Oberaudorf – Als selbstständiger Bäckermeister und Inhaber des Gästehauses erfolgreich, im Vereinsleben von Niederaudorf als Blasmusikant, Feuerwehrmann, langjähriger Vorsitzender des Verkehrsvereins sowie als aktiver Trachtler rührig und als Kommunalpolitiker für seinen Heimatort engagiert – das war Sepp Böhm, der jetzt im Alter von 86 Jahren verstorben ist.
Entsprechend groß war die Schar der Trauernden bei der Beerdigung im Kirchenfriedhof von Niederaudorf. Auf dem letzten Erdenweg vom Waldfriedhof zur Dorfkirche führte die Musikkapelle Niederaudorf den langen Trauerzug an. Die Blaskapelle hatte schon zuvor den Seelengottesdienst in der Klosterkirche Reisach musikalisch gestaltet. Die Reisacher Karmelitenpatres Slawek und Pawel zelebrierten das Requiem.
Hansi Petrat, ein Enkel des Verstorbenen, zeichnete den Lebensweg des Verstorbenen nach. Aufgewachsen mit seinem Bruder Helmut in der Niederaudorfer Bäckerei traf ihn schon früh ein schwerer Schicksalsschlag: Der Vater wurde zu Kriegsende im Jahre 1945 mitten im Ort von einer Granate tödlich getroffen.
Alpinistische Höchstleistungen erbrachte Sepp Böhm bei seinen Hobbys Skibergsteigen und bei Kletterrouten. Für den Wintersportverein Oberaudorf war Böhm siegreich im alpinen Rennsport, zudem half er den Bürgern als einsatzfreudiger Feuerwehrmann in gefährlichen Situationen. Über allem stand doch das Bemühen um das Wohl seiner Familie.
Am Grab erinnerte Bürgermeister Hubert Wildgruber an das Wirken von Sepp Böhm als Gemeinderat, zuerst von 1966 bis 1972 für die Gemeinde Niederaudorf, nach der Gebietsreform von 1972 bis 1984 dann im Gremium von Oberaudorf. Als Dritter Bürgermeister waren ihm stets die Belange von Niederaudorf besonders wichtig. Nicht unerwähnt lies Wildgruber das Engagement als Mitglied der Lawinenkommission.
„Der Trachtenverein D’Brünnstoana hat mit Sepp Böhm einen treuen Heimatsohn verloren“, sagte Vorsitzender Markus Ziegaus, und verwies darauf, das Böhm „in jungen Jahren schneidiger Schuhplattler war und Sitt‘ und Tracht der Heimat schätzte“. Mit 17 Jahren lernte er das Klarinettenspiel bei der Musikkapelle Niederaudorf, deren Gründung 1934 von seinem Vater angeregt worden war. Später war Sepp, wie ihn seine Freunde nannten, führender Trompeter und tonsicherer Tenorhornist.
Als letzten Gruß spielte die Blaskapelle dem Ehrenmitglied den Bergsteigermarsch „Wohl ist die Welt so groß und weit“. Die Bergsteigergruppe Oberaudorf lobte den Verstorbenen Sepp Böhm als Gründungsmitglied und hob seine Verbundenheit zu Bayern und Tirol hervor. al