrem Garten ganze Arbeit leisten und für einen schmucken Zierrasen sorgen.

Am Ende des Kurses, den alle Teilnehmer mit Bravour bestanden hatten, hatten die Gartenkinder noch ihr Vergnügen. „Damit das Gras gut trocknen kann, haben sie zum guten Schluss noch Heumandl aufgestellt“, freute sich Maria Liegl.stv

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